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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Wenn du auf der Straße bist, gehst du nach rechts. Nach zwanzig Metern oder so findest du einen blauen Peugeot, und dort wartet Mouna. Sollte der Wagen mit dir und Mouna verfolgt werden, wirst du sterben. Sonst sehen wir uns später am Abend. Abgemacht?«
    Carl nickte, zog sich die Wildlederjacke und die Schuhe an und ging auf die Straße hinunter, ohne zu erwarten, daß der Mann, der sich Michel nannte, ihm folgte. Der blaue Wagen stand an dem angegebenen Platz. Er setzte sich neben Mouna auf den Beifahrersitz, die ihm wortlos eine schwarze Brille mit dunklen, breiten Seitenbügeln reichte, eine Brille, wie man sie manchmal bei Blinden sieht. Als Carl die Brille aufsetzte, wurde ihm das Blickfeld total verstellt. Die Brille hatte federnde Bügel und saß fest an den Ohren.
    »Statt einer Augenbinde, die würde bei Straßensperren zu merkwürdig aussehen«, sagte das neben ihm sitzende Mädchen und ließ den Wagen weich und ruhig anfahren.
    Carl spürte, wie der Wagen unaufhörlich mal nach links, mal nach rechts abbog, und dem Verkehrslärm entnahm er, daß die Fahrt auf Umwegen kreuz und quer durch die Innenstadt verlief. Nach fünf Minuten hörte er das Rauschen eines Funkgeräts, und das Mädchen, das sich Mouna nannte, antwortete etwas. Man vergewisserte sich offenbar, daß der Wagen nicht verfolgt wurde. So ging es etwa eine halbe Stunde, und Carl wurde schon unruhige, irgendein Polizeibeamter oder Milizangehöriger könnte auf den Einfall kommen, daß sich dieser Wagen mit dem seltsamen Fahrgast merkwürdig verhielt, und auf Grund dieser Beobachtung eine Verfolgung einleitete. Würde sie dann versuchen, ihn im Wagen zu erschießen? Nein, das war nicht sehr wahrscheinlich. Er versuchte sich zu erinnern, ob er gesehen hatte, wo die Handtasche lag, als er in den Wagen stieg. Er erinnerte sich nicht, die Tasche gesehen zu haben, und außerdem spielte das kaum eine Rolle, da sie die Waffe jetzt vermutlich woanders untergebracht hatte. Falls die Palästinenser etwas Verdächtiges entdeckt hätten, würde sie per Funk eine verschlüsselte Meldung erhalten und anschließend irgendwohin fahren und ihn bitten zu warten. Dann würde sie den Wagen verlassen und schnell davonlaufen. Würde man vielleicht per Funk eine Sprengladung im Kofferraum auslösen?
    Nein, dachte Carl. Es wäre ein unnötiges Risiko, in einem Wagen mit einer Sprengladung im Kofferraum herumzukutschieren, einmal wegen all dieser seltsamen Straßensperren, zum andern weil eine scharfgemachte Sprengladung aus vielerlei unerwünschten Gründen explodieren kann, vor allem, wenn sie per Funk zur Explosion gebracht werden soll (durch jeden beliebigen Sender in der Nähe, ein Taxifunkgerät, ein Polizeifunkgerät …).
    Carl wurde allmählich unbehaglich zumute. Würde er die Brille absetzen und das Mädchen außer Gefecht setzen, würde er eine sehr unangenehme Jagd vor sich haben.
    Der Wagen hielt.
    »Ich komme herum und hole dich, und dann führe ich dich in ein Haus«, sagte das Mädchen, das sich Mouna nannte.
    Carl stellte fest, daß sie sich in einem recht stillen Stadtviertel befanden.
    Das Hupen der Autos in dem dichten Innenstadtverkehr war nur entfernt zu hören. Er hatte das Gefühl, daß sie meist bergauf gefahren waren. Vielleicht befanden sie sich irgendwo … nein, der Wagen konnte kaum die Grenze zum christlichen Teil der Stadt überschritten haben? Er gab diese Überlegungen auf und ließ sich wie ein Blinder durch einen Hauseingang und zwei Treppen hinauf in eine Wohnung führen. Jemand schob ihn sanft auf ein Sofa. Kurz darauf nahm ihm ein anderer recht unsanft die Brille ab.
    Carl saß in einem Zimmer mit vernagelten Fenstern. Der Fußboden bestand aus weißen Steinplatten. Die Wände waren braungestrichenes Mauerwerk ohne jede Dekoration. Vor dem Sofa stand ein kleiner Tisch, und daneben befanden sich nur ein kleiner Schreibtisch aus braunem Kunststoff im Raum sowie ein paar Stühle. An der einen Tür saß ein junger Mann mit langem, lockigem Haar, einer grünen Uniform und einer AK 47 auf dem Schoß. Am Schreibtisch saß der Mann, der sich Michel nannte, und wandte Carl das Gesicht zu. Die anderen, die sich ebenfalls im Raum aufgehalten haben mußten, waren hinausgegangen und hatten die Tür geschlossen.
    »Wir haben ein Sofa reingestellt, damit du es etwas bequemer hast. Du wirst diesen Raum nämlich für einige Zeit nicht verlassen«, sagte Michel, sobald Carl ihn blinzelnd geortet hatte.
    »Was passiert dann?« wollte Carl

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