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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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U-Boot-Jagd bat.
    »Mit Gottes Hilfe werden wir die Sache schon in Ordnung bringen, Condie«, gähnte der Präsident, dem fast die Augen zufielen.
    Es war mittlerweile nach zehn Uhr, und sie pflegte äußerst früh ins Bett zu gehen. Er solle sich vor dem ereignisreichen morgigen Tag lieber ausschlafen, schlug Condie vor und wünschte ihm eine gute Nacht. Er winkte ihr müde hinterher und sank zurück in seinen Sessel. Er hatte sich seinen Trainingsanzug angezogen, aber sie bezweifelte, dass er es noch bis zum Fitnessraum schaffen würde. Es war mit Sicherheit mühsam gewesen, diese Rede zu verfassen – mit so vielen Redenschreibern und Ratgebern, die alle eine eigene Meinung hatten.
    Sie deutete mit einer Handbewegung an, dass er gern sitzen bleiben könne. Schließlich kannte sie sich in diesem Haus ebenso gut aus wie er selbst und die erste Dame des Staates.
     
    Normalerweise fiel es Condoleezza Rice weder schwer einzuschlafen noch morgens um vier Uhr fünfundvierzig ohne We­cker aufzustehen. Aber in dieser Nacht war es anders.
    Sie musste mit den beiden Männern Tritt halten, denn die Ereignisse drohten eine Eigendynamik zu entwickeln, die unweigerlich zu einem weiteren schlecht vorbereiteten Krieg und neuen Soldaten in einem weiteren muslimischen Land führ­te. Sie glaubte Rummy nicht eine Sekunde, wenn er beschwor, das iranische Volk würde sich auf die Seite der Besatzer stellen und die verhassten religiösen Unterdrücker abschütteln. Das hatte er vor dem Irakkrieg auch behauptet.
    In gewissen Situationen hatten Dick und Rummy die Gabe, den Präsidenten vor sich herzutreiben. Georges Führungsstil hatte etwas Gehetztes an sich. Niemand wusste das besser als sie. Er brauchte Action und Lösungen, und wenn er einen Weg eingeschlagen hatte, preschte er voran, sah sich selten um und machte alle Zweifler und Bedenkenträger lächerlich. In so einer Situation galt jeder, der nicht hundertprozentig hinter ihm stand, schnell als Vaterlandsverräter. Er schien kein Zögern zu kennen, und seine knappen Erklärungen wirkten oft impulsiv. Genauso stellte er sich den wenigen ausgewählten Hofkorrespondenten dar, wenn er hin und wieder ein Interview gab. »Ich verlasse mich auf meinen Instinkt«, war einer seiner Lieblingssätze.
    Sie kannte die Eigenheiten des Präsidenten. Sie dagegen war überzeugt, dass Zweifel einer nüchternen Politik durchaus dienlich sein konnten. Ihre Aufgabe bestand darin, die notwendige Besonnenheit zu wahren, zu warnen und manchmal auch Stopp zu sagen, um den Präsidenten zum Nachdenken zu bewegen.
    Man konnte allerdings nicht behaupten, dass sie mit ihrer Strategie am vergangenen Tag viel Erfolg gehabt hätte. Rummy war bereits von fünf verschiedenen Fernsehsendern ins Frühstücksfernsehen eingeladen worden, wo er sich mit dem effekti­ven Schlag gegen den Iran brüsten und nebenbei die eine oder andere Bemerkung fallen lassen würde, was die diplomatischen Spielchen im UN-Sicherheitsrat nicht unbedingt erleichterte. Was wiederum nach Ansicht von Rummy und Dick schon vorher klar war – es glich einer sich selbst erfüllenden Prophezeiung. Ein weiterer Beweis, dass sich die Vereinigten Staaten von Amerika auf niemanden außer Tony Blair verlassen konnten. Ein Gedankengang, der auch George ausgezeichnet in den Kram passte.
    Aus der Sicht von Condoleezza Rice konnten nur zwei Dinge die Situation retten. Erstens musste dieses U-Boot – oder die U-Boote – tatsächlich aus dem Iran stammen. Zweitens mussten sie es so schnell wie möglich zu fassen kriegen.
    Viel zu wenig Aufmerksamkeit hatte man der Behauptung des palästinensischen Präsidenten geschenkt, es handle sich um ein palästinensisches U-Boot, das den Angriff auf seinen ausdrücklichen Befehl hin durchgeführt habe. Rummy hatte höhnisch über die Terroristenführer gelacht, die sich immer gleich in den Vordergrund drängelten, um ein wenig Ruhm einzuheimsen. Laut CIA war diese Möglichkeit undenkbar.
    Irgendwie gelang es ihr schließlich, trotz der Grübeleien einzuschlafen, aber sie wurde in dieser Nacht mehrmals wach und verschlief am nächsten Morgen.
    Um fünf vor sechs rief ihr Staatssekretär an, entschuldigte sich verwundert und peinlich berührt, weil er sie geweckt hatte, bestand aber darauf, dass sie sich in wenigen Minuten die Nachrichten auf CBS angucke.
    Sie zog einen Bademantel über, bestellte Orangensaft, Naturjoghurt und koffeinfreien Kaffee beim Zimmerservice des Weißen Hauses und schaltete den Fernseher

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