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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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unterstütze die Falangisten nicht -, die aus einer ziemlich reichen Familie kam. Das gab ihm eine recht praktische Identität, teils Anwalt, teils Halb-Libanese.
    Mouna war in Gaza geboren und hatte dort einige Jahre einer Widerstandsgruppe angehört. Aber nachdem die Israelis, die ihre Brüder getötet und die zwei Häuser der Familie gesprengt hatten, die Gruppe einkreisten, flüchtete sie nach Jordanien. Sie wurde später von der Al Fatah aufgenommen und gehörte eine Zeitlang im Süd-Libanon einer Sabotagegruppe an, bis Abu al-Houl sie auffischte und sie zu einer zweijährigen Ausbildung nach Nordkorea schickte. In den letzten fünf Jahren hatte sie als Operateur in Europa und im Nahen Osten gearbeitet; hier in Beirut hatte sie einen Schnellkurs in Krankenpflege erhalten und arbeitete gelegentlich zum Schein im Lager Bourj el Barajneh. Sie war die Kontaktperson zwischen Jihaz as Rased und den skandinavischen Helfern.
    Ali und Moussa, die sich in Gesellschaft der beiden Offiziere die ganze Zeit still und passiv verhalten hatten, gehörten seit dem fünfzehnten Lebensjahr den kämpfenden Verbänden an und heute zu der Elite, die Jihaz as Rased gelegentlich für Schutzaufträge oder militärische Operationen requirierte.
    Ein weiterer junger Mann mit einem Karabiner in der Hand trat auf die Terrasse und flüsterte Rashid kurz etwas auf arabisch zu, um dann wieder zu verschwinden.
    »Also«, sagte Rashid, »es wird Zeit, daß wir uns trennen. Dein Gepäck ist aufgegeben. Wir haben nichts damit angestellt, und es gibt natürlich auch keine Überraschungen. Das war jedoch die beste Methode, die Berichte mitzuschmuggeln. Sie liegen im Geheimfach deiner Reisetasche. Ticket und Handgepäck sind im Wagen, und Mouna begleitet dich zu einem zärtlichen Abschied auf dem Flughafen. Jetzt bleibt nur noch, weitere Kontakte zu verabreden.«
    Carl zu finden würde nicht schwer sein, er besaß ja einen höchst offiziellen Arbeitsplatz in einem wohlorganisierten Land. Falls Carl aber mit Jihaz as Rased Kontakt haben wolle, müsse er in der Anwaltskanzlei anrufen und ganz normal von Geschäften sprechen. Die Zahl 16 bedeute, daß er nach Beirut reise, die Zahl 15, daß er ein Treffen in Stockholm wünsche, und die Zahl 21 solle bedeuten, daß die Operation in Stockholm gut abgelaufen war.
    Als Carl sich am Flughafen nach seiner Aktentasche auf dem Rücksitz streckte, beugte Mouna sich vor und küßte ihn auf beide Wangen.
    »Wenn du diese israelischen Operateure zu Gesicht bekommst, übermittle ihnen meine zärtlichsten Grüße«, flüsterte sie.
    »Ja, das verspreche ich«, erwiderte Carl, »ich verspreche, sie von dir zu grüßen.«
    Die Maschine der MEA nach Athen startete ohne Probleme und beinahe pünktlich. Die Abendsonne warf lange, schräge Schatten auf Zypern. Carl schlief ein.

10
    Arne Fristedt hatte seit sieben Uhr morgens in seinem Zimmer gesessen und die Festnahme geplant. Das Problem war, daß es zwei Ein und Ausgänge gab und daß sich in der Nähe voraussichtlich viele Menschen aufhielten.
    Der Ort war das Cafe des Hauptbahnhofs im zweiten Stock, die Zeit war 12.00 Uhr mittags, vermutlich auf die Sekunde genau, und bei den Personen, die festgenommen werden sollten, handelte es sich um einen höheren Beamten bei der Einwanderungsbehörde und einen iranischen Spion, der keine diplomatische Immunität besaß, aber als Fahrer bei der iranischen Botschaft arbeitete. Er hieß Marek Khorass, war im Fahndungs und Vorstrafenregister der Polizei wegen unerlaubten Waffenbesitzes gespeichert und wurde als gewalttätig bezeichnet.
    Fristedt war nicht wohl bei dem Gedanken an die vielen Menschen. Wenn aber alles nach Plan verlief, würde einer der, beiden als erster hereinkommen, sich einen Kaffee bestellen und eine Zeitung lesen. Dann würden die beiden einen klassischen Tausch vornehmen - der zweite Mann setzt sich nach einiger Zeit zu dem ersten an den Tisch und liest ebenfalls Zeitung, ohne daß sie auch nur ein Wort wechseln müssen. Sie falten die Zeitungen zusammen und legen sie auf den Tisch. Beim Gehen nimmt jeder die Zeitung des anderen; die eine enthält Dokumente, die andere Geldscheine.
    Der Vorteil des Treffpunkts lag darin, daß der ganze Verlauf mit einer Video-Kamera aufgezeichnet werden konnte. Eine der neuesten Überwachungskameras im Hauptbahnhof deckte das gesamte Cafe ab. Aus diesem Grund war im Cafe selbst nicht viel Fahndungspersonal nötig.
    Wenn alles nach Wunsch ging, würde man die beiden in aller

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