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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Burschen setzten ihnen mit lautem Gebrüll nach. Der Landvogt und die Pflüger waren plötzlich wieder Nase an Nase, rangelten und waren drauf und dran, sich zu prügeln. Während Peril versuchte, sie zu trennen, sah er, wie sich Eloises Mund angesichts des Durcheinanders verächtlich verzog.
    »Mylord, Hilfe! Wir brauchen Hilfe!« ertönte es jetzt vom Weg her, der ins Dorf führte. Trotz des Lärms in seiner unmittelbaren Umgebung ließen ihn die Rufe aufhorchen. Er ging den Leuten entgegen. Es waren Kätner aus dem Dorf vor den Toren der Burg, ein Mann und eine Frau.
    Völlig atemlos drängten sie sich durch die Streitenden zu ihm. Er konnte die Frau gerade noch auffangen, ehe sie zusammenbrach.
    »Bitte, Herr – mein Junge – er ist fort!« keuchte sie, packte ihn an den Ärmeln und fiel vor ihm nieder.
    »Samuel, Mylord.« Der Mann riss sich die Mütze vom Kopf und schnappte nach Luft. »Ich bin Euer Imker. Mein Junge hat mir geholfen, die Bienenkörbe auf den westlichen Feldern aufzustellen. Ich war beschäftigt, und als ich hochsah, war er weg. Ich rief ihn immer wieder … meine Dora hier und ich haben überall gesucht. Er ist ein guter Junge, Mylord. Unser Tad hat uns nie Sorgen gemacht.«
    »Helft uns, Herr«, schluchzte Dora.
    Peril erbleichte. Schon wieder einer! Und dann sprach jemand in die plötzliche Stille hinein seine eigenen Gedanken laut aus.
    »Genau wie der Junge von Ellis«, sagte jemand entsetzt. »Und Molly Banes davor.«
    »Die haben die Wölfe geholt«, meinte ein anderer beklommen.
    »Oder böse Geister«, ließ sich ein Dritter vernehmen.
    »Bitte, Mylord, bitte …« Die verzweifelte Mutter klammerte sich schluchzend an ihn.
    Der Earl fühlte sich, als ob ihm jemand einen Pfahl ins Gedärm gerammt hätte. Seine ohnmächtige Wut vermochte das Elend nicht zu lindern, das sich von der verzweifelten Mutter auf ihn selbst übertrug. Jetzt war er drauf und dran – ebenso wie vor drei Monaten, als der Sohn Ellis’ des Gerbers spurlos verschwunden war –, selbst dem üblen Aberglauben zum Opfer zu fallen, der das Leben seines Vaters ruiniert hatte und jetzt drohte, das seine zu verpesten. Nichts – keine verschwundenen Schafe, verdorbenes Saatgut und keine Missernte, nicht einmal eine verheerende Hagelplage – hatte ihm den Verstand geraubt und sein gesundes Misstrauen gefährdet. Aber dann begannen die Kinder seiner Leibeigenen zu verschwinden …
    »Hadric!« Peril packte den Vogt am Arm und befahl: »Geht zu den Ställen. Sagt Sir Michael und Sir Simon, sie sollen losreiten und jeden verfügbaren Mann an den Westrand der Felder holen.« Er versetzte Hadric einen Stoß, um ihn in Marsch zu setzen, und wandte sich dann an Samuel. »Zeigt mir, wo er verschwunden ist.«
    Ohne Eloise eines Blickes zu würdigen, nahm Peril die Zügel seines Rosses in die Hand und ging mit dem verzagten Imker auf den Westrain zu. Die Pflüger und Sämänner eilten ihm nach, neugierig, was geschehen würde, aber zu ängstlich, selbst in den Wald zu gehen.
    Samuel zeigte ihm die Stelle, und nach einer kurzen Spurensuche am Waldrain stellte Peril erleichtert fest, dass es keine Wolfsfährten gab. Dann schaute er zurück und fand Eloises Blick auf sich.
    »Wenn ich auf die anderen warte, verschwende ich Tageslicht.« Er prüfte den Stand der Sonne und dann den Rain des immer noch kahlen Waldes und traf seine Entscheidung. »Ich gehe schon vor. Wenn Sir Michael und die anderen kommen, richtet ihnen aus, dass ich an dieser Stelle in den Wald gegangen bin. Sie sollen in Abständen von je vierzig Ellen nachkommen und in Rufweite voneinander bleiben. Habt Ihr verstanden?«
    Samuel nickte. Peril sprang auf sein Pferd und zeigte hinter sich auf den Boden. »Genau hier, Samuel. Fangt von hier aus an.«
    Der gramgebeugte Vater nickte und schaffte es, seine Ehefrau anzusehen. »Wir finden ihn. Sorg dich nicht.«
    Peril preschte in das hohe Gras am Rand des Waldes und verschwand zwischen den immer dichter werdenden Bäumen. Aus alter Gewohnheit achtete er nicht auf vertraute Geräusche in seiner unmittelbaren Umgebung – das Knacken kleiner Zweige und die gedämpften Hufschläge auf der kalten feuchten Erde –, sondern konzentrierte sich auf alles, was weiter entfernt war.
    Noch war er gar nicht weit in den Wald eingedrungen, als er rechter Hand eine Bewegung wahrnahm. Sofort richtete er sich im Sattel auf und sah sich forschend um. Verflixt! Michael und seine Männer wussten doch, dass sie nicht so viel Lärm verursachen

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