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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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wohlverdienten Sonntag kaputt machen. George arbeitete an Sonntagen sowieso äußerst ungern, weil er der Meinung war, der Tag des Herrn solle ein Ruhetag sein.
    Als ihr vor Lauschangriffen geschütztes Telefon im Wohnzimmer klingelte, schwante ihr noch nichts Böses. Sie nahm an, es wäre George, der irgendetwas mit ihr besprechen wolle, was er in der Post oder der Times gelesen hatte. In beiden Zeitungen standen sonntags ja höllisch fiese Kolumnen.
    Als jedoch ihr Staatssekretär am Apparat war und sie aufforderte, die Nachrichten einzuschalten, wurde ihr klar, dass etwas schiefgegangen war. Er wusste, dass sie sonntags niemals freiwillig fernsehen würde, und er wusste ebenfalls, dass er sie nur dann bitten durfte, es trotzdem zu tun, wenn es um etwas wirklich Wichtiges ging.
    Das war natürlich der Fall. Es war nicht nur wichtig, sondern, wie sie widerwillig zugeben musste, auch beeindruckend.
    Die U-1 Jerusalem glitt zu den Klängen der palästinensischen und südafrikanischen Nationalhymnen mitten in das Touristenparadies von Kapstadt hinein. An Deck stand in Reih und Glied eine Besatzung in tadellosen Uniformen, die äußerlich nichts mit Terroristen gemein hatte. Nelson Mandela, dieser freche Kerl, umarmte und küsste Madame Terror. Und dort lag gut sichtbar das U-Boot, etwas bauchiger und stromlinienförmiger als ameri­kanische U-Boote, soweit sie das beurteilen konnte. Mit seinem niedrigeren und weicher geformten Turm sah es einfach schöner aus. Dies war also das U-Boot, das die sechste Flotte im Mittel­meer angeblich umzingelt und praktisch vernichtet hatte. Die Bilder hatten eine beunruhigend starke Wirkung, die Terroristen wurden zu Kriegshelden, die Terroristen waren auf Staatsbesuch im wichtigsten Land Afrikas, und der palästinensische Präsident Mahmud Abbas – der eigentlich in Kairo über eine ägyptische Vermittlerrolle gegenüber den Vereinigten Staaten hätte verhandeln müssen – sah plötzlich aus wie ein richtiger Präsident.
    Während sie sich durch die wichtigsten Kanäle zappte, die alle den gleichen glasklaren Eindruck eines zwar sensationellen, aber ansonsten fast normalen Flottenbesuchs vermittelten, ging ihr der Begriff von der »weichen Macht« nicht aus dem Kopf, den Rummy fast zwanghaft verwendete.
    In den letzten Jahren hatte er oft beklagt, dass der Feind immer geschickter mit der weichen Macht umgehe. Niemand auf der Welt würde es wagen, sich der harten Macht zu widersetzen, die die Vereinigten Staaten von Amerika mithilfe ihrer Streitkräfte zu mobilisieren in der Lage seien. Aber immer wieder spiele einen der Gegner mit seinen weichen Druckmitteln sogar in der eigenen Verteidigungszone aus – er liebte es, sich in Sportmetaphern auszudrücken. Immer öfter würde das Machtspiel im Fernsehen ausgetragen, meinte er, und was momentan auf dem Bildschirm in der geräumigen, weißen Küche zu sehen war, schien Rummys bitterste Klagen zu bestätigen. Man konnte fast glauben, sie hätten sich einen Regisseur aus Hollywood geliehen. Jedenfalls wussten sie genau, was sie taten. Außerdem machten sie es nicht zum ersten Mal. Ein überwältigender Überraschungseffekt, perfektes Timing. Nach ostamerikanischer Zeit um acht Uhr morgens! In den nächsten fünf oder sechs Stunden würden sie in allen Medien der Welt ein Solo tanzen. Das war unerhört, nahezu erschreckend gut inszeniert.
    Sie sah eine Pressekonferenz des palästinensischen Präsidenten Mahmud Abbas, dann schaltete sie ab. Erstens statte er Südafrika einen offiziellen Besuch ab, um die langjährige Freundschaft zwischen der afrikanischen und der palästinensischen Freiheitsbewegung zu festigen, hatte er behauptet. Zweitens wolle man die acht israelischen Kriegsgefangenen übergeben. Sowohl Südafrika als auch die norwegische Regierung – die norwegische Regierung! Mischen die sich schon wieder ein? – würden sicherstellen, dass der Gefangenenaustausch zügig und korrekt abliefe. Drittens habe man nicht die geringsten Befürchtungen, dass die Amerikaner angreifen wür­den, da man kein feindliches Verhältnis zu den USA habe und außerdem die Inspektoren der IAEA erwarte – Scheiße, die denken an alles, zischte sie durch die fest zusammengebissenen Zähne –, und die Israelis würden sich mit Sicherheit nicht auf ein Gefecht mit südafrikanischen Jagdflugzeugen auf südafrikanischem Hoheitsgebiet einlassen.
    Hier hatte sie abgeschaltet, sich noch eine Tasse koffeinfreien Kaffee eingeschenkt und versuchte nun, ihre

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