Coq 11
versuchen, auch wenn das nicht gerade ihre stärkste Seite war.
Sie wartete, bis der Saal verstummt war, und legte dann sofort dar, warum der MI5 womöglich mehr Terroristen erzeugte, als er fing. Ausgangspunkt ihrer Argumentation war ein ägyptischer Offizierssohn namens Mustafa Kamel Mustafa aus Alexandria, der das Licht Gottes relativ spät im Leben geschaut hatte, nachdem er unter anderem eine Karriere als Rausschmeißer in einer Kneipe in Soho und eine Ehe garantiert nichtreligiöser Natur mit einer Engländerin namens Valerie Fleming hinter sich hatte. Mit anderen Worten, ein Mann aus Finsbury Park, der besser unter dem Namen Abu Hamza bekannt war.
Die folgenden Ausführungen über die Spielchen zwischen Medien, Politikern und folgsamen Beamten liefen passabel, mehr nicht. Der ein oder andere Seufzer machte ihr klar, dass es ungeschickt war, vor Leuten über Politik zu reden, die die Beschäftigung mit Politik prinzipiell ablehnten. Fast alle ihre westlichen Kollegen waren der Meinung, die von ihnen ausgeübte Tätigkeit sei eine analytische Wissenschaft, obwohl Sicherheits- und Nachrichtendienste ganz offensichtlich als Instrumente der Politik fungierten.
Aber Sturheit war hier die vollkommen falsche Taktik, stattdessen musste sie noch schneller als beabsichtigt zu ihrer wichtigsten Botschaft übergehen.
»Und damit, meine Herren«, sagte sie und machte eine lange Kunstpause, »kommen wir zu Ihrem ärgsten Feind, den Sie nicht sehen, den Sie unterschätzen und dem gegenüber Sie sich im schlimmsten Fall machtlos fühlen. Ja, ich spreche immer noch über unser großes gemeinsames Problem, den potenziellen einheimischen Terrorismus in Großbritannien. Meine Darstellung beginnt zwar 1917, aber ich kann Ihnen versichern, dass das Zuhören sich lohnt und dass ich in wenigen Minuten im London des Jahres 2005 angekommen sein werde.«
Und schon war sie in den Fall Husseini eingestiegen. Diese Geschichte begann tatsächlich im Jahr 1917, als die Palästinenser einen gewissen Mohammed al-Husseini, den Bruder des Großmuftis Hadschi Amin al-Husseini, von Jerusalem nach London geschickt hatten. Er sollte den britischen Außenminister, Lord Balfour, davon abbringen, den Juden das Palästina-Mandat zu geben. Großbritannien hatte ja ein Mandat über Palästina, nachdem es im Ersten Weltkrieg die Türken geschlagen hatte.
»Über die diplomatischen Fähigkeiten und Anstrengungen dieses Mohammed al-Husseini ist wenig bekannt. Tatsache ist jedoch, dass Lord Balfour nicht sonderlich beeindruckt gewesen sein kann, da er schließlich den Juden Palästina versprach.
Auf diesen Misserfolg hin beschloss Mohammed al-Husseini, nicht nach Palästina zurückzukehren und die Diplomatie an den Nagel zu hängen. Er hatte schon vorher begonnen, in London äußerst einträgliche Geschäfte zu machen. Dass er sich solche Freiheiten herausnehmen durfte, lag möglicherweise daran, dass er in Palästina beinahe so etwas wie ein Aristokrat war. Die Familie Husseini war angeblich mit dem Propheten, Friede sei mit ihm, verwandt.
Wir haben es hier also mit einem ungewöhnlich erfolgreichen arabischen Immigranten in London zu tun, übrigens einem britischen Staatsbürger. Er machte exzellente Geschäfte.
Und das soll mit Terrorismus zu tun haben? Ja. allerdings. 1920 jedoch hätte sich so etwas niemand träumen lassen. Damals kam ein Junge namens Ghassan als erstgeborener Sohn unseres geschätzten Mohammed al-Husseini zur Welt. Die Mutter war ein Mädchen aus bester Familie, das nur zu diesem Zweck aus Jerusalem herbeigeschafft worden war. Und die Geschäfte liefen weiterhin richtig gut. Der englische Zweig der Familie Husseini war nach dem Zweiten Weltkrieg, als Ghassans Sohn Abdullah geboren wurde, bereits vermögend.
Abdullah war der erste Spross der Immigrantenfamilie, der britischer wurde als die Briten. Er erwarb Montrose House in Kent und machte das Anwesen zum Familiensitz.
Abdullah, der seinen Vornamen übrigens zu Ab verkürzte und seinen Nachnamen in Howard änderte, war so durch und durch Engländer, dass er nie darüber hinwegkam, nicht geadelt worden zu sein. Er lebt zwar immer noch, aber da den britischen Behörden inzwischen bekannt ist, dass sein Familienname eigentlich Husseini lautet, ist an einen Adelstitel nicht mehr zu denken.
Somit wären wir beim Thema des Tages angelangt. Die Söhne Peter Feisal und John Marwan, beide mit Nachnamen Howard, wurden 1972 und 1973 geboren.
Die Brüder haben sich früh als
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