Coq Rouge
durchgestellt worden - das könnte man in den Telefonprotokollen der Firma nachprüfen; hatte sie vor etwas warnen wollen, in das sie nicht hineingezogen werden wollte, und dann die Telefonnummer ihrer Mutter am Arbeitsplatz hinterlassen, weil sie zu Hause keine Anrufe von der »Säpo« wünschte?
Das war vorstellbar, aber nur theoretisch.
»Ach was!« sagte Fristedt, »wir sollten hier nicht herumsitzen und raten.
Näslund will uns Punkt zehn Uhr zu einer Konferenz bei sich sehen, und bis dahin solltet ihr von diesem Zeug Abschriften und ein paar Kopien machen lassen.«
Jeder ging wieder in sein Zimmer, Appeltoft und Carl, um ihre schriftlichen Zusammenfassungen zu schreiben, und Fristedt, um etwas Erstaunlicheres zu tun.
Als er in seinem Zimmer war, rief er die kleine Abteilung der Firma an, die sich um Personenschutz und derlei zu kümmern hatte, und bat um ein Verzeichnis der Botschaftsveranstaltungen der kommenden Tage.
Innerhalb von zehn Minuten hatte er die aktuelle Wochenübersicht auf dem Tisch und studierte mit großem Interesse, welche Botschaften in den nächsten Tagen welche Feierlichkeiten und ausländische Besucher haben würden. Er fand schnell, wonach er suchte, und kreuzte eine ziemlich interne Begebenheit der rumänischen Botschaft am folgenden Tag an: die Feiern aus Anlaß des 42. Jahrestages der rumänischen Volksarmee. Die nächste Möglichkeit tauchte erst am Ende der folgenden Woche auf. Dann würde die iranische Botschaft ein Kriegsjubiläum feiern, das etwas mit dem Irak zu tun hatte. Das war eine schlechtere Alternative.
Punkt zehn Uhr begann die Konferenz bei Näslund.
Erst berichtete Ljungdahl über die Personenbeschreibung, die man jetzt vom Täter hatte, folglich einem Mann in grüner Jacke und Jeans, einer grünen Jacke mit Kapuze, etwa Mitte Dreißig oder jünger, zwischen 1,75 und 1,80 Meter groß, vermutlich glattrasiert, vielleicht Schnurrbart und unbekannter Nationalität, aber ein Auftreten, das die bisherigen Erkenntnisse über den Hergang des Verbrechens bestätigte.
Fristedt faßte das Ergebnis der internen Ermittlungen der Firma zusammen und verteilte die schriftlichen Berichte. Während er sprach, zog Näslund einen Kamm aus der Tasche und strich sich das Haar an den Schläfen nach hinten. Näslund war offenkundig auf dem Sprung.
»Meine Herren, das Bild wird allmählich klarer, und für nur vierundzwanzig Stunden ist das gar nicht schlecht gepinkelt«, sagte er, als Fristedt geendet hatte. Man sah ihm an, daß er noch etwas besonders Interessantes von sich geben wollte, weil er seine gewohnte Kunstpause machte, während er den Blick um den Tisch schweifen und bei jedem kurz verweilen ließ.
»Ich glaube nämlich, daß wir diesen Mann mit der grünen Jacke haben«, fuhr er fort. »Die norwegischen Kollegen haben so einen Burschen gestern in einem Hotel zu Besuch gehabt, das für palästinensische Terroristen ein perfektes Ziel gewesen wäre. Und damit wird auch der Zusammenhang mit dieser Logistik klar, den Hamilton hier rausgefunden hat. Gute Arbeit übrigens, Hamilton.«
Dann schwieg er in Erwartung einer der selbstverständlichen Fragen. Das war sein übliches Spiel.
»Aha, das ist ja eine gute Nachricht«, sagte Ljungdahl, »und darf man fragen, ob man diesen Mann mit der grünen Jacke hat identifizieren können oder ob unsere Personenbeschreibung verbessert worden ist?«
»Er ist einwandfrei identifiziert«, entgegnete Näslund triumphierend, »und es ist kein Niemand. Es ist nämlich Erik Ponti, Auslandschef beim Echo des Tages, falls den Herren das bekannt ist.«
Die Anwesenden starrten den Abteilungsleiter ungläubig an.
»Das soll der Mörder sein?« fragte Fristedt.
»Ein reichlich hochgestellter logistischer Helfer, falls es den Tatsachen entspricht«, knurrte Appeltoft leise und handelte sich einen kurzen Blick Näslunds ein.
»In dieser Mappe«, fuhr Näslund fort, »findet sich das Wichtigste über diesen sogenannten Journalisten, und die Verbindung zwischen ihm und den vier Aktivisten in Hagersten darf als absolut erwiesen betrachtet werden.«
»Wie das?« wollte Fristedt wissen.
»Das seht ihr selbst, wenn ihr das Material durcharbeitet. Jetzt müssen wir folgende Schritte unternehmen. Als erstes machen wir bei diesen Typen draußen in Hagersten und bei Ponti eine Telefonüberwachung. Auch wenn das in Pontis Fall kaum zu einem Ergebnis führen wird, wissen kann man es nie.
Dann bleibt die Frage, ob wir oder die offene Polizei die
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