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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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erklären, daß sie auf die Idee gekommen waren, den Helden von Jukkasjärvi zum Chef zu machen? Sein einziges Verdienst bestand ja darin, daß er in der Presse so viel log, von Jukkasjärvi an bis in alle Zukunft. Das werde Carl schon bald herausfinden, schloß Appeltoft.
    »Wenn du also in den Zeitungen liest, womit wir uns beschäftigen, und dich nicht richtig wiedererkennst, dann mach dir nichts draus. Ich oder Fristedt oder diese Kriminaler von der offenen Arbeit - das sind gute Leute - haben mit diesen Presseberichten nichts zu tun. Hier geht es nur um Näslund, damit du’s weißt.«
    »Damit es unter uns nicht zu unnötigen Mißverständnissen kommt«, fügte Fristedt hinzu.
    Carl zuckte die Achseln. Er begriff ihre unterdrückte Aggressivität gegen Näslund nicht, dazu wußte er über die Firma zu wenig.
    Inzwischen waren sie bei der Polizeischule von Ulriksdal angekommen. Ein für diesen Anlaß herbeibeorderter Ausbilder sollte sich um ihre Schießübungen kümmern. Damit rückte auch Appeltofts und Fristedts kleiner Scherz näher, der sich strenggenommen eher gegen Näslund als gegen Carl richtete. Sie hatten mit dem Ausbilder zuvor einige Abmachungen getroffen.
    Am Schießstand befanden sich fünfzehn Tafeln in einer Reihe nebeneinander. Hinten an der holzverkleideten langen Wand hatte der Ausbilder ein Ziel befestigt, eine 1/3-Gestalt mit den Maßen 52 x 48 Zentimeter (man sieht einen Kopf mit Helm, ein Gesicht und den oberen Teil des Rumpfes). Der Ausbilder hatte zwanzig Meter vom Ziel entfernt Gehörschutz und Munitionsschachteln hingelegt.
    Im Übungsprogramm der Polizei war dies eine Aufstellung für Übung Nummer acht, bei der in einer Zeit, die zwanzig Sekunden nicht überschreiten darf, normalerweise fünf Schuß abgegeben werden müssen, und von diesen fünf Schüssen müssen drei Treffer sein, damit die Übung als bestanden gilt.
    Das Ziel sollte normalerweise jedoch stillstehen. Hier hatte der Ausbilder nach Absprache ein wenig improvisiert, denn er hatte die Zieltafel in einem der Stahlgestelle befestigt, die man für bestimmte Zeiträume wegklappen konnte.
    »Hast du hier schon mal geschossen?« fragte der Ausbilder Carl mit einem fröhlichen Lächeln.
    »Nein«, erwiderte Carl, »nicht aus diesem Abstand auf ein solches Ziel.«
    Der Abstand erschien ihm nämlich für ein so großes Ziel reichlich kurz.
    »Ist deine Waffe in Ordnung?« fuhr der Ausbilder fort, der gleichzeitig Appeltoft zublinzelte, vermutlich ohne daß Carl es sehen sollte.
    »Ja«, erwiderte Carl, ohne im mindesten zu zeigen, daß er es bemerkt hatte.
    »Okay. Diese Drittelfigur taucht auf, wenn ich Bescheid sage, und dann bleibt sie sieben Sekunden. Verschwindet für drei Sekunden, kommt für sieben wieder, und so weiter. In diesem Zeitraum mußt du fünf Schuß abgeben, ist das klar?«
    »Nun ja«, sagte Carl, »in sieben Sekunden. Ist die Figur sieben Sekunden lang zu sehen und drei Sekunden lang verschwunden?«
    »Ja. Irgendwelche Unklarheiten?«
    »Nein.«
    »Wir schießen also jeder drei Serien. Bist du bereit?«
    Carl zog das Jackett aus und setzte sich den Gehörschutz auf. Er hatte die schwedische Übungspraxis noch nie gesehen, und dies war also ein Teil des Scherzes, aber er wußte auch nichts von der in Schweden üblichen Ausgangsstellung, nämlich mit gezogener Waffe, die schon auf das Ziel gerichtet ist.
    Er fühlte sich provoziert. Wäre er zehn Jahre älter gewesen, hätte er sich nicht provozieren lassen, aber in den Blicken von Fristedt und Appeltoft lag etwas, was ihn ärgerte. Die beiden hatten ebenfalls ihre Jacken ausgezogen, standen mit auf der Brust verschränkten Armen da und lächelten ihn an.
    »Nimm’s nicht so schwer, Junge«, tröstete Appeltoft mit gespieltem Mitgefühl.
    Carl stand breitbeinig mit dem Rücken zum Ziel - seine gewöhnliche, antrainierte Ausgangsstellung beim Schnellschießen. Die Übung, die nach seiner Erfahrung die größte Ähnlichkeit mit dieser hatte, fand bei größerem Abstand und auf eine schwarze Ganzfigur statt, die ein rotes Herz von der Größe einer Faust hatte, das auf die linke Seite des Brustkorbs aufgemalt war. Die Ganzfigur drehte sich wie eine Duellschießscheibe, tauchte drei Sekunden auf, verschwand für eine beliebige Zeit zwischen einer und zehn Sekunden, tauchte dann wieder drei Sekunden auf, und so fort. Bei dieser Übung kam es auch darauf an, fünf Schuß abzufeuern - jedoch in drei Sekunden - und drei Schuß in dem roten Herzen zu plazieren (das

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