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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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unzuverlässig, obwohl das vielleicht nur am Aussehen lag.
    Carl berichtete kurz vom Ergebnis seines Gesprächs in der israelischen Botschaft.
    Näslund brummte, er werde die Israelis anrufen, und machte einige Aufzeichnungen. Dann wechselte er das Thema.
    »Du fragst dich vielleicht, warum ich dich in diese Fahndungsgruppe gesteckt habe?« begann er.
    Es gebe besondere Gründe. Einmal könne es zu einer komplizierten Suche in den EDV-Dateien nach verschiedenen Terroristen und deren Hilfsgruppen im Land kommen, zum anderen gebe es da noch etwas.
    Näslund wußte ja sehr wohl, was sonst niemand in der Firma wußte, nämlich welche Ausbildung der junge gräfliche Akademiker in Kalifornien neben dem Universitätsstudium und der EDV-Ausbildung genossen hatte.
    Und die Fahndungsarbeit könne sich ja plötzlich und besorgniserregend auch ins Feld verlagern, es könne also zum offenen Kampf kommen, und ältere Kollegen wie Fristedt und Appeltoft hätten bei innerer Fahndungsarbeit und Analyse außerordentliche Verdienste. Dagegen sei es kein angenehmer Gedanke, daß noch mehr unausgebildetes Personal der Firma mit der Person zusammenstoßen könne, die Sicherheitsbeamten aus zwanzig Zentimetern Abstand ins Auge schieße.
    »Aber das muß unter uns bleiben«, schloß Näslund seine Erklärungen ab, die eher Andeutungen als Erklärungen waren.
    Carl antwortete nicht, sondern wartete auf nähere Erläuterungen. Das war Näslund unangenehm, aber er vertiefte die Angelegenheit trotzdem nicht.
    »Kurz gesagt. Im Fall einer Konfrontation im Feld würde ich es lieber sehen, wenn du in diese Enge gerätst und nicht deine älteren Kollegen. Ist das klar?«
    Carl nickte, daß er begriffen hatte, auch wenn es nicht ganz den Tatsachen entsprach. Er hatte den möglichen Fertigkeiten Appeltofts und Fristedts im Umgang mit Handfeuerwaffen keinen Gedanken gewidmet, weil er davon ausgegangen war, daß sie darin genauso kompetent waren wie alle Sicherheitsleute auf der ganzen Welt. Aber das war offensichtlich nicht der Fall.
    »Wenn das so ist, gibt es ein kleines Problem«, meinte Carl.
    »Ich weiß«, entgegnete Näslund, »das habe ich heute herausgefunden.
    Keiner von euch dreien hat in den letzten drei Jahren die obligatorischen Schießübungen abgelegt. Ihr dürftet also gar keine Dienstwaffe tragen. Aber ich habe das arrangiert, ihr fahrt heute nachmittag nach Ulriksdal, ich habe draußen Bescheid gesagt.«
    »Ach so, aber das habe ich nicht gemeint«, erwiderte Carl.
    »Mein praktisches Problem betrifft den Waffentyp.«
    »Das kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Du hast doch wohl keine Angst, bei der obligatorischen Schießprüfung der schwedischen Polizei durchzufallen«, grinste Näslund.
    »Nein, das glaube ich nicht. Aber ich habe eigene Waffen. Darf ich die statt dieser Walther-Pistole anwenden?«
    »Was für Waffen?«
    »Eine italienische Pistole und einen amerikanischen Revolver, je nach Aufgabe. Brauchst du Marke und Waffenscheinnummer und so was?«
    »Nein, das ist schon in Ordnung so. Ich hatte nur Angst, du hättest etwas extravagantere Waffen im Auge. Vergiß nicht, daß wir deine Ausbildung für uns behalten, das habe ich DA versprochen, als ich dich herholte.
    Einverstanden?«
    »Ja, einverstanden.«
    Carl ging in sein Dienstzimmer und fand einen Zettel auf dem Schreibtisch.
    Appeltoft teilte mit, sie müßten wegen des Zielschießens sofort die Arbeit abbrechen, sobald er zurück sei. Carl öffnete seinen Panzerschrank und nahm seine weinrote Aktentasche heraus, die von außen wie jede x-beliebige Beamten-Aktentasche aussah. Bei einer Durchleuchtung auf einem Flughafen würde sich zeigen, daß sie eine Fotoausrüstung enthielt. In Wahrheit barg sie einen großen Teil von Carls persönlichem Arsenal.
    Jetzt war die Frage Pistole oder Revolver. Die Entscheidung hing in erster Linie vom Ziel ab. Wenn das Ziel ein lebender Mensch war, würde Carl ohne Zögern seinen Revolver wählen, einen Smith & Wesson Combat Magnum Kaliber 38; er hatte rund fünfzig verschiedene Marken und Modelle durchprobiert, bis er herausgefunden hatte, daß gerade diese Waffe ihm am meisten lag.
    In San Diego war ihnen fast unbegrenzte Wahlfreiheit eingeräumt worden, und die neuen Rekruten mußten den ersten Monat damit zubringen, genau die Waffen zu finden, die ihnen am besten paßten - gefordert wurden ein Revolver und eine Pistole -, und danach mußte jeder bei diesen Waffen bleiben. Dieser Revolver war Carls zweites persönliches Exemplar;

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