Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
Befehlshaber sind des Todes!« Stille trat ein, man versuchte den Sprecher ausfindig zu machen. Dort war er ja – er zog Perils schlaffen Leib am Arm hoch, setzte ihm die Spitze seines Schwerts an die Kehle. Ein anderer Soldat verfuhr genauso mit Bromley.
Terrence und Richard wollten ihrem Herrn zu Hilfe eilen, doch Michaels gellender Befehl ließ sie innehalten. Kurz darauf löste sich ein Schatten aus dem Waldrain. Es war Hadric, hoch zu Ross.
»Zu gern würde ich Lord Claxton Peril of Whitmores Kopf bringen. Mehr noch dürstet es mich jetzt aber nach Wein. Runter von den Wagen, oder Whitmore und seine Männer sind des Todes!« rief der verräterische Haushofmeister. Nach kurzem Zögern wiederholte er seine Drohung in noch schrillerem Befehlston: »Weg da – oder ihr Blut klebt an Euren Händen!«
Für Heldentum ließ dieses Ultimatum keinen Spielraum. Obwohl sich Michael innerlich dagegen aufbäumte, ordnete er den Rückzug an. Als einige nicht prompt reagierten, drängte er sie persönlich zurück und warnte sie, das Leben der Geiseln aufs Spiel zu setzen.
Claxtons Männer kletterten ungehindert auf die Wagen zurück und zogen die schlaffen Gestalten ihrer Geiseln mit hinauf. »Die kommen mit«, erklärte Claxtons Hauptmann. »Wenn Ihr versucht, uns aufzuhalten, bevor wir in Claxtons Bergfried sind, dann gnade Euch Gott!«
In ohnmächtiger Wut mussten Whitmores und Bromleys Leute mit ansehen, wie die Wagen mitsamt den Berittenen über die Lichtung und in den Wald davonrollten.
»Wir müssen ihnen nach«, sagte Sir Stephen und ging zu der Stelle, wo sie verschwunden waren. »Sehen, wohin man sie bringt.«
»Ihr habt doch gehört, dass sie in Claxtons Bergfried wollen«, sagte Michael wütend. »Jetzt brauchen sie es nicht mehr heimlich zu tun … nicht wenn sie Lord Peril in ihrer Gewalt haben.«
Wutentbrannt versetzte Bromleys Hauptmann: »Dieses Mal hat Claxton den Bogen überspannt. Er hält nicht nur Euern Herrn, sondern auch den verwundeten Lordschatzkanzler von England in Gewahrsam. Sollte Lord Bromley innerhalb seiner Mauern sterben, dann findet Claxton, der elende Schuft, in ganz England keinen noch so großen Stein mehr, unter dem er sich verkriechen könnte.«
Claxtons Männer jagten mitsamt ihrer kostbaren Beute und den beiden Gefangenen zu Claxtons Bergfried. Hadric, der vorausritt, beglückwünschte sich zu seiner Geistesgegenwart … gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und nicht nur den Wein zu retten, sondern seinem Herrn und Meister auch noch den wehrlosen Lord Whitmore in Ketten vorzuführen. Wie gut, dass er vorausgeritten und eine bewaffnete Garde als Geleitschutz für den Wein mitgebracht hatte. Seit ein, zwei Tagen hatte er sich nicht wohl in seiner Haut gefühlt, als ob jemand ihn beobachtet hätte …
Er konnte es kaum erwarten, Claxtons Gesicht zu sehen. Jener hielt sich noch bei Whitmores Nachbarn auf, bei denen er Argwohn und Empörung ob Perils gotteslästerlicher Ehe mit einer »Nonne« säen wollte. Unwillkürlich musste er grinsen. Die Zeit für bloße üble Nachrede und Verleumdung war vorüber. Jetzt musste man zur Tat schreiten. Wie entschlossen er doch aufgetreten war! Und wie bereitwillig Claxtons Männer ihm gefolgt waren. Man hatte ihn ja immer unterschätzt … selbst Claxton. Jetzt aber konnte man die Rechnung nicht mehr ohne ihn, Hadric of Hyde, machen.
»Schafft die Fässer in den Keller – Marsch!« befahl Hadric den Dienern, die sie am Haupttor der Claxton’schen Burg empfingen. Als die Knechte sich ans Werk machten, sahen sie Whitmore und Bromley auf den Wagen liegen und erkundigten sich, was mit ihnen geschehen solle. Hadric wandte sich an den Hauptmann, der den Trupp angeführt hatte, und befahl: »Bringt sie in das Verlies.«
Es war schon fast heller Tag, als Perils Männer mit den Verwundeten und schlechten Nachrichten nach Whitmore zurückkehrten. Der Türmer meldete ihre Ankunft, und alles lief herbei, um die Heimkehrer zu empfangen.
»Wir waren zahlenmäßig unterlegen – die Banditen haben Lord Peril gefangen genommen!«
Bald drang die böse Kunde auch in den Großen Saal, wo Eloise und Hildegarde mit dem ganzen Haushalt voller Sorge warteten. Eloise spürte eine Welle der Übelkeit. Sie wankte und musste von Rose und Hildegarde gehalten werden, als sie hinausging und von der Treppe aus die Männer beobachtete, die den Verwundeten beim Absteigen halfen. Hildegarde eilte zu den Verletzten, und Eloise zu Michael, um zu
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