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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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hinterhältige Rekrutierungstaktik?
    Sie dachte eine Weile nach, nickte und setzte ein Lächeln auf, bevor sie seine Frage beantwortete.
    Doch, vielleicht. Jetzt, da alles geklappt habe. Aber nach ihrer Erfahrung verlaufe das Leben nie logisch und gradlinig. Bitte einen reichen Mann, der die Befreiungsbewegung unterstützt, um zehntausend Pfund für die gute Sache, vermutlich nur ein Bruchteil seines Vermögens, und er würde mit nein antworten.
    Er würde praktische Schwierigkeiten anführen, von technischen Problemen sprechen, behaupten, eine Überweisung würde ihn in eine verdächtige Lage bringen, vor allem in Zeiten allseitiger Überwachung und nach Abschaffung des Bankgeheimnisses. Auf der anderen Seite sei es aus genau diesem Grund verdächtig, eine so große Summe in bar abzuheben und sie in der Aktentasche aus der Bank zu tragen, als hätte man etwas Verbotenes im Sinn. Und falls sie sich Lösungen für diese kleinen, praktischen Probleme einfallen ließe, was ihr nicht schwer fiele, würde er neue praktische Einwände vorbringen.
    Ginge sie aber zu demselben Mann und fragte ihn, ob er sein Leben für die Freiheit Palästinas riskieren wolle, indem er mit etwas behilflich war, was nur er zu leisten imstande war, dann würde er erfahrungsgemäß nach kurzer Bedenkzeit mit Ja antworten – und zu seinem Wort stehen.
    Warum die Menschen so seien, auch gute Menschen wie der in ihrem Beispiel, wisse sie nicht. Sie habe es vorgezogen, ihn, seinen Bruder Marwan und Ibrahim erst nach einigen Umwegen zu fragen, ob sie bereit seien, ihr Leben für eine große Operation zu opfern. Und schließlich hätten sie, nach kurzem Zögern, die Frage mit Ja beantwortet. So seien die Menschen eben. Sie reagierten weder rational, intelligent, vorausschauend oder berechnend noch clever, sondern schlichtweg emotional. Aber immerhin habe es funktioniert, oder?
    Er musste jetzt an seine erste Nacht in einem kalten Schlafsaal in Eton denken. Er hatte dort mit elf Jungs gelegen, die älter als er gewesen waren und ihm klar gemacht hatten, dass die Jüngsten und Neuen gewisse, noch nicht näher erläuterte Pflichten hätten. Er hatte sich klein und sehr einsam gefühlt.
    Das war er nun nicht mehr. Aber auf merkwürdige Weise verband die damalige und die heutige Nacht mehr als nur die Tatsache, dass er nicht einschlafen konnte. In Eton hatte eine kaltherzige Hausvorsteherin, die die besonderen Schwierigkeiten der Neuen kannte, ihnen geraten, Schäfchen zu zählen.
    So etwas hatte er nicht mehr nötig. Seit seinem zweiten Jahr in Eton hatte er nie wieder Einschlafprobleme gehabt.
    Jetzt aber schlug er sich nicht mit Lämmern, sondern mit einer Frage herum, die unaufhörlich in seinem Kopf kreiste. Wenn sie zu ihm gekommen wäre wie zu dem reichen Mann und ihn um zehntausend Pfund für die palästinensische Sache gebeten hätte? Wenn sie mit offenen Karten gespielt, ihn angesprochen und ihn auf irgendeiner Parkbank oder in einem Restaurant ganz direkt gefragt hätte?
    Er hätte eine elegante, geradezu schöne Frau mittleren Alters vor sich gesehen, die ihm auf so kundige Weise ein kompliziertes technologisches Problem erläutert hätte, dass er ihr mit Sicherheit geglaubt hätte. Sie hätte ihn überzeugen können, dass gerade sein Fachwissen von Bedeutung war. Da sie ebenso überzeugend wie rhetorisch geschickt war, hätte es ihr wahrscheinlich keine Schwierigkeiten bereitet.
    Doch was, um Himmels willen, hätte er geantwortet? Würde er jetzt in derselben kurzen Koje neben zwei fremden Landsleuten zweihundert Meter unter der Wasseroberfläche liegen und sich auf dem Weg in die Barentssee befinden?
    Es war nicht unwahrscheinlich, dass er noch immer in pseudo-muslimischer Tracht durch London stolzieren und nach Gottes Stimme suchen würde. Er grinste über seine Untertreibung. Nicht unwahrscheinlich bedeutete ja genau das Gegenteil. Sie hatte ihn mit Gottes Hilfe hinters Licht geführt, der unmoralischste Betrug überhaupt, und er hatte dankbar eingewilligt. Was hatte er denn eigentlich gesucht? Hatte er Gottes Barmherzigkeit in Wahrheit erst durch Mouna al-Husseinis Trick gefunden? Und wäre Gott, wenn er zusähe, nicht wahrscheinlich amüsiert? Abu Ghassan zumindest hatte behauptet, Gott habe Humor.
    Es gab also einige ausgewachsene Schafe, die in dieser schlaflosen Nacht umhersprangen.
    Während Peter Feisal sich in der ersten Nacht hin und her wälzte, oder, besser gesagt, in seiner ersten Schlafschicht, denn Tag und Nacht gab es auf

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