Coq 11
freiwillig zu spenden?«, fragte Carl besorgt.
Jelena arbeitete hoch konzentriert weiter. Es sah aus, als nähe sie einen Sack zusammen. »Dann verbrauche ich entweder die restlichen Blutkonserven. Es kann gut sein, dass sie reichen. Aber dann sind uns in der nächsten Krisensituation die Hände gebunden. Oder wir lassen den da sterben. Oder du besorgst mir Blut von den acht Männern an Bord, die die richtige Blutgruppe haben. Die Entscheidung liegt bei dir.«
»Wie viel Blut von jedem?«, fragte Carl.
»Fünfhundert Milliliter reichen.«
»Bis wann?«
»Wenn der Erste in zehn Minuten vor der Tür steht und seinen Ärmel hochkrempelt, ist es gut. Die anderen können sich gleich anstellen. Khadija kümmert sich um alles.«
»Ich verstehe«, sagte Carl und nahm in der Hoffnung, dass er selbst drauf stand, die Namensliste in die Hand. Aber so viel Glück hatte er nicht. Alle acht Männer waren recht untergeordnete Besatzungsmitglieder, drei Palästinenser und fünf Russen.
»Ich organisiere das. In zehn Minuten steht der erste Mann vor der Tür«, sagte er ohne Begeisterung und verließ leise den Raum.
Ihm war äußerst unbehaglich zumute, als er über Lautsprecher allen acht Männern befahl, sich unverzüglich in der Kommandozentrale einzufinden. Einige von ihnen schliefen vielleicht. Er rief nach dem wachhabenden Mannschaftsoffizier und bat ihn um den Dienstplan.
Nach wenigen Minuten trafen zwei Russen und ein Palästinenser ein.
Sofort erklärte er ihnen auf Russisch und Englisch, worum es ging. Die Botschaft war nicht schwer zu verstehen. Aber das war das geringste Problem.
»Unten im OP liegt ein Mann im Sterben. Er braucht genau das Blut, das Sie haben. Nur Sie können sein Leben retten. Ich bitte Sie um Ihre fast freiwillige Hilfe. Wer möchte sich vordrängeln?«
Einer der Russen streckte zögernd seine Hand in die Höhe, die Palästinenser starrten ihn feindselig an.
»Das ist gut, Grischin. Sie wissen, wo die Erste Hilfe ist. Man wird sich dort um Sie kümmern.«
Maschinist Grischin deutete einen militärischen Gruß an und machte sich ohne Enthusiasmus oder Eile auf den Weg. Im selben Moment traten der wachhabende Mannschaftsoffizier Gontjarenko, ein palästinensischer Taucher und zwei weitere Russen ein. Carl bat den Mannschaftsoffizier, diejenigen zu suchen, die noch fehlten. Die Matrosen unterhielten sich leise auf Russisch und Arabisch. Der palästinensische Taucher war Gruppenleiter und hätte um diese Zeit schlafen dürfen. Er sah nicht glücklich aus, als er hörte, worum es ging.
»Ist das in Anbetracht der Umstände nicht ein bisschen viel verlangt, Admiral?«, fragte er. Ihm war anzumerken, dass er um Fassung rang.
»Nein«, antwortete Carl. »Glauben Sie mir, Leutnant Hassan Abu Bakr. Sie haben heute unser aller Leben gerettet. Darüber reden wir später. Nun bitte ich Sie, noch ein Leben zu retten.«
»Der Admiral bittet mich?«
»Ja, ich möchte Ihnen keinen Befehl erteilen.«
»Und der Admiral meint, dass es richtig wäre?«
»Davon bin ich überzeugt. Ich bedaure, dass mein eigenes Blut nicht infrage kommt.«
Hassan Abu Bakr versank in Gedanken, vielleicht betete er. Nach einer Weile hob er den Kopf, atmete tief durch, sah Carl direkt in die Augen und legte die rechte Hand an die Schläfe.
»Okay, Admiral, ich nehme den Auftrag an!«
»Danke, Leutnant, stellen Sie sich in die Schlange vor dem OP.«
Damit war die Krise überstanden. Da sich die Ersten nicht geweigert hatten, machten die anderen auch keine Scherereien.
Carls nächste Aufgabe war einerseits leichter, andererseits noch schwieriger. Wenigstens war sie nicht so dringend. Der Oberleutnant, mit dem er nun sprechen musste, erwartete ihn in dem kleinen abgetrennten Bereich vor der Kommandozentrale, der den höchsten Offizieren an Bord als Versammlungsraum diente. Er war weiß im Gesicht und schien zu frösteln.
»Erlauben Sie mir, gleich zur Sache zu kommen, Oberleutnant«, sagte Carl seufzend und setzte sich. »Ihren Dienstgrad kann ich an Ihrer Uniform ablesen. Ich möchte aber auch Ihren Namen und Ihre Dienstnummer von Ihnen wissen.«
Der Mann schüttelte bloß den Kopf. Immerhin schien er Englisch zu verstehen.
»Machen Sie keine Schwierigkeiten, Oberleutnant«, fuhr Carl mit leiser Stimme fort. »Es ist fast unmöglich, dass ein israelischer U-Boot-Offizier kein Englisch versteht. Laut Genfer Abkommen habe ich das Recht, einem Kriegsgefangenen diese eine Frage zu stellen. Sie sind verpflichtet, mir eine
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