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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Erkenntnisse der schwedischen Einwanderungsbehörden und der örtlichen Polizei, die sich schon bei den Anträgen auf Aufenthaltsgenehmigung ergeben hatten. Um als politische Flüchtlinge zu gelten, hatten sich die Palästinenser aus höchst natürlichen Gründen als so etwas wie Deserteure verschiedener palästinensischer Organisationen ausgegeben. Wenn man sie in den Nahen Osten zurückschicke, werde man sie in große Gefahr bringen; es war daher nur zu wahrscheinlich, daß sie ihre Tätigkeit oder Bedeutung für die verschiedenen Organisationen übertrieben hatten, und jetzt war es vor allem diese Organisationszugehörigkeit, die sie als Terroristen belastete.
    Wie nicht anders zu erwarten, hatten die sieben »interne Verbindungen zueinander«, das hieß im Klartext, sie kannten sich - und zwar besser, wenn sie sich räumlich nahe waren, und nicht etwa aufgrund gemeinsamer Sympathien für diese und jene Organisationen. So pflegten etwa die beiden am stärksten belasteten Sympathisanten des PFLP-General Command keinerlei Umgang mit den gleichermaßen belasteten Sympathisanten der ideologisch nahestehenden Organisation PFLP, sondern vielmehr mit den Al-Fatah-Anhängern. Da sie nämlich im selben Studentenwohnheim auf demselben Flur wohnten.
    Nun hatten die Ermittler geltend gemacht, gerade dies sei für die Al-Fatah-Anhänger besonders belastend. Man solle auch sie des Landes verweisen, obwohl die Al Fatah von der Regierung nicht als Terrororganisation eingestuft wurde.
    Man solle zu gegebener Zeit die Ausweisung aller sieben verlangen. Man könne sie zwar mehrere Monate in Polizeigewahrsam halten, da das Gesetz vorschreibe, daß der Sicherheitsdienst bei den Haftprüfungsterminen sowohl als Staatsanwalt wie auch als Richter auftritt. Näslund war in dieser Sache jedoch noch nicht beim Einwanderungsminister vorstellig geworden.
    Die Verbindungen zwischen den sieben Palästinensern und den vier festgenommenen Schweden waren, gelinde gesagt, dünn. Sie bestanden aus ein paar Telefongesprächen, die in diesem Zusammenhang völlig natürlich erschienen. (Wißt ihr etwas? Habt ihr gehört, was Rapport über die PFLP als mögliche Tätergruppe gesagt hat? Aha, über die PFLP ist kein Wort gefallen? Wird es Demonstrationen geben? Und so weiter.) Nach einem, wie sie nachträglich meinten, unnötig anstrengenden Arbeitstag waren Fristedt und Appeltoft wieder bei der Schlußfolgerung angelangt, die sie schon zu Beginn gemutmaßt hatten. Gegen die sieben Palästinenser hätte Näslund jederzeit zuschlagen können; sie hatten mit der Sache nichts zu tun. Es sollte nur so aussehen. Das war seine Methode, das war seine Medien-Show und sein Werbeapparat, da brauchte man sich nicht einzumischen. So hatte die Firma mit dem Kröcher-Dreh schon oft gehandelt.
    »Und wie sieht es jetzt aus?« fragte Fristedt, nachdem er an die Wand getreten war und die Bilder aller sieben Palästinenser entfernt hatte.
    »Jetzt bleibt noch die Ermittlung der Deutschen. Und dann noch Carl unten in Beirut, natürlich, aber das ist wohl kaum mehr als eine Vermutung?« erwiderte Appeltoft.
    »Scheint ein guter Mann zu sein, dieser Hamilton«, sagte Fristedt prüfend und zündete zum erstenmal an diesem Tag seine Pfeife an.
    »Schon, ich bin vielleicht etwas altmodisch, aber mir fällt es ein bißchen schwer zu kapieren, daß heute in der Firma Kommunisten arbeiten«, knurrte Appeltoft.
    »Durchaus, aber wir sind in diesem Job auch schon recht altgedient. Und der Ministerpräsident hat in seiner Umgebung ja auch ein paar Leute mit so einer Vergangenheit. Er ist jedenfalls keiner von Näslunds Zöglingen.«
    »Nein«, sagte Appeltoft, »das ist er ganz und gar nicht. Aber ich begreife nicht, wie zum Teufel er hier gelandet ist. Ein richtiger Polizist ist er ja auch nicht. Und seine Art, mit Waffen umzugehen, macht mich schon ein bißchen nachdenklich. Sind die dabei, hier eine neue Abteilung aufzubauen?«
    Diese Frage ließ sich nicht beantworten. Carl war jedenfalls keiner dieser jungen Halbakademiker, die Näslund für seine neue Garde rekrutierte und die gerade dabei waren, in der Firma das Ruder zu übernehmen. Im Augenblick gab es zwei solche Burschen, die neben Karl Alfredsson an Näslunds Stelle die Chefs spielten, da Näslund nach Hamburg geflogen war, um sich »über die Lage zu informieren«, das heißt, um sich im Glanz der Entdeckung zu sonnen, die er ironischerweise Carl Hamilton verdankte und die den deutschen Kollegen sicher viel Freude

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