Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
lassen, hätte Hildegarde sich nicht eingemischt und Eloises Hände ergriffen.
»Bitte, Mylady …«, begann die Heilerin mitfühlend und doch entschlossen. »Habt Ihr Vertrauen zu mir? Würdet Ihr mit mir kommen, ohne Fragen zu stellen? Würdet Ihr Euch von mir in das Herz von Claxtons Burg führen lassen?«
Die Blicke aller richteten sich auf Hildegarde.
»Woher kennt Ihr Euch denn dort aus?« fragte Eloise, verwundert über das entschlossene Auftreten der Freundin.
»Das ist eine lange Geschichte, Mylady … Nur so viel … Als junges Mädchen lebte ich dort und kannte die Kellerräume unter dem Bergfried bis in den hintersten Winkel. Ich kann Euch daher bei der Befreiung der beiden behilflich sein.«
»Natürlich würde ich Euch vertrauen.«
»Dann kann ich Euch in den Keller der Burg führen.« Sie sah die erschrockenen Mienen der Männer. »Derweil müsstet Ihr Herren Claxton irgendwie am Haupttor ablenken.«
Streit brach aus. »Zu gefährlich für Frauen!« war die einhellige Meinung der Kämpen.
»Eben darum wird es gelingen«, entgegnete Eloise lebhaft. »Wer achtet denn schon auf eine Frau?«
»Geschweige denn, auf eine alte …«, fügte Hildegarde verschmitzt hinzu.
»Zu gefährlich!« wiederholten die Männer.
»Nicht gefahrvoller, als nichts zu unternehmen«, gab Eloise zu bedenken. »Sagtet Ihr nicht selbst, dass Peril den Kerker nie lebend verlassen würde?«
Lady Eloise ließ sich nicht beirren und schmetterte kraft ihrer Autorität alle Argumente ab.
So einigte man sich schließlich auf folgenden Plan: Mit viel militärischem Trara sollte Perils Truppe gemeinsam mit Bromleys Leuten den Earl of Claxton unter Druck setzen und sich dessen Ausflüchte und Angebote anhören. Mit diesem Ablenkungsmanöver wollten Eloise und Hildegarde ein, zwei Stunden gewinnen, um die beiden Gefangenen ungehindert zu befreien.
Es war ein Himmelfahrtskommando, aus der Verzweiflung geboren, doch unter den gegebenen Umständen die einzig mögliche Lösung.
»Ihr wisst natürlich«, sagte Simon, als er Eloise am Abend in den Sattel half, »dass Lord Peril aus unseren Gedärmen Strumpfbänder machen würde, weil wir das zulassen.«
»Wenn es gelingt, mein lieber Simon, wird Seine Lordschaft zu dankbar sein, um sich darum zu kümmern, wer ihm das Tor zur Freiheit öffnete«, widersprach sie lächelnd.
Der Earl von Claxton war an jenem Morgen in seinen prachtvoll eingerichteten Saal gekommen, hatte Füße von den Tischen gefegt, betrunkene Soldaten von Stühlen und halb bekleidete Dienstmägde von Bänken auf den binsenbedeckten Fußboden geworfen. Mit einem Fußtritt beförderte er einen metallenen Becher gegen die Steintreppe, dass es schepperte.
»Was zum Teufel geht hier vor?« brüllte er. Dann entdeckte er eine Gestalt, die sich lässig in seinem eigenen Stuhl räkelte – Hadric of Hyde.
»Da seid Ihr ja, Mylord.« Hadric sprang auf und blinzelte ihn mit verkaterten Augen an.
»Was zum Teufel tut Ihr dort?« Der Earl of Claxton gab seinem Hauptmann ein Zeichen, Hadric hinauszuschaffen. Sofort traten zwei Soldaten auf den treulosen Haushofmeister zu und zerrten ihn mit sich fort.
»He – behandelt Ihr so einen Mann, der Euch das Haupt Eures Erzfeindes geliefert hat?« schrie Hadric, riss sich los und zog sich die Tunika und seine silberne Amtskette gerade.
»Was redet Ihr da?« fragte Claxton, hob den Becher auf, den Hadric benutzt hatte, und roch Wein darin. »Ihr wagt es, in meiner Abwesenheit meinen Saal zu betreten, Euch auf meinen Stuhl zu setzen und meinen Wein zu trinken?«
»Den Wein, den ich Euch gebracht habe, Mylord.«
»Aber dennoch mein W …« Ihm fiel auf, dass sich Hadric so selbstbewusst benahm, dass es an Selbstgefälligkeit grenzte. »Ihr habt den Rest mitgebracht? Von Whitmores Wein?«
»Das meiste davon, Mylord. Ein Rest ist noch auf Whitmore … aber so gut verborgen, dass er sich schon so gut wie in Euren Kellern befindet.«
Claxton entspannte sich ein wenig, beäugte seinen willigen Vollstrecker. »Was meintet Ihr damit, dass Ihr mir ›das Haupt meines Erzfeinds gebracht‹ hättet?«
»Was würdet Ihr darum geben, hier und jetzt Peril of Whitmore in Eurer Gewalt zu haben, in Eurem Kerker?«
Claxtons Gesicht verfärbte sich.
»Großer Gott!« Er starrte Hadric an, als ob er ihn mit ganz neuen Augen sähe. »Er befindet sich hier?«
»In Eurem Verlies, Mylord.« Hadric winkte großspurig den Männern zu, die sich im Saal aufrappelten. »Daher diese kleine
Weitere Kostenlose Bücher