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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Fachmann von der russischen Nordmeerflotte waren die Verführer. Er hatte das Gefühl gehabt, ein Raumschiff aus der Zukunft zu besteigen. Es war wie in einem Science-Fiction-Film; Instrumente und Bildschirme waren zwischen einem Wirrwarr von Kabeln aufgereiht, an denen gerade eine vollkommen neue Elektronik installiert wurde.
    Gänzlich in den Bann geschlagen war er gewesen, als ihm nach der Besichtigung des Monstrums klar geworden war, dass das Projekt tatsächlich durchführbar war.
    An diesem nachtschwarzen Novembernachmittag wollten sie einen Test durchführen, der zeigen sollte, ob das Resultat mona­telangen Grübelns, Diskutierens und Experimentierens in ihrem kleinen Labor auch in der Praxis funktionierte. Iwan Firsow und Boris Starschinow waren genauso optimistisch wie er; all ihre Computersimulationen zeigten, dass sie die entscheidenden Probleme gelöst hatten.
    Sie hatten sich eins der Trockendocks von Seweromorsk für ihr Experiment ausgeliehen. Es konnte selbst U-Boote aus der Anteus-Klasse aufnehmen, das gleiche Modell wie die Kursk, und wenn man das hundertachtzig Meter lange, dreißig Meter tiefe und vierzig Meter breite Becken mit Wasser füllte, entstand ein Raum, der dem Aktionsradius eines U-Boots entsprach. Denn die kleinen U-Boot-Modelle, die in diesem imaginären Meer agieren würden, waren nicht länger als einen Meter. Man musste alle Maße mit hundert multiplizieren. Ihr Versuchsmeer war also achtzehn Kilometer lang und im Verhältnis zu den U-Booten dreitausend Meter tief.
    Das Experiment setzte voraus, dass die Angestellten des Marinenachrichtendienstes vor der wissenschaftlichen Leitung geheim hielten, wann und wo sie die U-Boote zu Wasser lassen würden.
    Der Unterschied zwischen der Wirklichkeit und dem Versuchsmilieu bestand im großen Eisenanteil des Docks, das die Magnetsensoren beeinflusste. Diesen Faktor meinte man jedoch kompensiert zu haben.
    Bereits nach wenigen Minuten war klar, dass das Experiment ein Erfolg werden würde. Die Sonden, die durchs Wasser trieben, ließen das Trockendock auf ihren Bildschirmen Meter um Meter wachsen. Sie konnten einen vergessenen Schraubenschlüssel auf dem Grund erkennen und sogar auf einen Rost­fleck zoomen, der den Wasserverwirbelungen zufolge ein Leck verbarg. Die lautlosen kleinen U-Boot-Modelle zu erkennen, war überhaupt kein Problem. Sie konnten sogar die Ziffern auf den Türmen ablesen.
    Mit dem grünen Laser erreichte man eine mehr als hundertmal stärkere Wirkung als bisher. Das war ein wissenschaftlicher Durchbruch; diese bislang unüberwindliche Grenze zu überschreiten, war ein Traum der Menschheit, oder zumindest des Militärs: sie konnten unter Wasser weit sehen.
     
    In der folgenden Nacht tranken sie Wodka bis zur Besinnungslosigkeit und ließen Sünde Sünde sein und störten sich auch nicht an der eintönigen Folge von Wodkaflaschen, die von keinem einzigen kleinen Highland Park oder Macallan unterbrochen wurde.
    Zur Hölle mit der Sünde und dem bevorstehenden Kater, zumindest in diesem Moment. Sie hatten es nicht nur zu einem wissenschaftlichen Durchbruch gebracht, an dem allein man sich ohne einen Tropfen Wodka berauschen konnte. Sie hatten gezeigt, dass das Projekt wirklich durchführbar war.
    Das Monster trug einen etwas fantasielosen Namen. Die Russen nannten das Ding Projekt Pobjed, wenn er sich recht entsann. Das sollte »Projekt Sieg« bedeuten. Aber Peter Feisal hatte vorgeschlagen, dass man es zumindest in englischsprachigen Kreisen in »Viktoria« umbenennen sollte. Boris und Iwan hatten zunächst protestiert, weil es in ihren Ohren wie der affige Name einer alten Zarin oder Königin klang. Sie änderten jedoch ihre Meinung, als er sie in seinem ironisch übertriebenen Queen’s English darüber aufklärte, dass Viktoria das lateinische Wort für Sieg war.
    Den Russen gefiel es, wenn er die anglijskij gospodin, die englischen Gentlemen, parodierte. Seinen Bruder Marwan amüsierte es weniger. Schließlich parodiere er dabei auch sie beide, meinte Marwan. Und Peter Feisal spielte diese Rolle in einer Weise, dass die Grenze zwischen Parodie und Wirklichkeit tatsächlich nur noch schwer zu erkennen war.
    Möglicherweise endete dieser Abend, trotz des fantastischen Erfolgs, deshalb im Streit, weil Marwan so empfindlich war. Er hatte sich ein wenig über die Farben mokiert, die der Computer zustande brachte. Sein Bruder hatte zunächst versucht, das Selbstverständliche zu erklären, nämlich dass die Farben ein

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