Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
Vom Netzwerk:
wissen.
    »Wir sind nicht verfolgt worden, aber hundertprozentig kann man das nie wissen. Der nächste Schritt wird für dich leider etwas peinlich, aber ich hoffe, du verstehst uns. Du hast keine Kleinigkeit von uns verlangt.«
    Carl antwortete nicht, sondern wartete, wie es weitergehen würde.
    »Zunächst muß ich dich bitten, alle Kleidungsstücke auszuziehen und sie uns zu geben. Anschließend bekommst du von uns neue Kleidung. Bevor du die aber anziehst, wird dich ein Arzt untersuchen, ob du nun willst oder nicht. Damit wir auch weiterhin gut miteinander auskommen, hoffe ich, daß wir das so schnell wie möglich hinter uns bringen.«
    Carl ahnte, was passieren würde, und nickte. Er zog die Brieftasche heraus und entnahm ihr seinen Ausweis mit dem kleinen Reichswappen, den er neben die Brieftasche und die Armbanduhr auf die Schreibtischplatte legte.
    Dann zog er sich lautlos aus und legte die Kleider auf den Tisch vor dem Sofa.
    »Gut«, sagte der Mann, der sich Michel nannte, ging an die Tür und klopfte leicht. Zwei Männer traten ein, ein jüngerer und ein älterer. Beide trugen schwarze Kapuzen, die den ganzen Kopf verhüllten. Der jüngere Mann hatte eine Plastiktüte bei sich, in die er Carls Habseligkeiten hineinstopfte, nur die Brieftasche und den Ausweis nicht. Dann verschwand er und schloß wieder die Tür.
    Der ältere Mann in der schwarzen Kapuze trat an den Tisch und holte aus einer kleinen Tasche einige Geräte. Dann zog er sich einen dünnen Kunststoffhandschuh mit Vaseline an und wandte sich an Carl.
    »Ich bin Doktor Mahmoud und bitte wegen meiner merkwürdigen Erscheinung um Entschuldigung«, sagte er, »aber ich schlage vor, daß wir mit dem unangenehmsten Teil beginnen. Wollen Sie so freundlich sein, herzukommen, sich nach vorn zu beugen und die Beine zu spreizen.«
    Carl seufzte und zögerte kurz, bis er der Aufforderung nachkam. Es war das erste, zu seiner späteren Enttäuschung jedoch nicht das letztemal im Leben, daß er einer solchen Inspektion ausgesetzt wurde, die bei den Grenzkontrollen in Schweden sogar recht üblich war und vor allem oben im Untersuchungsgefängnis von Kronoberg, wo im Augenblick vier schwedische Palästina-Aktivisten als terrorist suspects einsaßen, obwohl dies nicht der rein formale Grund für ihr Einsitzen war. Die nächste Inspektion galt der Mundhöhle. Mit einem Zahnarztspiegel und einem scharfen Instrument prüfte der maskierte Arzt, der tatsächlich Arzt zu sein schien, Zahn für Zahn und machte sich an jeder Plombe zu schaffen, die er fand.
    Darauf wurden sämtliche Zehen und Fingernägel geprüft. Anschließend betastete der Arzt sorgfältig Carls Arme und Beine, suchte offensichtlich nach Anzeichen von Knochenbrüchen, bevor er fragte. Nein, Carl hatte sich nie etwas gebrochen.
    Darauf holte der Arzt einen Metalldetektor hervor, den er höher stellte, als wollte er die Lautstärke steigern. Damit suchte er Carl Quadratzentimeter um Quadratzentimeter ab. Damit war die Inspektion beendet. Der Arzt steckte seine Geräte in die Tasche, blieb auf dem Weg zur Tür neben dem Wachtposten mit dem halb verlegenen, halb ausdruckslosen Gesicht stehen und verbeugte sich höflich.
    »Es scheint alles in Ordnung zu sein. Ich danke Ihnen für Ihre freundliche Zusammenarbeit. Ich hoffe, daß für Sie alles gutgeht, worum es sich auch handeln mag, was ich leider nicht weiß, aber man wird Sie bestimmt nicht erschießen, da wir diese Untersuchung hinter uns gebracht haben. Also, auf Wiedersehen, mein Herr«, sagte der Arzt. Das Ganze wirkte absurd und komisch, da die gepflegte Sprache des Arztes in seltsamem Kontrast zu seiner schwarzen Kapuze stand. Dann klopfte der Arzt an die Tür und wurde hinausgelassen.
    Der Mann, der sich Michel nannte, trat ein und warf Carl einen kurzen Blick zu, den man möglicherweise als etwas verlegen deuten konnte.
    »Ich hoffe, du verstehst uns«, sagte er.
    Carl nickte. Im selben Moment ging dem Palästinenser mit dem Karabiner auf, daß Carl noch immer nackt war. Er ging schnell hinaus und kehrte mit einem Kleiderbündel zurück. Es waren grüne amerikanische Uniformteile von recht neuem Schnitt. Rang und Waffengattungsabzeichen waren entfernt worden. Die Kleidungsstücke schienen zur Ausrüstung eines Marineinfanteristen zu gehören. Mitten im Rücken des grünen Hemdes entdeckte Carl ein paar gestopfte Löcher, die wie Einschußlöcher aussahen, und schwache braune Farbe, die in der Wäsche nicht weggegangen war.
    Carl hielt es für

Weitere Kostenlose Bücher