Coq 11
ein.
Der nächtliche Angriff auf den Iran war nicht die wichtigste Meldung, geschweige denn die Ansprache des Präsidenten vom Vorabend. Unter dem flammenden Schriftzug ISRAELS 9/11 dröhnte stattdessen eine absolut niederschmetternde Neuigkeit.
Der unabhängige arabische Nachrichtensender Al-Dschasira hatte eine Korrespondentin an Bord des U-Boots, das als U-1 Jerusalem und »Flaggschiff der palästinensischen Flotte« vorgestellt wurde. Und dann kam der Einspieler, den man wahrscheinlich für teures Geld von Al-Dschasira gekauft hatte.
Eine forsche Reporterin stand vor dem Turm eines U-Boots, das sich in den Wellen bewegte, und berichtete live. Im Hintergrund die palästinensische Flagge. Sie berichtete, dieses U-Boot habe die israelische Flotte in Haifa und Aschdod ausradiert und vor dem Angriff siebenundzwanzig Seemeilen vor der israelischen Küste das U-Boot Tekuma versenkt.
Man habe neun Überlebende der Tekuma als Kriegsgefangene an Bord. Zwei von ihnen seien aufgrund von schweren inneren Verletzungen operiert worden. Alle Behauptungen der amerikanischen Regierung, es handle sich um ein iranisches U-Boot, seien unzutreffend.
Dann präsentierte die Reporterin eine Frau in Uniform. Sie sei die höchste politische Befehlshaberin an Bord der U-1 Jerusalem, General Mouna al-Husseini.
Condoleezza Rice saß kerzengerade auf der Bettkante und scheuchte den Zimmerkellner mit ihrem Frühstück hinaus, ohne den Blick vom Bildschirm abzuwenden.
Die Fernsehreporterin bat die Befehlshaberin, die durchgeführte Aktion mit eigenen Worten zu beschreiben. Die knappe Schilderung, die nun folgte, bestätigte Condies schlimmste Vermutungen.
»Warum hat die palästinensische Flotte diesen Angriff verübt?«, lautete die nächste Frage.
»Wir haben die israelische Flotte auf Befehl von Präsident Mahmud Abbas vernichtet, weil die Abriegelung des Gazastreifens anders anscheinend nicht aufgehoben werden kann. Präsident Abbas hat Israel mehrfach vor einem solchen Szenario gewarnt.«
»Woher haben Sie dieses U-Boot?«
»Die U-1 Jerusalem ist ein Gemeinschaftsprojekt von russischen und palästinensischen Wissenschaftlern. Die Grundkonstruktion stammt aus Russland, aber wir haben mit unseren eigenen Mitteln eine Reihe von Veränderungen und Verbesserungen vorgenommen.«
»Befinden sich auch Russen auf dem U-Boot?«
»Ja. Wir haben vier oder fünf verschiedene Nationalitäten an Bord, aber wir operieren unter palästinensischer Flagge und sonst nichts.«
»Haben die Russen eine übergeordnete Position?«
»Nein. Ich selbst bin die höchste politische Befehlshaberin an Bord und leite die Befehle des palästinensischen Präsidenten weiter. Unser höchster Offizier ist übrigens ein Amerikaner.«
»Führen Sie Nuklearwaffen mit sich?«
»Was pflegen amerikanische Generäle auf diese Frage zu antworten? Ich darf mich ausnahmsweise ihrer Ausdrucksweise anschließen. Wir verfügen über alle Waffen, die wir benötigen, um unsere Aufgaben zu erfüllen.«
»Laut amerikanischen Nachrichtensendern werden Sie von der gesamten amerikanischen Mittelmeerflotte gejagt. Präsident George W. Bush hat persönlich versprochen, Sie zu versenken. Möchten Sie einen Kommentar dazu abgeben?«
»Erstens führen wir Palästinenser keinen Krieg gegen die USA. Wir haben keinerlei Absicht, das Feuer auf amerikanische Schiffe zu eröffnen. Wenn man uns angreift, werden wir zurückschlagen, aber das ist etwas anderes. Im Übrigen hat der Präsident der Vereinigten Staaten diese Aussage getroffen, als er über unsere Identität nicht informiert war. Dass ein Angriff des Irans auf die Besatzungsmacht Israel eine solche Gegenreaktion hervorrufen könnte, ist in gewisser Weise nachvollziehbar. Aber da nun klar ist, dass wir Palästinenser sind, sieht die Sache vollkommen anders aus.«
»Warum das?«
»Weil wir das internationale Recht auf unserer Seite haben, der Iran nicht. Wir sind ein besetztes Volk, wir dürfen mit militärischen Mitteln gegen die Besatzungsmacht vorgehen.«
»Befürchten Sie nicht, dass die USA Sie angreifen werden, obwohl Sie im wahrsten Sinne des Wortes Flagge gezeigt haben?«
»Das hoffe ich wirklich nicht. Es liegt nicht in unserem Interesse, amerikanische Schiffe zu versenken.«
»Was wird als Nächstes passieren?«
»Diese Frage kann ich leider nicht beantworten. Da müssen Sie Mahmud Abbas fragen. Wir erwarten einen neuen Befehl unseres Präsidenten.«
Die Reporterin brachte das Interview nervös zum Abschluss,
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