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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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wurde jedoch nicht einem der gewöhnlichen Spionage-Staatsanwälte überantwortet, sondern einem ganz bestimmten Distrikts-Staatsanwalt aus Norrland anvertraut, der nach Stockholm reiste und dem es mit Hilfe Folkessons und anderer Angehöriger der Firma gelang, die meisten dieser jungen Leute verurteilen zu lassen. Die Anklage gegen den Denunzianten wegen schweren bewaffneten Raubüberfalls wurde in »Diebstahl« umgewandelt.
    So war es gewesen, wie sich Appeltoft erinnerte. Näslund war nicht sofort nach seinem glänzenden Einsatz bei der Ergreifung des Meisterspions von Jukkasjärvi Chef von Büro B geworden. Er hatte außerdem die Strafsache gegen die angeblichen jungen Terroristen gewonnen, und damit war er reif für die große Beförderung. So war es zugegangen.
    Und das sollte das einzige bekannte Beispiel für schwedische Jugendliche sein, die sich tatsächlich als logistische Terroristen betätigt hatten? Doch, so war es.
    Und jetzt sollte es um junge Leute gehen, die mit der Palästina-Bewegung in Verbindung standen?
    Appeltoft hatte da seine Zweifel. Ein Beispiel dieser Art hatte es seit zwanzig Jahren nicht mehr gegeben. Näslund jedoch würde schon beim bloßen Gedanken in Begeisterung geraten, auch wenn es noch gar keine Verdächtigen gab.
    Appeltoft kramte seine Papiere zusammen und steckte sie in seine Aktentasche, die er sorgfältig verschloß, bevor er in der Küche das Licht ausmachte und ins Badezimmer ging. Er wusch sich das Gesicht mit kaltem Wasser. Er ertappte sich bei dem Gedanken, welch ein Glück es war, daß Näslund diesmal keine jungen Schweden auf Lager hatte.
    Er hatte ja keine Ahnung davon, was Carl Hamilton, dieser komische Wildwestheld, auf seinem grünen Computerbildschirm gefunden hatte.

4
    Carl betrat den Raum drei Minuten nach acht. Die beiden anderen saßen schon da, ihren Kaffee in Plastikbechern vor sich. Sie nickten einander zu.
    Appeltoft goß einen dritten Plastikbecher voll und schob Carl das Zuckerpaket hin.
    »Also, dann können wir loslegen«, sagte Fristedt, »und das Ergebnis meiner gestrigen Anstrengungen läßt sich ganz kurz zusammenfassen. Ich bin beim KGB gewesen und habe die gebeten, uns zu helfen, und die haben kurz und bündig gemeint, ich soll mich zum Teufel scheren.«
    »Wen hast du getroffen?« fragte Appeltoft.
    »Subarow höchstpersönlich«, erwiderte Fristedt. Appeltoft ließ einen Pfiff hören: »Teufel auch.«
    »So weit also zu dieser Sache, aber ich werde es mit einer neuen Variante versuchen«, fuhr Fristedt fort. »Und wie steht’s bei dir?«
    Die Frage war natürlich an Appeltoft gerichtet. Anders als Juristen halten Polizeibeamte ihre internen Vorträge in der Rangordnung von oben nach unten.
    Appeltoft zog seine Notizen aus der Aktentasche und referierte zunächst die Fakten. Die erste Notiz galt dem Fragezeichen bei oder Behörde. Dann wandte sich das Interesse der Anwesenden Appeltofts Bericht der wichtigsten Punkte aus den beiden Memoranden über den internationalen Terrorismus und vor allem dem terroristischen Umfeld zu.
    »Sympathisanten und logistische Unterstützung im Zielland werden ja ziemlich herausgestellt, obwohl das in diesem Fall schwedische Palästina-Aktivisten sein müßten«, schloß Appeltoft seinen Bericht. Er überlegte eine Weile, bevor er fortfuhr:
    »Eins kann ich aber jetzt schon sagen, daß es nämlich keine klaren Präzedenzfälle gibt. Ich habe heute morgen nachgesehen, und das einzige in dieser Richtung ist ein schwedisches Mädchen, das vor sieben oder acht Jahren ein paar Palästinensern dabei half, in einem Wohnwagen Handfeuerwaffen nach Uppsala zu schmuggeln. Die schienen aber eher Gangster gewesen zu sein, und sie ein ganz normales Mädchen, das sich in einen dieser Typen verliebt hatte. Es ist also kein guter Vergleichsfall.«
    Fristedt machte sich einige kurze Notizen.
    »Und du«, sagte er und blickte zu Carl hoch, »hast du in den Maschinen was gefunden?«
    »Ja, und das scheint mit den Hinweisen übereinzustimmen, auf die Appeltoft gestoßen ist.«
    Carl legte kurz die Ergebnisse seiner Arbeit dar: Die Tochter aus dem Kurzwarenladen in Sibyllegatan lebe mit einem Veteranen der Palästina-Bewegung zusammen. Und im selben Haus wohnten zwei weitere bekannte Palästina-Aktivisten. Die Telefonnummer führe also indirekt zu vier Sympathisanten.
    »Nun, das wird Näslund mächtig aufmuntern«, meinte Appeltoft düster.
    Sie überlegten kurz. Dieses Mädchen hatte die Firma angerufen und war zu Folkesson

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