Coq 11
Marschflugkörper würden reichen und das Problem mit dem Terror-U-Boot aus der Welt schaffen. Falls der Präsident einverstanden wäre, könne man die Operation in fünf Stunden starten.
George W. Bush stellte ein paar Fragen, die sich im Grunde nur auf das bisher Gesagte bezogen und daher auch keine neuen Antworten brachten. Condoleezza Rice wartete kühl ab. Genau darüber hatte sie sich auf der Fahrt Gedanken gemacht. Ihre Verantwortung für die Demokratie bestand darin, nicht den Kopf zu verlieren und dem Präsidenten zu helfen, die bestmöglichen Entscheidungen zu fällen. In der jetzigen Situation musste sie Rummy und Dick bremsen, die bereits die Kriegstrommeln rührten.
Der Präsident hatte sich nach vorn gebeugt und somit die Haltung eingenommen, die sein Hofberichterstatter Bob Woodward als »entschlossene Körpersprache« bezeichnete. Es bedeutete, dass er von seinen Jungs alle Argumente für einen Angriff hören wollte, bevor er Condoleezza einen steinharten Pass zuspielte. Kein Problem, dachte sie. Ich bin bereit.
Dick Cheney gab Rummy natürlich in allem recht. Man habe tatsächlich die Möglichkeit, einen Elfmeter zu schießen. Aber die Israelis würden schließlich auch CNN und sogar Al-Dschasira gucken. Ob man sich nicht einfach zurücklehnen und den Israelis die Arbeit überlassen solle?
Weiter kam er nicht, weil Rummy ihm ins Wort fiel. Die israelischen Kampfflugzeuge hätten ohne amerikanische Tankflugzeuge eine zu kurze Reichweite. Eine chirurgische Operation mit Marschflugkörpern sei definitiv vorzuziehen.
Nun ließ George W. Bush eine gar nicht so unintelligente Bemerkung fallen, stellte sie befriedigt fest. Das Terror-U-Boot habe seine Geiseln noch nicht freigelassen. Außerdem stelle er sich die Frage, was die Kernwaffen, die es laut Pentagon an Bord gab, im Falle eines Angriffs für Auswirkungen haben würden.
Rummy schmunzelte zufrieden. Die Terroristen würden die Geiseln innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden freilassen. Diese Zeit könne man für die Feinjustierung nutzen. Und eventuelle Kernwaffen würden bei einem chirurgischen Militärschlag nicht explodieren.
»Ganz richtig«, stimmte ihm Dick Cheney zu. Aber solle man nicht trotzdem in Erwägung ziehen, den Israelis mit einem Tankflugzeug behilflich zu sein? Über dem Indischen Ozean gebe es weder Fernsehkameras noch Reporter. Israel habe die meisten und besten Gründe für einen Angriff. Sie könnten das Problem selbst in die Hand nehmen und würden es – im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten – sicher gern in Kauf nehmen, dass sie sich damit unter diversen Afrikanern noch mehr Feinde machten.
Der Präsident runzelte die Stirn und blickte schräg nach oben, woran man erkennen konnte, dass er sich einer Entscheidung näherte. Was aus dem Blickwinkel von Condoleezza Rice äußerst alarmierend war. Er erteilte ihr immer noch nicht das Wort, sondern gab den Ball an den CIA-Chef weiter, der sich bislang nur durch sorgfältiges Abwischen der Schweißperlen auf seiner Stirn hervorgetan hatte.
»Und die Firma hatte auch keinen blassen Schimmer, dass sich das U-Boot im Atlantik und nicht im Mittelmeer befand?«, witzelte der Präsident. Eigentlich war diese Stichelei gegen Rummy und das Pentagon gerichtet, die das U-Boot ja beinahe im Mittelmeer geschnappt hätten.
»Nein, Mr President. Die Lokalisierung des U-Boots haben wir eher als Aufgabe des militärischen Nachrichtendienstes beziehungsweise des Flottennachrichtendienstes betrachtet. Und der NASA natürlich, die seltsamerweise nicht die geringsten Funksignale erfassen konnte. Allerdings haben wir einige neue Erkenntnisse über den Kommandanten an Bord, die möglicherweise von taktischer und politischer Bedeutung sind.«
»Nach einer fetten Beute hört sich das nicht an«, scherzte der Präsident. »Schießen Sie los.«
»Nun, Mr President, der Kommandant des Terror-U-Boots, Anatolij Waleriowitch Petrow, ist kürzlich zum Konteradmiral der russischen Flotte ernannt und außerdem mit dem Helden Russlands ausgezeichnet worden. Die Auszeichnung entspricht ungefähr unserer Medal of Honor, und das bedeutet …«
»Das ist ein ausgesprochen unpassender Vergleich!«, schnaubte der Präsident.
»Ich bitte um Verzeihung, Mr President. Ich habe nur zu sagen versucht, dass es sich um die höchste russische Auszeichnung handelt. Mr Putin misst der Terroroperation folglich große Bedeutung bei. Wir werden einen unserer Journalisten darauf ansetzen, aus diesem
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