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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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außerhalb Israels können sie es mit Bomben versuchen, aber was machen sie mit den eineinhalb Millionen im Lande? Sollen sie etwa Gasöfen bauen? Das werden sie aus einer Menge von Gründen niemals tun. Nun, sollen sie dann einem jüdischen Staat mit arabischer Mehrheit entgegenblicken, Verhältnisse wie etwa in Südafrika?
    Und gleichzeitig eine Militärmaschinerie unterhalten, die nicht nur uns unter der Fuchtel hält, sondern auch potentielle Feinde unter den arabischen Staaten? Nein, mein Freund, die Zeit arbeitet für uns, genau wie Rashid sagt. Das heißt, wenn es uns gelingt zu überleben, und bislang haben wir das ja ganz gut geschafft. Es werden ständig mehr Palästinenser geboren als ermordet, das beste, um unsere Kampfmoral intakt zu halten. Wo stehst du selbst in diesem Kampf? Auf wessen Seite bist du?«
    »Wenn ihr meine Vergangenheit unter die Lupe genommen habt, wißt ihr das schon«, sagte Carl mürrisch. Er fühlte sich in dieser Diskussion allzu unterlegen, moralisch, taktisch und wissensmäßig.
    »Ja, wir wissen, daß du vor langer Zeit mal auf einem Links-Trip gewesen bist. Das ist aber schon lange her, und damals hast du noch nicht in einem der palästina-feindlichsten Sicherheitsdienste der Welt gearbeitet. Die Frage ist also ziemlich interessant«, fügte Rashid vorsichtig hinzu.
    »Wollt ihr eine diplomatische oder eine ehrliche Antwort?«
    wollte Carl wissen.
    »Erst die diplomatische Antwort, dann werden wir sehen«, sagte Mouna.
    Carl grübelte kurz. Jetzt ging es für ihn darum, sich nicht nur selbst zu verstehen, sondern auch für die beiden anderen richtig zu formulieren. Sie warteten mit sichtlichem Interesse.
    »Ich habe immer den Standpunkt vertreten, daß es nur eine vernünftige Lösung gibt: ein demokratisches Palästina mit gleichen Rechten für Juden und Araber. Rein moralisch ist das vielleicht noch immer die vernünftigste Antwort, die man geben kann.«
    »War das die diplomatische Antwort?« wollte Mouna wissen.
    Carl nickte.
    »Dann wollen wir die ehrliche Antwort wissen«, sagte Rashid.
    »Ich halte es aus sowohl praktischer wie psychologischer Sicht für unbillig zu verlangen, daß die Israelis sich sozusagen selbst abschaffen.
    Eine solche Forderung würde sich in ihrer Propaganda nur in eine Forderung nach Vernichtung der jüdischen Bevölkerung Israels verwandeln, nach physischer Vernichtung. Außerdem sind die Hälfte aller Israelis in Israel geboren, sie sind Israelis. Heute sieht meine ehrliche Meinung also so aus: Man sollte sich auf einen Palästinenserstaat an der Seite Israels einstellen.«
    »Ich bin nicht deiner Meinung, wie du sicher verstehst. Ich halte das nur für Heuchelei, da Israel eine solche Teilung nicht überleben würde. Aber wir sollten das Thema wechseln. Welchen Nutzen wird unser Material für dich haben, was meinst du?«
    Rashid machte den Eindruck, als bereute er, die politische Diskussion in Gang gebracht zu haben. Mouna beschäftigte sich mit ihren Fingernägeln, als ob sie sich tatsächlich dafür interessierte. Sie sah wirklich wie eine Krankenschwester aus. Es war fast unmöglich, sie sich als Operateur im Feld vorzustellen, vor allem auf einem der blutigsten Schlachtfelder der Weltkarte.
    Carl war dankbar, daß sich die Unterhaltung jetzt den praktischeren Dingen zuwandte.
    »Wenn eure Angaben korrekt sind, stoßen sie unsere Arbeitshypothese um.
    Aber andererseits bin ich auch hergekommen, weil ich diese Hypothese anzweifle, und das hat euch ermöglicht, in meiner Hose den Hinweis auf Wang Lee zu finden. Die Frage ist also sehr wichtig: Habt ihr mir korrekte Angaben gemacht oder nur Propaganda geliefert?«
    »Wir haben dir nach bestem Wissen geantwortet«, erwiderte Rashid ernst, »und das hätten wir wahrscheinlich auch dann getan, wenn diese Operation tatsächlich von Palästinensern geplant werden würde. Du brauchst für uns oder unsere Sache keine Sympathien zu haben, um das zu verstehen. Wir denken nämlich praktisch. Hier hat sich eine erste Möglichkeit einer Zusammenarbeit mit dem schwedischen Sicherheitsdienst eröffnet, was bislang ja ein Privileg Israels gewesen ist. Wir sehen es als Chance an, einen neuen Markt zu öffnen, und darum liefern wir das Beste, was wir haben.
    Zufrieden?«
    »Das ist eine sehr logische Antwort«, sagte Carl, »und ich hoffe, daß sie korrekt ist, denn es wird mir zu Hause schon schwer genug fallen, der Führungsspitze zu erklären, was ich hier getrieben habe.
    Und wenn ich dann mit

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