Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
nicht innerhalb der Reichweite von israelischen Jagdflugzeugen aufhalten. Was noch?«
    »Wie soll ich mein bisher eingespieltes Material an die Redaktion schicken?«
    »Ich fürchte, damit müssen wir uns noch gedulden. Wir werden immer wieder für kürzere Zeit an die Oberfläche gehen, damit Sie live senden und wir Nachrichten empfangen können.«
    »Und was passiert mit mir, meiner Assistentin und unserem gesamten Material?«
    »Sobald wir einen sicheren Hafen anlaufen, haben Sie und Ihre Assistentin die Wahl. Sie werden von dort aus mit Sicherheit all Ihre Aufnahmen an Ihre Redaktion schicken können. Ob die berühmteste Fernsehreporterin der Welt weiterhin Kriegsberichterstatterin vor Ort sein möchte, wenn wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Auftrag machen, ist eine andere Frage.«
    »Wann und wo legen wir an? Wie lautet der nächste Auftrag?«
    »In ungefähr zwei Wochen werden wir einen Hafen anlaufen. Den genauen Zeitpunkt und Ort kann oder vielmehr will ich Ihnen jetzt nicht sagen.«
    »Warum nicht? Ich kann doch sowieso nicht losrennen und es verbreiten.«
    »Doch. Sie werden morgen eine Live-Schaltung haben, und diese wird hoffentlich nicht die letzte sein. Außerdem werden Sie mehrmals mit Ihrer Redaktion telefonieren.«
    »Vertrauen Sie mir nicht?«
    »Vielleicht tue ich das, aber Sie sollen nicht einmal theoretisch die Möglichkeit haben, uns alle umzubringen, nur weil die Pres­sefreiheit ein heiliges Gut ist. Noch Fragen?«
    Es mussten noch einige praktische Dinge geklärt werden. Rashida Asafina wusste genauso gut wie Carl, dass sie mit diesem Knüller in Kürze weltberühmt werden würde. Diese Chance wollte sie nicht vermasseln.
    Sie wollte nur wissen, wie viel Zeit sie haben würde, um sich auf ihre eigene Sendung vorzubereiten, nachdem sie die Nachrichten auf CNN gesehen hatte. Sie musste wissen, welche Vermutungen und Spekulationen aus der bisherigen Berichterstattung sie gemeinsam mit Mouna al-Husseini korrigieren musste. Übrigens müsse Mouna vor dem Interview ebenfalls CNN gucken. Als Hintergrund für das Interview habe sie an die palästinensische Flagge am Turm des U-Boots gedacht.
    All dies sei kein Problem, meinte Carl. Die U-1 Jerusalem habe vorerst das Schlimmste überstanden. Man befände sich nun im Auge des Sturms. Viel kritischer sei die Lage da oben.
     
    Die Ansprache des Präsidenten sollte aus dem Treaty Room im ersten Obergeschoss des Weißen Hauses ausgestrahlt werden. Auf der rechten Seite hing ein Porträt von Präsident McKinley, der dem Raum seinen Namen gegeben hatte. Auf diesem Gemälde überwachte er die Unterzeichnung des Friedensabkommens im spanisch-amerikanischen Krieg.
    Während der Präsident in der Maske war, stürmte ein Mitarbeiter des Pressesprechers herein und berichtete aufgeregt, es seien Informationen durchgesickert und einer der Fernsehsender melde bereits die Nachricht vom bevorstehenden Krieg.
    »Diese Idioten haben immer noch nichts begriffen«, murrte der Präsident. »Dieser Krieg findet seit dem 11. September 2001 statt.«
    Betretenes Schweigen breitete sich unter dem guten Dutzend der Anwesenden aus. Nur Condoleezza Rice und Rumsfelds Staatssekretär Card flüsterten miteinander.
    »Worüber reden Sie?«, fragte der Präsident ungehalten.
    »Über das Pentagon, Mr President«, antwortete Condoleezza Rice mit einer kalten Zurückhaltung in der Stimme, die der Präsident gut kannte. So klang sie, wenn sie wütend war.
    »Aha. Und was ist mit dem Pentagon?«, fragte er.
    »Es will mehr Beschlussrecht.«
    »Ich habe denen deutlich gesagt, dass sie so viel Beschlussrecht haben, wie sie brauchen. Hauptsache, wir vermeiden grö­ßere Kollateralschäden. Der Rest interessiert mich im Augen­blick nicht.«
    Erneut breitete sich Schweigen aus. Es waren noch zehn Minuten bis zur Sendung, der Stab zog sich allmählich zurück. Bush beklagte sich über einen rhythmisch wiederkehrenden Fehler auf dem Teleprompter und bekam ein Glas Wasser. Wieder Stille.
    »Sind wir hier auf einer Beerdigung?«, scherzte der Präsident. »So etwas machen wir doch nicht zum ersten Mal. Wo waren Sie eigentlich bei meiner letzten Joggingrunde, Big Al?«
    Die Frage war an einen der Sicherheitsbeamten gerichtet. Er teilte mit, dass es nicht seine Schicht gewesen sei, dass er aber vor einigen Tagen eine Meile in fünf Minuten geschafft habe. Der Präsident stimmte ihm zu, das sei ausgezeichnet, er selbst sei allerdings kürzlich drei Meilen in einundzwanzig Minuten und sechs

Weitere Kostenlose Bücher