Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
Mätresse seines verstorbenen Vaters auf das Gut gelegt hatte, als sie zu Gunsten einer reichen französischen Braut sitzen gelassen wurde. Der Earl hatte seinen letzten Heller ausgegeben, um zu ihrem Kloster zu reisen, wegen des guten und tugendhaften Rufs seiner Zöglinge … aber auch, wie Basset einräumte, weil niemand aus der Bekanntschaft oder Nachbarschaft des Earl – die die Familiengeschichte und die Umstände kannten – in Betracht ziehen würde, ihm eine präsentable Tochter zur Frau zu geben.
Ohne sich von den flehentlichen Bitten des Geistlichen erweichen zu lassen, suchte Eloise umgehend wieder den Stallhof auf, um dem Hausherrn ihr Urteil über seine unehrenhaften Absichten und seine Brautschau mitzuteilen. Der befand sich jedoch nicht mehr dort. Er war vom Schauplatz des Duells der belastbaren Blasen zu einem anderen dringenden Geschäft abberufen worden. Genau wohin, wusste niemand zu sagen.
Ziellos wanderte sie über das Gut, vorbei an baufälligen Gebäuden, an der Molkerei, die dringend eines neuen Außenanstrichs bedurfte, an der Kornkammer, der Tischlerwerkstatt, den Scheunen, den Schuppen mit der Pflugschar, dem Brauhaus und der Waffenkammer – und entdeckte überall nur Verwahrlosung und Verfall. Mit jedem Schritt wuchs ihre Empörung. Angesichts solcher Trostlosigkeit konnte man das Rittergut leicht für verflucht halten.
Die wenigen Leute, denen sie begegnete, grüßten sie und schüttelten auf die Frage nach ihrem Herrn den Kopf. Schließlich erwähnte eine alte Frau, die vor einer Kate außerhalb der Tore saß, sie habe ihn vorbeigaloppieren sehen. Eloise dankte ihr und wandte sich in die Richtung, die ihr die alte Frau zeigte, aber die Alte hielt sie am Ärmel gepackt.
»Betet für mich, Schwester«, flehte sie.
»Seid versichert, dass ich Euch in meine Gebete einschließe.« Eloise wandte sich wieder zum Gehen, doch die Alte ließ sie nicht los, sondern sah sie erwartungsvoll an. »Ihr meint sofort?« Die Frau grinste, bleckte die zahnlosen Gaumen und glitt von ihrem Hocker auf die Knie. Seufzend kniete sich Eloise neben sie. Sie betete für die Seele und die Sicherheit der alten Frau und – auf deren ausdrücklichen Wunsch – für ihre schmerzenden Knochen und den Taugenichts von einem Ehemann, wo immer der sich herumtreiben mochte, und für einen pflichtbewussten Sohn nebst Enkelkindern.
»Und Seine Lordschaft«, sagte die Alte, als Eloise enden wollte.
»Und für den Herrn, den Earl«, betete sie.
»Dass er eine gute und tugendhafte Frau finden tut.«
Das war nun kein Gebet nach Eloises Herzen, doch sie leitete den Wunsch zumindest nach oben weiter.
»Dass er eine tugendhafte Braut finden möge.«
»Wie seine Mutter … Gott hab sie selig.«
»Wie seine Mutter … Gott hab sie selig.« Eloise sah auf. »Seine Mutter?«
»Ich war die Amme von Seiner Lordschaft – lang, lang ist’s her«, flüsterte die alte Frau. »Seine Mutter war eine schöne Edelfrau. Französin, ja, und ein bisschen hitzig im Temperament. Aber immer gut zu dem Säugling und mir.« Sie senkte den Kopf, um weiterzubeten.
»Und betet, dass Seine Lordschaft Frieden finden möge … in seinem Herzen voller Gram und seinem Heim voller Missgeschick«, sagte die alte Amme. Ihr Ton deutete an, dass das nun ihre letzte Bitte sein sollte.
»In seinem Herzen voller Gram?« wiederholte Eloise. Sie war sich nicht einmal sicher, ob dieser Mann überhaupt eins besaß.
»Ach … der arme Junge.« Noch ein Flüstern. »Hatte nichts als Kummer seit seiner Heimkehr. Ist wohl der Fluch. Er lastet schwer auf ihm. Er hat ein gutes Herz, der Junge. Braucht nur eine tugendhafte Braut, die ihm den Kopf zurechtrückt.«
Es wird schon einiges mehr erfordern als nur eine Frau, einerlei wie tugendhaft sie sein mag, um dem Earl of Whitmore den Kopf zurechtzurücken, dachte Eloise. Aber sie beugte den Kopf, um den Wunsch der alten Frau zu erfüllen, damit sie endlich ihre Suche fortsetzen könnte.
»Und möge Seine Lordschaft in seinem Herzen und seinem Haus zur Ruhe kommen«, sagte sie rasch. Die Alte nickte erfreut.
»Amen.« Eloise stand auf und half der Amme wieder auf den Hocker.
»Da.« Die alte Frau zeigte auf die Felder im Osten. »Dahin ist er geritten.« Als sie die Röcke raffte und aufbrach, rief die Alte noch einmal hinter ihr her.
»Was denn nun?« fragte Eloise. Die alte Frau schien ihre Schroffheit nicht zu bemerken, sondern winkte sie zu sich.
»Das ist für die Schwester, die krank ist.« Sie legte
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