Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
entgegen.
»Schwester … ich wollte … Euch für Eure Hilfe danken.«
»Es war mir eine Freude, Euch dienen zu dürfen, Euer Lordschaft.« Sie bemühte sich krampfhaft, ihm nicht in die Augen zu sehen. »Ihr habt den Jungen gerettet. Und mich auch. Ich sollte Euch danken.«
»Ich stehe immer zu meinem Wort.« Er hielt verlegen inne. »Ich wusste nicht, ob Ihr versteht, wie wichtig dies war – das Kind zu finden und gemeinsam zu feiern. Zum ersten Mal seit langer Zeit ist wieder etwas Gutes geschehen. Meine Leute brauchen das. Sie brauchen Hoffnung.«
Sein weicher Ton ließ ihren Widerstand dahinschmelzen, und sie sah zu ihm auf. Seine warmen braunen Augen schienen bis in ihr Herz zu dringen und sich dort wie dicker, süßer Sommerhonig festzusetzen. Sie spürte eine tiefe Sehnsucht, einen bislang unbekannten Hunger.
Weibliches Begehren.
Erschrocken über die Intensität dieser Gefühle, riss sie sich von seinem Anblick los und sah Maria Clematis, deren fragender Blick zu sagen schien: Was um Himmels willen treibst du denn da?
Tief beschämt stellte sich auch Eloise jetzt diese Frage. Was zum Teufel tat sie da nur? Sie war doch Nonne … im Begriff eine Braut Christi zu werden!
»Bei allen Heiligen!« stieß sie hervor und sah sich fieberhaft nach dem Priester um. »Wir haben ja noch kein richtiges Dankgebet gesprochen!«
Binnen zwei Minuten lagen Eloise, Maria Clematis und Pater Basset auf den Knien und überbrachten dem Allmächtigen die überwältigende Dankbarkeit aller im Saal Anwesenden. Peril stand mit verschränkten Armen daneben und fragte sich säuerlich, was er nur an sich hatte, das Frauen in seiner Gegenwart ständig auf die Knie fallen ließ.
9. KAPITEL
Pater Basset hatte seine Nase nicht gar so tief in den Weinbecher gesteckt, als dass ihm die Blicke zwischen dem Earl und der Kandidatenprüferin entgangen wären, gerade bevor die Schwester auf die Knie fiel und um geistlichen Beistand bat. Wahrscheinlich war das ein böses Omen. Nicht zum ersten Mal geriete eine Nonne durch einen mächtigen Edelmann auf Abwege. Selbst einige Kirchenfürsten schienen in den frommen Schwestern kaum mehr als geweihte Konkubinen zu sehen. Schändliches unsittliches Treiben, wohin man auch blickte. Er hielt mit dem Becher auf dem Weg zum Mund inne und senkte ihn, um den Earl anzustarren, der ziemlich durcheinander zu sein schien, nachdem sich die Kandidatenprüferin von der Feier in ihre Kammer zurückgezogen hatte.
Hier lag etwas in der Luft. Er sondierte kurz die Lage, dann ging er zu seinem Herrn.
»Wisst Ihr, Mylord«, sagte er seinen Becher schwenkend, »Schwester Eloise ist von Eurem Besitz nicht übermäßig beeindruckt.«
Der Earl strafte ihn mit einem verächtlichen Blick, schien aber zuzuhören.
»Und dennoch scheint sie mir nicht völlig unempfänglich für Eure männlichen Qualitäten.«
Auf Perils Miene spiegelte sich Unmut. Ein Zornausbruch schien nicht mehr weit.
»Man sagt oft, Mylord, dass ein Mann mehr Fliegen mit Honig als mit Essig fängt«, sagte Basset.
»Bei allen Heiligen, Basset – ich erwürge Euch mit Eurer Kutte, wenn Ihr nicht aufhört, mich mit Euren verdammten Sprichwörtern zu traktieren«, knurrte Peril und beugte sich vor. »Wenn Ihr mir etwas zu sagen habt …. dann nur heraus damit!«
Basset schluckte hart und widerstand dem Drang, sich zu bekreuzigen.
»Wenn Ihr vielleicht etwas Überredung verwenden würdet … Euch mit Schwester Eloise anfreunden … dann könntet Ihr sie dazu bringen, Euren Saal in Ordnung zu bringen. Sie neigt ja dazu, Befehle zu erteilen und alles zu organisieren. Vielleicht … wenn Ihr sie um Hilfe ersuchen würdet … hilft sie nicht nur, Eure Angelegenheiten zu regeln und alles für Eure Braut vorzubereiten, sondern es würde auch als Tugend von Eurer Seite zählen, wenn Ihr Euch demütigen würdet, sie um etwas zu bitten.«
Hoffnung keimte im Herzen des Priesters, doch nur ganz kurz, denn der Earl ließ seinen Becher auf den Tisch niedersausen, und sein Blick verhieß nichts Gutes.
»Ich … mich demütigen?« Lord Peril sprang auf und stürmte an Basset vorbei, dass jener auf eine Bank plumpste.
Der kleine Kaplan erholte sich rasch und seufzte erleichtert auf. Alles in allem hatte der Earl seinen Vorschlag gar nicht so übel aufgenommen.
Kämpferisch, konsequent, kompetent, klug wie klug genug, sein gegebenes Wort zu halten. Ach, und kühn! Eine höchst wichtige Eigenschaft bei einem Edelmann. Klug? Der Beweis dafür wäre noch
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