Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
eine Pressekonferenz abhalten müssen – so weit hatte er anscheinend gar nicht gedacht –, und da hätten die Reporter der Nachrichtenagenturen innerhalb weniger Minuten die Wahrheit aus ihm herausgepresst. Die Wahrheit war, dass der Chef der amerikanischen Flotte sein Amt niederlegen wollte, weil er es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren konnte, das Leben von Amerikanern fahrlässig aufs Spiel zu setzen.
    Genau das hatte dieser Teufelskerl gesagt!
    George zeichnete sich zwar nicht durch die allerschnellste Auffassungsgabe aus, vor allem nicht unter Druck, aber das begriff er auf Anhieb. Er flehte den Admiral förmlich an, seinen Rücktritt zu überdenken, und gab ihm sein Wort, die U-Boot-Jagd auf der Stelle abzubrechen, bis man die Lage besser einschätzen und eine garantiert erfolgreiche Aktion ohne eigene Verluste durchführen könne.
    Es hatte keine Alternative gegeben. Dass Rummy, als er Wind von der Sache bekam, diesem Klatschmaul von Admiral – wie er laut brüllend verkündet hatte – am liebsten die Eier abgeschnitten hätte, war ein zwar peinliches, aber vergleichsweise geringfügiges Problem. Es war ein Riesenglück gewesen, dass dieser Triantafellu den Mumm gehabt hatte, dem Chef seine Admiralssterne auf den Tisch zu knallen.
    Als sie sah, dass David Letterman seine Talkshow mit einem Kescher über der Schulter einleitete, schaltete sie sofort zu Jay Leno um. Nun füllte ein Bild des Pentagon den Bildschirm, in der Mitte ein Porträt des Hausherrn mit der Unterschrift: Bin beim Angeln. Das Publikum brüllte vor Lachen.
    Der Feind hat die amerikanische Politik durchschaut, dachte sie zynisch. Laut Flottenbericht konnte sich kein amerikanischer Offizier an Bord des Terroristen-U-Boots befinden. Man hatte jeden amerikanischen Konteradmiral und die höheren Dienstgrade überprüft, auch diejenigen, die längst pensioniert waren. Es kam niemand infrage. An und für sich war das Ergebnis ein Trost, aber irgendjemand an Bord wusste ganz genau, wie man Krieg mithilfe der Medien führte. Wie man noch dazu die Medien des Feindes instrumentalisierte. Beeindruckend.
    Als sie am nächsten Morgen die Laurel Lodge von Camp David betrat, war sie gut ausgeschlafen. Ihr Staatssekretär hatte über Nacht ihre Aufzeichnungen ins Reine geschrieben. Sie fühlte sich bis unter die Zähne bewaffnet und hatte sich bereits die Beschlüsse notiert, die sie heute erreichen wollte.
    Wie immer begannen sie mit einer kleinen Andacht, in der sie den Herrgott baten, ihnen Kraft zu geben und sie zu leiten, damit sie Beschlüsse fassten, die der Freiheit dienten und sein Gefallen fanden.
    Das sogenannte Kriegskabinett trat im vertäfelten Saal zusammen und ließ sich an dem großen Holztisch nieder, der bei Bedarf auch zwei Dutzend Menschen Platz bot. Wie in Camp David üblich, trug man Cowboystiefel und Holzfällerhemden. George kam in Jeans und Bomberjacke.
    Der CIA-Chef hatte seinen Terrorexperten Cofer Black und Rumsfeld seinen noch blutrünstigeren Stellvertreter Paul Wolfo­witz mitgebracht, während Dick sich mit einem rangniedrigeren Assistenten begnügte.
    George W. Bush sprach einige einleitende Sätze, in denen er darauf hinwies, dass die Vereinigten Staaten den Krieg gegen den Terrorismus möglicherweise allein führen müssten. Dies sei aber kein Grund, den Kopf hängen zu lassen, da man ja glücklicherweise eben die Vereinigten Staaten von Amerika sei.
    Damit meinte er vermutlich, dass man nichts auf das geben sollte, was der Rest der Welt dachte, da man es sich zur Aufgabe gemacht hatte, den Krieg zu Ende zu bringen, und keinen Rückzieher machen durfte – schließlich war man Amerika.
    Rummy durfte die Diskussion beginnen. Selbst mit viel gutem Willen hätte man nicht behaupten können, dass er froh aussah. Er machte eine schwere Zeit durch, und die meisten am Tisch hatten schlicht Mitleid mit ihm.
    Er hatte nicht nur einen halben Krieg gegen den Iran angezettelt. So sehr die Regierung auch betonte, dieser Präventivschlag habe nichts mit dem palästinensischen U-Boot zu tun, die Medien im In- und Ausland waren sich in diesem Punkt weitgehend einig. Man hatte den Falschen erwischt.
    Anschließend war Rummy drauflosgestürmt, hatte den Untergang des Terroristen-U-Boots garantiert und zu allem Überfluss eine ganze Litanei von Scherzen über Flundern vom Stapel gelassen. Und nun musste die U-Boot-Jagd abgebrochen werden. Rumsfeld sprach sich für die einzige Vorgehensweise aus, die kurzfristig opportun erschien. Man

Weitere Kostenlose Bücher