Coq Rouge
verantwortlich sind, h) Personen, die den Attentätern im Zielland vorübergehend Wohnraum beschaffen, sie mit Nahrung versorgen, Karten, Kursbücher, Fahrausweise für den Nahverkehr und ähnliches beschaffen, i) Personen, die sonstwie behilflich sind, beispielsweise durch Propaganda vor, nach und während der Zeit der Tat, durch Überwachung dessen, was die Behörden im Zielland aus Anlaß des Angriffs unternehmen, Inszenierung sonstiger Unruhen, um das Handeln der Behörden zu zersplittern etc.
h) Der Aufbau einer Basisorganisation, die sich später zu logistischer Unterstützung nutzen läßt, kann in der Hauptsache auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Entweder setzt man im Zielland schon vorhandene Kader von Sympathisanten ein, oder die Organisation muß durch Etablierung einzelner Vertreter der Organisation im Zielland die Voraussetzungen für eine organisierte Einschleusung zuverlässiger, aktiver Mitglieder ins Zielland schaffen. Selbstverständlich führt der erstgenannte Weg schneller zum Ziel - zur Durchführung des Attentats …«
In diesem Abschnitt schien der Punkt h, die Frage der Unterstützung der Attentäter im Zielland durch Beschaffung von Wohnraum, Nahrung, Karten und so weiter, Folkessons besonderes Interesse erweckt zu haben.
Weiter unten im Text fand sich ein dicker Strich unter schon vorhandene Kader von Sympathisanten und führt schneller zum Ziel.
Appeltoft grübelte eine Weile.
Folkesson hatte sich also über schwedische Sympathisanten Gedanken gemacht, die bei der Wohnraumbeschaffung und dergleichen logistische Unterstützung bieten konnten. Hingegen würden die Terroristen ihre Waffen selbst einführen, selbst ausländische Reisepapiere besorgen und für die Transporte stehen?
In diesem Fall mußte man mit wohlorganisierten Terroristen rechnen. Die Unterstützung durch Sympathisanten mochte zwar wichtig sein, aber inwieweit hatte sie direkt mit der Aktion zu tun?
Ein paar Seiten zuvor gab es ja schon eine Unterstreichung bei dem direktimportierten Mörder.
Also. Eine Aktion, die hauptsächlich von außen gesteuert wurde, wobei den Terroristen große Hilfsmittel zur Verfügung standen. Hinzu kam eine begrenzte logistische Unterstützung durch Sympathisanten in Schweden.
Folkesson selbst war diesem »direktimportierten Mörder« zweifellos begegnet, denn er hatte sich als ausgewachsener Profi erwiesen.
Aber Folkesson konnte kaum das Ziel gewesen sein. Oder? Worauf sollte seine frühere Unterstreichung eigentlich hinweisen: oder Behörde?
Der Sicherheitsdienst war in hohem Maße eine Behörde. Obwohl er selbst, Folkesson, dort ein Fragezeichen an den Rand gesetzt hatte. Bedeutete dies, daß er sich ein denkbares Ziel vorgestellt und sich gefragt hatte, ob dieses Ziel eine Behörde sei? Oder bedeutete es, daß die Firma die fragliche Behörde sein konnte?
Appeltoft schrieb seine Aufzeichnungen ins reine, legte das Modus operandi -Material beiseite und holte sich frischen Kaffee, bevor er mit dem ausländischen Bericht weitermachte. Die Akte war mehr als zehn Jahre alt.
Ihre Herkunft wurde nicht genannt, aber Appeltoft brauchte nicht lange zu lesen, bis ihm klar war, daß es sich um eine israelische Quelle handeln mußte.
Das Material bestand hauptsächlich aus einem Verzeichnis palästinensischer Terroroperationen, die in zwei Hauptkategorien eingeteilt waren. Die erste Kategorie betraf Aktionen, die sich gegen Araber gerichtet hatten:
Ghassan Kanafani, in Beirut am 8. Juni von einer Autobombe getötet. Funktion: Redakteur der PFLP-Zeitung Al Hadaf (»Das Ziel«). Vermutlicher Urheber des Verbrechens: DPFLP.
Bassam Sharif, Briefbombe, schwer verletzt. Nachfolger Kanafanis. Bestätigter Urheber des Verbrechens: DPFLP.
Dr. Anis Sayegh, Briefbombe, leichte Verletzungen. Funktion: Chef bei der Forschungszentrale der PLO in Beirut. Vermutlicher Urheber des Verbrechens: PFLP-Oberkommando.
Palästinensische Buchhandlung in Paris, am 4. September durch einen Sprengkörper zerstört. Bestätigter Urheber des Verbrechens: die irakische Abweichlerfraktion ALF, die unter Leitung von Abu Nidal aus der PLO ausgeschert ist.
Abu Khalil, Briefbombe, schwere Verletzungen, 24. Oktober. Funktion: Repräsentant der PLO in Algerien. Vermutlicher Urheber des Verbrechens: As Saika (von Syrien unterstützte Abteilung der PLO).
Wail Zaeter, in einem Hotelfahrstuhl ermordet. Funktion: extremistischer Exilschriftsteller. Bestätigter Urheber des Verbrechens: Rased.
Omar Sufan, Brief bombe, leichte
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