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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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das abstreiten muß.
    Aber das mußt du doch verstehen, und ich natürlich genauso, daß wenn Axel, es tut mir übrigens wirklich leid, daß ihm das widerfahren ist, er war ein netter Mann, aber wenn Axel eine solche Aufzeichnung gemacht hat, was ich im Grunde bedaure … Tja, es wäre eigentlich blöd von mir, es zu leugnen.«
    »Vor wem hast du ihn gewarnt? Vor Palästinensern?«
    »Dieser Gedanke liegt, gelinde gesagt, sehr nahe. Aber ich kann deine Fragen nicht beantworten. Tut mir leid.«
    »Ja, es sollte dir leid tun. Stell dir mal die umgekehrte Lage vor. Hättest du diesem verfluchten Schweden nicht eins auf die Schnauze gegeben, wenn er sich geweigert hätte, dir zu helfen?«
    »Es fällt mir wirklich schwer, mir die umgekehrte Situation vorzustellen, und das aus mehreren Gründen.«
    »Was bedeutet Dalet? Ist das ein Ortsname oder was?«
    »Also gut, diese Zeit kann ich dir wenigstens ersparen. Dalet ist die hebräische Entsprechung des Buchstaben D. Plan Dalet bedeutet also kurz und gut Plan D.«
    »Und wer hat sich Plan Dalet ausgedacht?«
    »Sorry. Das geht nicht, mehr sage ich jetzt nicht.«
    Carl schwieg eine Weile und sah in ihre Augen, wurde durch ihr Aussehen abgelenkt, versuchte aber, irgendeine gefühlsmäßige Reaktion zu erkennen, und sei sie noch so klein. Die Situation war vollkommen absurd.
    »Wir versuchen einen Mörder zu fassen«, machte er einen neuen Anlauf.
    »Ich bin mir dessen sehr wohl bewußt«, erwiderte sie mit dem gleichen reglosen Gesichtsausdruck, und so blieben sie beide wieder eine Weile stumm. Er bekam eine plötzliche Eingebung, mit der er zumindest ihren Gesichtsausdruck aufzubrechen hoffte.
    »Können wir abends vielleicht mal zusammen essen, selbstgegrillte Schweinekoteletts oder so was?«
    Sie lächelte tatsächlich. Sie lächelte erst, dann lachte sie auf, blickte auf den Tisch und strich sich das Haar mit der gleichen Geste zurück, mit der sie ihren Gesichtsausdruck glättete.
    »Das klingt im Moment wie ein doppelt ungehöriger Vorschlag«, entgegnete sie.
    »In Ordnung, Lammkoteletts?«
    Sie dachte eine Weile nach, offensichtlich über ganz andere Dinge als Lammkoteletts. Dann bat sie um seine private Anschrift. Er legte seine Visitenkarte auf den Tisch und ging.
    Unten auf der Straße knüllte er den zweiten Strafzettel des Tages zusammen, bevor er den V-Acht mit einem brüllenden Aufheulen starten ließ und lärmend um den Block zu Strandvägen hinunterfuhr.
    Diese Israelin wußte etwas, was von größter Bedeutung war und was sie auf keinen Fall erzählten wollte. Sie hatte Folkesson vor einer palästinensischen Operation mit der Bezeichnung Plan Dalet gewarnt, aber das konnte ja die Bezeichnung oder Übersetzung der Israelis sein. Obwohl sie den schwedischen Sicherheitsdienst einmal gewarnt hatte, war die Sache jetzt so geheim geworden, daß nichts weiter mehr darüber gesagt werden durfte.
    Das paßte nicht zusammen. Es würde vermutlich zu einer diplomatischen Angelegenheit werden, wenn nichts anderes half, aber unterdessen wuchs der Vorsprung der Mörder, und eventuell rückte auch Plan Dalet näher, ohne daß die Firma erfuhr, wann, wo und wie. Warum hatte er übrigens diese alberne Einladung zum Essen ausgesprochen? Und warum hatte sie um seine private Adresse gebeten?
    Carl Hamilton ging auf direktem Weg zu Näslund ins Zimmer, ohne anzuklopfen. Näslund telefonierte gerade und machte eine Handbewegung, die ein Mittelding zwischen »Scher dich zum Teufel« und »Setz dich« war.
    Carl gab der letzteren Deutung den Vorzug und setzte sich. Bei dem Telefonat ging es um die Ereignisse des Tages, aber der Teilnehmer am anderen Ende konnte nicht in der Firma sitzen, da Näslund gelegentlich meinte, das habe ich nicht gesagt, und ganz so kann man das nicht deuten, ja, etwa so, da ist sicher was dran, und so weiter. Er unterhielt sich also mit einem Journalisten. Carl blickte demonstrativ auf seine Uhr, und Näslund, der sich zunehmend belästigt anhörte, beendete das Gespräch mit der Entschuldigung, er müsse in eine wichtige Konferenz und werde später zurückrufen.
    »Nun«, sagte er und wandte sich Carl zu. Er sah aus wie ein Gebrauchtwagenhändler mit Halbstarken-Vergangenheit in den fünfziger Jahren. Man hätte ziemlich viel in dieser Richtung vermuten können, wenn man nach seinem Aussehen urteilte, aber keineswegs, daß er der Chef des empfindlichsten Teils des Sicherheitsdienstes war. Carl überkam eine intuitive Abneigung gegen den Mann. Er wirkte

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