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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Vizepräsidenten Büffelbraten aßen, konnte er noch nicht beurteilen, ob sein Plan aufging. Das Gespräch wanderte unkonzentriert von einem Thema zum anderen, und niemand hatte seine Aufzeichnungen mitgebracht. Man sprach über den immer dringenderen Angriff auf den Iran, die notwendigen Vorbereitungen, dieses verfluchte U-Boot und die Rücktrittsdrohung des Flottenchefs. Der kompliziertesten Frage gingen alle lieber aus dem Weg: Sollten sich die Vereinigten Staaten von Amerika den Israelis voll und ganz zur Verfügung stellen und sich somit zu einem offiziellen Kriegsgegner der Palästinenser machen? Da George W. Bush das Gespräch offenbar zu schleppend und zäh vorkam, zog er sich früh zurück.
    Condoleezza Rice erlebte den Abend eher wie ein politisches Pendant der amerikanischen Sitte, am Abend vor einem Hochzeitsbankett eine Art Generalprobe zu veranstalten. Kurz nach dem Präsidenten entschuldigte auch sie sich und zog sich in ihre eigene Blockhütte zurück.
    Sie hatte eigentlich beabsichtigt, dem Fernseher zu widerstehen und sich stattdessen dem zweihundertzwanzig Seiten starken Bericht des Nachrichtendienstes der Flotte zu widmen, um ihren Vorsprung vor Rummy auszubauen und besser auf das morgige Treffen vorbereitet zu sein als er. Nachdem sie kurz mit sich gerungen hatte, zappte sie sich durch die Kanäle, um nach eventuellen Neuigkeiten zu fahnden, die für den nächsten Tag von Bedeutung waren.
    Tatsächlich. Während des mühsamen Gesprächs im Blockhaus des Vizepräsidenten war etwas passiert.
    Das U-Boot war wieder aufgetaucht, diesmal am helllichten Tag. Im Hintergrund fröhlich winkende Touristen. Zu allem Überfluss hatte sich das Spektakel direkt vor dem wichtigsten amerikanischen Flottenstützpunkt im Mittelmeer abgespielt. Das war nicht nur sagenhaft unverschämt. Das war nicht nur mutig. Das war ein politischer Schachzug von großer Genialität!
    Rummy hatte sich wieder einmal nicht zurückhalten können. Sie hatten sich zwar auf den Kompromiss geeinigt, das U-Boot vorerst nur zu suchen, aber Rummy hatte die irgendwo aufgeschnappte Formulierung mit der Flunder außerordentlich gut gefallen. Die würde man ihm nun wiederholt aufs Brot schmieren. Die Witzbolde in den Talkshows würden ihre helle Freude daran haben.
    Dass die besagte Flunder mit ihren hinlänglich bekannten Marschflugkörpern in Reichweite des Flugzeugträgers im Hafen von Neapel aufgetaucht war, sprach für sich. Die Botschaft war unmissverständlich. Sie hielten den Waffenstillstand ein und behandelten ihre Kriegsgefangenen gemäß den Abkommen.
    Die seemilitärische Geschicklichkeit der Gegner bezeugte auch der ausführliche Bericht, der vor ihr auf dem Couchtisch lag. Aber das war noch nicht alles. Die Feinde, wer immer hinter der Galionsfigur al-Husseini stecken mochte, waren auch in politischer Hinsicht geradezu teuflisch geschickt und verstanden es bravourös, sich die Medien zunutze zu machen.
    In Erwartung der abendlichen Talkshows stellte sie nur den Ton ab und überflog den Bericht des Flotten-Nachrichtendiens­tes.
    Admiral Georgi Triantafellu hätte eine Auszeichnung verdient, die noch erfunden werden musste. Als Rummy ihn rausschmeißen wollte, hatte er darum gebeten, den Präsidenten in einer äußerst wichtigen Angelegenheit treffen zu dürfen. Es gehe um Leben und Tod, sagte er gegenüber den Sekretärinnen des Weißen Hauses, und nicht zuletzt um seinen eigenen Abgang.
    Normalerweise hätte der Präsident eine solche Bitte mit der Begründung abgelehnt, der Admiral solle sich an den Verteidigungsminister wenden. Doch da Condoleezza Rice zufällig im Oval Office war, als die Sekretärin das Anliegen des Admirals vortrug, überredete sie den Präsidenten, dem persönlichen Ge­spräch zuzustimmen. Im Übrigen interessiere sie brennend, was der Admiral zu sagen habe. Georges Augenlider flatterten ein wenig, bevor er sich auf ihren Vorschlag einließ und er irgendeine Sitzung des Landwirtschaftsausschusses streichen ließ.
    Es erwies sich als Glücksgriff, vor allem, weil der Kerl sich nicht einschüchtern ließ. Wie zu erwarten, hörte George nicht gern von der Gefahr, dass die Jagd auf das palästinensische U-Boot mit einem versenkten Atom-U-Boot der Amerikaner enden könnte. Dass Triantafellu mit Rücktritt drohte, machte die Sache nicht angenehmer für George.
    Im Grunde hatte der rechtschaffene Triantafellu, ohne sich dessen bewusst zu sein, den Präsidenten erpresst.
    Wenn er zurückgetreten wäre, hätte er

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