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Coq Rouge

Coq Rouge

Titel: Coq Rouge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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Weile. Jedem von ihnen waren die unerhörten Konsequenzen klar, falls sich das Ganze als Irrtum herausstellen sollte.
    Näslund hätte ebensogut einen Reichstagsabgeordneten oder einen General als Täter präsentieren können.
    »Da gibt es noch etwas, was mir Kummer macht«, sagte Appeltoft nach einigen Minuten drückenden Schweigens.
    »Folkesson und dieser Ponti kannten sich recht gut, und das schon seit vielen Jahren. Wer darüber alles weiß, ist unser Kollege Roffe Jansson.«
    »Dann bitten wir Roffe Jansson herzukommen«, sagte Fristedt und griff zum Telefon.
    Roffe Jansson erschien innerhalb von drei Minuten. Er hatte in der allerersten Zeit mit Folkesson zusammengearbeitet, als die heutige Terroristen-Abteilung von Büro B nur aus ihm selbst und Folkesson bestand. Das war Ende der sechziger Jahre, als der Terrorismus allmählich in Mode kam, als Palästinenser Flugzeuge entführten und die Baader-Meinhof-Bande ihre ersten Anschläge verübte.
    Als es um die schwedischen Palästina-Sympathisanten ging, hatte’ Folkesson sich in den Kopf gesetzt, daß offene Kontakte am besten seien, und überdies seien sie ja nur zwei Mann in der Firma, die sich diesen Aufgaben widmen könnten, so daß es völlig sinnlos sei, in der Gegend herumzulaufen und zu fahnden.
    Statt dessen hatten Folkesson und Jansson ganz einfach die Palästina-Gruppe in Stockholm besucht, die damals in einem Keller an Karlavägen hauste. Und sie gingen einfach hin, stellten sich vor, guten Tag, wir sind von der Säpo und würden mit euch gern über die Gefahr von Terroranschlägen sprechen, was habt ihr dazu zu sagen.
    Den besten Kontakt bekamen sie mit einem jungen Studenten und künftigen Journalisten namens Erik Ponti. Er hatte sie nach Hause eingeladen und recht viel Mühe darauf verwandt, ihnen den Unterschied zwischen Solidaritätsarbeit, also der Herausgabe dieser Zeitung, von Demonstrationen und so weiter sowie den bewaffneten Aktionen klarzumachen, mit denen sich die Palästinenser selbst beschäftigten. Er hatte die Sicherheitsbeamten überdies zu überzeugen versucht, daß die Gefahr bewaffneter palästinensischer Aktionen in Schweden außerordentlich gering sei, da es zur politischen Strategie der PLO gehöre, sich bei der sozialdemokratischen schwedischen Regierung die gleiche Unterstützung zu beschaffen wie die Vietnamesen. Diese Strategie würde durch Bomben und Attentate zunichte.
    Damals wirkten diese Worte Pontis vielleicht etwas blauäugig. Die Zeit gab ihm jedoch recht, das ließ sich nicht leugnen. Denn wenn man nachdachte, hatte es seitdem, seit fast zwanzig Jahren, in Schweden tatsächlich keine palästinensischen Terroranschläge mehr gegeben. Ja, möglicherweise bis gestern.
    Dieser Ponti sei jedenfalls ein guter Kontakt gewesen. Und Folkesson habe ihn auch aufrechterhalten, um gelegentlich einen anderen Standpunkt zu hören, also keine »Informationen«, sondern Meinungen. Und Ponti hatte von Zeit zu Zeit angerufen, nachdem er Journalist war, um sich die Meinung der Firma zu verschiedenen Ereignissen anzuhören. Einmal hatte die Firma übrigens eingreifen müssen, um zu verhindern, daß ein verurteilter israelischer Spion (es war um irgendeine Flüchtlings-Spionage gegangen, über die Ponti geschrieben hatte) losrannte und Ponti erschoß. Damals hatte Ponti selbst Folkesson angerufen, ziemlich lustig übrigens, wenn man es nachträglich bedachte, und gesagt, er würde gern seinen Waffenschein behalten, die Firma solle sich gefälligst selbst um diesen Israeli kümmern, der jetzt von Uppsala aus mit einem geladenen Revolver im Wagen unterwegs sei. Ja, er hatte sogar gescherzt, wenn ein Israeli ihn erwische, würde die Firma die Schuld bekommen, sie tue also gut daran, sich zu beeilen. Es wurde natürlich sofort eine Großfahndung nach diesem Israeli ausgelöst, der zwanzig Minuten später bei Norrtull bewaffnet festgenommen wurde. Die Sache kam in die Zeitungen. Seitdem war Ponti aber ein angenehmer Kontakt gewesen, und obwohl Jansson jetzt nach einigen Jahren andere Aufgabengebiete erhalten hatte, wußte er jedoch, daß Folkesson und Ponti sich zumindest ein paarmal getroffen hatten. Etwa so sehe es aus.
    »Wenn Ponti also eines Abends angerufen und gesagt hätte, ich muß dich morgen früh sehen, und es ist verdammt wichtig, wäre Folkesson dann darauf eingegangen?« wollte Fristedt wissen.
    »Ja, sofort«, erwiderte Roffe Jansson.
    Iver Mathiesen saß in seinem Zimmer im vierten Stock des neuen weißen Polizeihauses

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