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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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zurückverfolgt worden. Alles dank dem palästinensischen Exil und Wang Lees Glücksversen.
    »Ich habe sie herausgetrennt, sie liegen in deinem Handgepäck. Du kannst sie ja lesen, wenn du chinesisch kannst«, sagte Mouna fröhlich. »Wenn du sie behalten willst, mußt du sie dir selbst wieder einnähen.«
    »Habt ihr die Kleider nach irgendeinem eingenähten Metallgegenstand abgesucht? Das hättet ihr auch auf andere Weise herausfinden können. Und wozu dieses verfluchte Mißtrauen gegenüber einem ganz normalen Schweden?« fragte Carl, während er Rashids Methode, Houmous zu essen, nachzuahmen versuchte.
    »Weil wir Experten im Überleben sind. Während der israelischen Besetzung Beiruts beispielsweise waren wir die ganze Zeit in der Stadt. Sie entdeckten unsere Archive, unsere Informationsbüros sowie die Forschungs und Ausbildungsstätten, aber Jihaz as Rased haben sie nie gefunden. Wir konnten uns nicht einfach nach Tunis zurückziehen, wie es ein großer Teil unserer Streitkräfte tun mußte. Es hätte zuviel Zeit erfordert zurückzukehren, und außerdem verstehen wir uns besser darauf, uns vor Entdeckung zu schützen, als die militärischen Verbände. Was unsere Durchleuchtung deiner Person betrifft, ist sie jetzt ja vorbei, und es ist angenehmer, so miteinander umzugehen, ohne daß einer ständig Angst haben muß!«
    Carl lächelte über Rashids einfache und faszinierende Erklärung. Er hatte einige Male wirklich Angst gehabt.
    »In all den Jahren in San Diego kannst du aber nicht nur elektronische Datenverarbeitung, Staatswissenschaft und amerikanische Literatur studiert haben. Warum bist du beim schwedischen Sicherheitsdienst gelandet?« fragte Mouna.
    Carl ignorierte die Frage. Er nahm sich einen gegrillten Langustenschwanz und entschloß sich, eine ebenso indiskrete Gegenfrage zu stellen.
    »Was für Funktionen habt ihr beiden beim Jihaz as Rased?«
    fragte er.
    »Ich bin Stratege und beschäftige mich mit Operationsanalyse. Mouna ist Offizier in einer unserer operativen Abteilungen, Ali und Moussa sind Schutzwachen und künftige Operateure und gehören zu Mounas Verband. Was für eine Funktion hast du?« erwiderte Rashid prompt und ohne zu zögern.
    Carl seufzte. Er hatte erwartet, keine Antwort zu erhalten.
    »Ich bin vor allem als field operator ausgebildet, aber meine Hauptarbeit besteht in der Analyse von Fahndungsergebnissen sowie in Datenverarbeitung. Aber so können wir nicht weitermachen. Ich darf solche Fragen nicht beantworten. Könnt ihr hier im Libanon überleben, reicht eure militärische Abwehrkapazität aus?«
    Die kritischste Phase hätten sie bereits hinter sich, wie Rashid und Mouna berichteten. Es habe mehrere Jahre gedauert, die sechstausend Mann aus verschiedenen militärischen Verbänden wieder ins Land zu schmuggeln, die 1973 von Amerikanern und Israelis evakuiert worden waren. Das hatte zu einer schwierigen Periode fast totaler Wehrlosigkeit geführt, als sich verschiedene feindliche Gruppen auf die Flüchtlingslager stürzten, aber jetzt war das Gleichgewicht einigermaßen wiederhergestellt. Die Verteidigungsbereitschaft war inzwischen fast wieder in alter Stärke aufgebaut, und es gab auch genügend personelle Reserven zur künftigen Verteidigung der Flüchtlingslager. Es fehlte jedoch vor allem noch an schweren Waffen, und es würde noch einige Zeit dauern, eine offensive militärische Kapazität auszubauen, die für Operationen gegen Israel ausreichte. Beim Wiederaufbau des militärischen Teils der Befreiungsbewegung stand natürlich der Schutz der Zivilbevölkerung an erster Stelle.
    »Aber glaubt ihr wirklich, Israel besiegen zu können, oder ist das nur etwas, was ihr als religiöse Zielsetzung braucht?« fragte Carl.
    »Wir können Israel nicht in einer offenen Panzerschlacht besiegen, falls du das meinst. Wir können Israel aber dadurch besiegen, daß wir hierbleiben, und das wissen sie selbst sehr wohl. Aus diesem Grund haben sie immer wieder versucht, uns zu vernichten, oder andere dazu zu bringen. Wenn wir überleben, geht Israel unter, und zwar nicht etwa wegen unserer militärischen Stärke, sondern wegen der Widersprüche in der israelischen Gesellschaft. Für uns geht es darum, Zeit zu gewinnen, zu überleben und Zeit zu gewinnen«, erwiderte Rashid mit plötzlichem tiefem Ernst.
    »Sie haben eineinhalb Millionen Palästinenser innerhalb ihrer Landesgrenzen, dazu uns, daneben noch eineinhalb Millionen außerhalb ihrer Grenzen«, fuhr Mouna fort, »und hier

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