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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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konnten.
    Carl rechnete vom dritten Tag an mit erhöhtem Sicherheitsrisiko. Denn dann würden als Touristen getarnte amerikanische und israelische Agenten kommen. Ein amerikanischer Journalist hatte sich schon auf der zweiten Pressekonferenz durch beharrliche Fragen nach Anatolijs Beförderung und Auszeichnung ver­raten. So etwas roch zehn Kilometer gegen den Wind nach CIA. Offensichtlich wollte man Präsident Putin auf die U-1 Jerusalem festnageln.
    Vom dritten Tag an riskierte man nicht nur Provokationen, sondern auch Sabotage. Am Rumpf des U-Boots mussten unbedingt Netze und einige andere Dinge befestigt werden, um unbefugte Machenschaften zu verhindern.
    Rashida Asafina rief aus Katar an und teilte mit, sie sei bereit, an einer weiteren Reise teilzunehmen, müsse aber einen anderen Kameramann mitbringen. Dagegen hatte Carl nur einen Einwand. Es müsse unbedingt eine weibliche Kamerafrau sein. Dies sei Voraussetzung. Eine nähere Begründung wollte er erst abgeben, wenn sie wieder auf See wären. Mit den Motiven, die sie ihm unterstellte, habe es allerdings garantiert nichts zu tun.
    Das U-Boot verfügte nun über einen Stromanschluss, war betankt und mit neuen Vorräten beladen worden. Der südafrikanische Winzerverband hatte ihnen ein großzügiges Weinsorti­ment geschenkt. Bis jetzt lief alles wunderbar. In wenigen Stunden würde er die anderen leitenden Offiziere in ein Fischrestaurant mit Meerblick einladen.
    Im Moment hatte er nur eine Sorge. Schließlich und endlich hatten die Leute angerufen, die seine Sekretärinnen auf keinen Fall hatten abwimmeln dürfen: Die Redaktion des CBS-Nach­richtenmagazins 60 Minutes wollte ihn vor Ort interviewen.
    Er hatte sofort den Hörer in die Hand genommen und gesagt, er stelle sich gern zur Verfügung, das Interview müsse allerdings innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden stattfin­den, da sich die U-1 Jerusalem voraussichtlich nicht mehr lange im Hafen aufhalten werde.
    Das war natürlich gelogen, weil Mounas Londonaufenthalt ihre Abreise verzögerte. Es bestand jedoch kein Anlass, den Lauschern von der National Security Agency den exakten Zeitpunkt zu verraten.
    Der Redaktionschef von 60 Minutes antwortete lässig, dies sei kein Problem, da sein Team in einer guten Stunde in Kapstadt landen würde.
    Früher oder später musste etwas passieren. Ihm war klar gewesen, dass man ihn augenblicklich identifizieren würde, wenn er im Blitzlichtgewitter an Land ging. So viele westliche Vizeadmirale gab es schließlich nicht, die ein Held Russlands waren. Logisch, dass die Medienmaschinerie vorübergehend von Mouna abließ und sich auf ihn stürzte. Doch selbst wenn der Reporter von 60 Minutes die Absicht hatte, ihn fertigzumachen und bloßzustellen – wovon er ausging –, hätte es das Bild, das die westliche Welt von ihm hatte, nicht verschlimmern können. Vor allem die amerikanischen Medien stellten ihn ausnahmslos als geistesgestörten, entlaufenen und gefährlichen Serienmörder da. So jemand war nicht gerade der Stolz der palästinensischen Flotte.
    Schließlich saß er einer amerikanischen Starreporterin und ihrem Kamerateam gegenüber. Den Vorschlag, das Interview an Bord zu führen, hatte er abgelehnt. Dort sei es einerseits zu eng, andererseits wolle er die Leute von der IAEA nicht bei der Arbeit stören.
    Wie erwartet, begann sie mit einer knallharten Frage.
    »Admiral Hamilton, Sie sind also ein Mörder, der vor einer lebenslangen Freiheitsstrafe in seinem Heimatland Schweden geflohen ist?«
    »Das trifft zu.«
    »Sie waren Chef der schwedischen Sicherheitspolizei Säpo, haben aber einen Großteil der Informanten Ihrer Organisation umgebracht?«
    »Auch das ist korrekt.«
    »Haben Sie vollkommen die Kontrolle verloren?«
    »Das könnte man so sagen. Die sizilianische Mafia hatte mei­ne Frau, mein Kind und meine Mutter ermordet. Aufgrund mei­nes militärischen Hintergrunds und meiner Selbstdisziplin war ich in der Lage, den äußeren Anschein zu erwecken, ich wäre relativ normal. Das war ich jedoch nachweislich nicht. Ich war eher psychotisch.«
    »Sind Sie behandelt worden?«
    »O ja. Für fachmännische Auskünfte wenden Sie sich bitte an Dr. Bloomstein in La Jolla. Er war sieben Jahre lang mein Therapeut. Hiermit entbinde ich ihn von seiner Schweigepflicht.«
    »Der Oberbefehlshaber des palästinensischen U-Boots ist also nicht geisteskrank?«
    »Nein. Meine Besatzung wäre über diese Frage vermutlich sehr verwundert. Ich bin für alle Operationen

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