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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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könnten ihnen sowohl Verbreitung von Kernwaffen als auch internationale Piraterie vorwerfen. Aber keinen Terrorismus. Ich möchte Ihnen übrigens ein Kompliment für die Formulierung machen, dass nicht jeder als Terrorist gelte, der heftiges Geschütz auffahre. Empfehlen Sie diese Punchline Ihren Redenschreibern, Mr President.«
    George W. Bush sah plötzlich recht zufrieden aus. Nicht nur, weil Condie ihn gelobt hatte, sondern weil sie ihm triftige Gründe geliefert hatte, dieses verdammte U-Boot zu jagen und zu killen.
    Der restliche Vormittag war der Frage gewidmet, wie man Israel mit einer neuen Flotte ausstatten konnte. Die Alternative, den Israelis die US Navy als permanenten Beschützer zur Seite zu stellen, konnte Condoleezza Rice abwenden. Damit hätten die Vereinigten Staaten von Amerika dem palästinensischen Volk formal den Krieg erklärt und ihnen das Recht erteilt, die amerikanische Flotte anzugreifen. Falls man nicht zuerst dieses U-Boot zerstörte, würde das Ganze womöglich mit einem Desaster enden.
    Die Initiative Russlands und der EU, dem Gazastreifen ein eigenes Territorialgewässer bis zu einer Grenze von drei Seemeilen vor der Küste zu garantieren, sorgte ebenfalls für Schwierigkeiten. Solche Zugeständnisse erweckten möglicherweise den Eindruck, Terrorismus lohne sich. Aber auch diesen Vorschlag konnte man mithilfe des Vetorechts im UN-Sicherheitsrat leicht blockieren.
    Die meisten Beschlüsse, die an diesem Tag gefasst wurden, entsprachen den Vorstellungen von Condoleezza Rice. Erstens würde man den halbherzigen Krieg gegen den Iran beenden, um eventuell zu einem späteren Zeitpunkt richtig zuzuschlagen.
    Zweitens würde man Mittel für den Aufbau einer neuen israelischen Flotte bereitstellen.
    Drittens würde man das U-Boot von nun an diskreter jagen.
    Das Mittagessen wurde um zwölf Uhr fünfundvierzig serviert. Anschließend empfahl der Präsident allen, sich einige Stunden freizunehmen, ein bisschen Sport zu treiben und mit einer klaren Haltung zu den Beschlüssen wiederzukommen.
    Am Nachmittag kam man noch einmal kurz zusammen. Der Präsident hatte sich nach seiner Laufrunde nicht umgezogen und prahlte damit, dass er seinen Bodyguard abgehängt habe. Immer noch stimmten alle den Beschlüssen des Vormittags zu.
    Cheney und Rumsfeld gaben sich auffällig zurückhaltend und verließen Camp David vor dem Abendessen. Am Abend saß Condoleezza Rice und spielte Evergreens wie Ol’ Man River, Nobody Knows the Trouble I’ve Seen und America the Beautiful, während Bush ganz in ihrer Nähe saß und sich einem komplizierten Pferdepuzzle widmete.
     
    Nach fünf Tagen Schweigen tauchte die U-1 Jerusalem mitten in der Nacht neben einem rostigen Fischtrawler unweit von Tunis auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich die amerikanische Mittelmeerflotte neu formiert und suchte nicht nur nördlich von Sizilien nach dem U-Boot, sondern deckte das gesamte Gebiet zwischen den Balearen und der Mittelmeermündung bei Gibraltar ab, damit die U-1 Jerusalem nicht entwischte. Diese Taktik war nicht dumm. Man hatte das U-Boot schließlich gesehen, und einige Touristen hatten es vor Capri sogar mit ihren Videokameras gefilmt – ganz in der Nähe von Neapel und dem in diesem Moment vollkommen ungeschützten Flugzeugträger USS Ronald Reagan.
    Wie die U-1 Jerusalem dorthin gekommen war, konnte sich niemand erklären. Aber es war eine Tatsache. Wie die Terroristen allerdings von dort weggekommen waren, könne man sich leicht ausrechnen, glaubten sowohl die Leitung der sechsten Flotte als auch das zuständige Zentralkommando CENTCOM und vor allem der Verteidigungsminister, der wieder einmal ein klares Bild vor Augen hatte: Das U-Boot konnte unmöglich die Straße von Messina passiert haben.
    Nachdem sie die Straße von Messina noch schneller und leichter als beim ersten Mal durchquert hatten, hatte man an Bord der U1 Jerusalem bemerkt, dass die wichtigste Verbindung zwischen dem westlichen und dem östlichen Mittelmeer, die Meerenge zwischen Tunesien und Sizilien, kaum noch bewacht wurde.
    Das Laden dauerte eine Weile. Am schwierigsten war es, den Treibstoff aus den Tanks und anschließend direkt aus den Fässern des Trawlers zu pumpen. Die frischen Vorräte dagegen, darunter eine Kiste Champagner, waren schnell hineingeschleppt.
    »Liebe U-Boot-Korrespondentinnen, jetzt kommt der Augenblick der Entscheidung«, sagte Carl. »Mit diesem Trawler sind Sie aus Tunis gekommen, und wenn Sie es wünschen, dürfen Sie nun mit

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