Coq 11
habe die Angriffe auf den Iran mit dem Hinweis eingestellt, der Auftrag sei hiermit erledigt. Man habe dem Iran ohnehin nur eine Lektion erteilen wollen. Die Alternative, den Krieg mit halber Kraft fortzusetzen und ihn schrittweise bis zur Operation Extended Freedom eskalieren zu lassen, bestehe momentan nicht.
Man müsse den großen Angriff vorbereiten und warten, bis der Iran bewies, dass er aus der Lektion nichts gelernt hatte, indem er beispielsweise seine Anlagen zur Urananreicherung wieder aufbaute.
Was das U-Boot betreffe, so habe man den Streitkräften die Anweisung erteilt, es weder mit U-Booten noch mit herkömmlichen Schiffen anzugreifen. Man werde weiterhin intensiv nach dem U-Boot fanden und es mithilfe der Luftwaffe vernichten, sobald sich die Gelegenheit biete.
Nachdem Rumsfeld verstummt war, ergriff George W. Bush das Wort und zeigte hiermit, dass die Ausführungen Rumsfelds nicht diskutiert zu werden brauchten. Er wandte sich an den CIA-Chef und fragte, ob die CIA den Schlussfolgerungen zustimme, die der Nachrichtendienst der Flotte über das Terroristen-U-Boot gezogen habe.
Ja, das tue man im Wesentlichen, gab dieser zurück. Außerdem habe man keine Mühen gescheut, um den Namen des russischen U-Boot-Kapitäns herauszufinden. Relativ sichere Quellen gaben an, es handle sich um einen gewissen Kapitän zur See Anatolij Waleriwitsch Petrow, ehemaliger Kommandant des verunglückten Atom-U-Boots Kursk. Sofern es der Wahrheit entsprach, habe man es mit einem der besten U-Boot-Kapitäne Russlands zu tun. Er nämlich habe 1999 mit seiner Kursk der sechsten Flotte die Hosen heruntergezogen. Man messe diesen Informationen große Bedeutung bei, da sie für eine ernst zu nehmende russische Unterstützung des palästinensischen Terrorangriffs sprachen.
Anschließend gab der Präsident mit einem kurzen Nicken das Wort an Condoleezza Rice weiter. Offenbar wollte er, dass vor einer längeren Diskussion alle Karten auf dem Tisch lagen. Sie fühlte sich verpflichtet, als Erstes zu erklären, dass man die palästinensische Aktion nicht ohne Weiteres als Terrorakt bezeichnen könne.
Man solle sich beispielsweise die Resolution 1373 des UN-Sicherheitsrates ansehen, die am 28. September 2001, also kurz nach 9/11, verabschiedet worden sei.
In ihr werde beschlossen, gegen jegliche Art von terroristischen Aktivitäten mit allen Mitteln vorzugehen. Das Problem sei der Begriff »terroristische Aktivitäten«. In diesem Punkt könne keine internationale Einigkeit erzielt werden. Obwohl es immer noch keine allgemeingültige Definition des Terrorismus gebe, setze man üblicherweise voraus, dass die Angriffe sich gegen zivile Ziele richteten. Der Selbstmordattentäter in einem Café in Tel Aviv sei also eindeutig ein Terrorist. Bei demjenigen, der einen Lastwagen voll Sprengstoff in einen amerikanischen Militärstützpunkt lenkte, sei das nicht so leicht zu entscheiden.
Zumindest bisher hätten die Palästinenser ausschließlich militärische Ziele angegriffen. Es sei nicht nur schwierig, solche Aktionen als Terrorismus abzustempeln, sie seien aus völkerrechtlicher Sicht sogar berechtigt.
Noch weniger habe man gegen Russland in der Hand. Man könne den Russen nicht vorwerfen, eine Terrororganisation unterstützt zu haben, nur weil die Palästinenser keinen Staat hätten. Die Palästinenser bildeten ein Subjekt im völkerrechtlichen Sinne, und das sei im Prinzip das Gleiche wie ein Staat.
»Nun mal langsam mit den jungen Pferden«, unterbrach sie der Präsident. »Darf man diese Terroristen etwa nicht mehr Terroristen nennen, weil sie heftiges Geschütz auffahren und beispielsweise unsere Flotte plattmachen?«
»Nicht ganz, Mr President. Sollte das Terroristen-U-Boot uns angreifen, bräuchten wir nicht mehr hier zu sitzen und zu diskutieren, denn dann dürfen wir ihnen Atombomben auf den Kopf werfen, wenn wir wollen. Es sind aber militärische Ziele in Israel angegriffen worden. Daher haben sie bislang das Völkerrecht auf ihrer Seite.«
»Dürfen wir nicht einmal zum Präventivschlag ausholen?«, fragte der Präsident verärgert.
»Darauf wollte ich gerade zu sprechen kommen, Mr President. Wir könnten behaupten, dass wir vermuten, das U-Boot sei mit einem Atomreaktor ausgerüstet. Das würde mehreren Atomabkommen widersprechen. Wir könnten befürchten, dass es an Bord Atomwaffen gibt, die Dame hat sich in diesem Punkt ja nicht eindeutig geäußert. Wir könnten eine Untersuchung verlangen, und wir
Weitere Kostenlose Bücher