Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
andere.
»Sie erfährt es ja doch mal, Milla«, sagte Faye gereizt.
»Aber nicht von mir«, sagte Milla bockig und presste die Lippen zusammen.
Faye deutete mit dem Daumen über ihre Schulter auf die offene Tür. »Das war die Kemenate von seiner Mutter. Die wo schuld is an allem, weil sie dem Lord seinen Vater geheiratet hat. Sonst hätter ja vielleicht doch Mistress Anne genommen, und die hätt dann nich Land un Leute verflucht.«
»Kann man ja auch verstehn«, warf Milla ein, eifrig darauf bedacht, mit von der Partie zu sein, nachdem das Geheimnis gelüftet war. »Eine richtig schöne Frau. Und mit dem alten Lord sein Kind unterm Herzen. Und er holt sich ’ne vornehme Braut mit ’ner großen Mitgift, um seine vornehme Burg zu bauen.«
»Und dann ist Mistress Ann in einer Sturmnacht auf die Burg gekommen. Mit dem Kind im Bauch … Sie wollte mit ihm sprechen und ihm von seinem Kind erzählen. Und seine Frau, die böse französische Hexe, zwang ihn, sie abzuweisen.«
»Wo sie sein Kind trägt und er willse nich ma sehn.«
»Hat ihr das Herz gebrochen.« Faye nickte heftig. »Und da hatse dann den Spruch getan.«
»Hat den Fluch ausgesprochen«, erläuterte Milla, dann hielt sie inne, um ihn auswendig herzusagen. »›Bis die Liebe mehr bedeutet als Geld, und eine Braut erfüllt mit der höchsten Tugend die Schlüssel zu diesem elenden Haus in Händen hält … soll nichts mehr wachsen, nichts gedeihen, und nichts wird jemals zu Ende gebracht auf Whitmore’schem Grund und Boden‹.«
Gespannt warteten die beiden auf Eloises Reaktion, die indes enttäuschend ausfiel.
»Nun, Fluch oder kein Fluch, es gibt bessere Wege, den Staub aus einer Kammer zu entfernen. Holt sehr feine Sägespäne aus der Tischlerwerkstatt und Öl aus der Speisekammer, und macht daraus ein Scheuermittel.« Als die beiden sie verwirrt anstarrten, stubste sie die redselige Faye in Richtung Treppe. »Los doch!« Dann wandte sie sich an Milla. »Und Ihr … Ihr braucht einen Eimer Wasser und Essig und eine gute raue Bürste, um den Dreck vom Boden und von der Fensterbank zu schrubben.«
Als die beiden verschwunden waren, sank Eloise neben Maria Clematis auf der Treppe nieder, die fast alles mit angehört hatte.
»Glaubst du, dass es wahr ist? Lastet wirklich ein Fluch auf Whitmore?« fragte sie, zog die Nase hoch und bekam doch keine Luft durch ihre geschwollene Nase.
»Ich habe keine blasse Ahnung. Ein Fluch ist eine schwer wiegende Angelegenheit. Die Kirche nimmt solche Dinge auch sehr ernst. Es gibt dafür eigens Priester, die …« Eloise hielt inne, und ihr Hirn arbeitete fieberhaft. Sie versuchte, sich einen Reim auf die Geschichte zu machen. »Darum will er also eine Braut!« Sie packte Maria Clematis bei den Händen. »Erinnerst du ich, wie ich meinte, Seine Lordschaft fühlt sich zwar verpflichtet, auf Brautschau zu gehen, aber gegen seinen Willen? Dass noch mehr dahinter steckt als nur Pflichtgefühl? Ich wette, dies ist der Schlüssel. Er will keine Braut, sondern eine Frau, die den Bann bricht. ›Eine Braut erfüllt von der höchsten Tugend‹, so lauteten seine Worte!«
Das Hochgefühl über die Lösung des Rätsels verpuffte rasch, denn das warf ja nur neue Probleme auf. Wenn er eine Braut lediglich als Bannbrecherin wollte, was für ein Ehemann würde er sein? Würde er die Frau heiraten, sie in ein staubiges Turmzimmer einsperren und sie vergessen? Sie dachte an die Jungfrauen im Kloster und stellte sie sich vor, eine nach der anderen, hier in diesem Steinhaufen sitzend, ungeliebt und unerwünscht. Es war ein Schicksal, das sie nicht einmal Alaina an den Hals wünschte.
Wie konnte er es wagen, sich bei den Tugendbräuten um eine Gattin zu bewerben, die er nur auszunutzen und dann zu vernachlässigen gedachte? Die Äbtissin war wahrhaftig weise, ihm zuerst eine Kandidatenprüferin statt einer Braut mitzugeben!
»Wohin gehst du denn?« rief Maria Clematis hinter ihr her, als sie treppab lief.
Eloise lief wieder hoch, half Maria Clematis auf die Füße und brachte sie hinunter.
»Ich werde dafür sorgen, dass jemand im Saal ein Feuer für dich anzündet, bis die Kammer oben geputzt ist«, sagte sie. »Ich muss Pater Basset finden.«
Nachdem er eine beträchtliche Zeit die Hände gerungen und sich innerlich gewunden hatte, bestätigte Pater Basset sowohl die Geschichte der Mägde als auch Eloises schlimmste Befürchtungen. Peril of Whitmore suchte in erster Linie eine Braut, um den Fluch aufzuheben, den die
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