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Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne

Titel: Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Barbour
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du das gefragt hast, Onkel. Wenn ihm nämlich je zu Ohren kommen sollte, was du getan hast, wird er uns zweifellos aus dem Haus werfen.«
    »Pah!«
    »Oh, Gillian hat Recht, mein Bester!« warf Tante Louisa ein. »Und denk nur an all die anderen unerfreulichen Dinge, die uns widerfahren könnten. Und das alles nur wegen dieser… Nun, ich kann es nur als Besessenheit bezeichnen.«
    Nach dieser Äußerung wurde Sir Henry alarmierend rot.
    Er stand auf und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, woraufhin die verschiedenen Papiere und Notizen wie aufgescheuchte Hühner hochflatterten. »Besessenheit?«
    brüllte er. »Und das muss ich mir von meiner Schwester anhören? Ich dachte, Louisa, du hättest begriffen, was ich hier zu erreichen versuche!« Die Röte schwand aus seinem Gesicht, doch der gekränkte Ton war noch zu hören, als er sagte: »Ich teile dir jetzt mit, Louisa, und auch dir, Gillian, dass ich trotz eurer Versuche, mein Projekt zu unterminieren, meinen vorgezeichneten Weg zur Erlangung von Wissen fortsetzen werde. So, wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich muss fort.«
    Die beiden Frauen erbleichten, und Mrs. Ferris fragte zögernd: »Fort? Wohin, in aller Welt, willst du, Henry?«
    »Natürlich ins College.« Er warf der Nichte einen bedeutungsvollen Blick zu. »Ich muss dort etwas erledigen.«
    Damit scheuchte er die Damen, ohne auf deren schwache Einwände einzugehen, aus dem Raum.
    Vor dem Arbeitszimmer starrten Gillian und ihre Tante sich an. Schließlich äußerte Mrs. Ferris verzweifelt:
    »Nimmst du an…«
    »Ja, das tue ich«, antwortete Gillian in gleichermaßen ausdruckslosem Ton und seufzte schwer. »Ich hoffe nur, dass das nicht einen weiteren mitternächtlichen Ausflug für mich bedeutet.« Nach einem Moment fuhr sie entschieden fort: »Wir werden Maßnahmen ergreifen müssen, Tante. So kann das nicht weitergehen.« Sie drehte sich um und ging den Korridor hinunter.
    Ihre Tante seufzte ebenfalls, zuckte resignierend mit den Schultern und trottete hinter ihr her.
    »Und wir können nur hoffen«, sagte Gillian über die Schulter, »dass der Earl of Cordray sein Versprechen, uns regelmäßig aufzusuchen, nicht hält.«
    4. KAPITEL
    In der Zwischenzeit braute sich in London Unheil über dem Kopf des unglücklichen Earl of Cordray zusammen.
    In Binsted House wurde Kriegsrat abgehalten. Anwesend waren Lord und Lady Binsted, der Ehrenwerte Wilfred Culver und, steif auf einem Brokatsettee sitzend, die Ehrenwerte Miss Corisande Brant. Ihre Eltern, der Viscount und die Viscountess Rantray, hatten es vorgezogen, nicht an der Versammlung teilzunehmen, was wahrscheinlich gut so war, da man die Ansicht vertrat, die Anwesenheit des wütenden Viscount würde dem Gespräch nicht zuträglich sein.
    Von seinem gepolsterten Fensterplatz aus verkündete Wilfred schließlich: »Nun, ich war heute Morgen in der Curzon Street. Christopher ist die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen. Natürlich kann es sein, dass er bei einem Freund übernachtet oder…« Er hüstelte und warf Miss Brant, die eine noch steifere Haltung einnahm, einen Blick zu. »Jedenfalls sieht es so aus, als ob es Christopher ernst damit war, die Stadt verlassen zu wollen.«
    »Du lieber Gott, Wilfred«, erwiderte die Marchioness gereizt. »Natürlich war es ihm ernst. Ansonsten wäre er mittlerweile in seine Wohnung zurückgekehrt. Es ist fast fünf Uhr, zu dieser Zeit lässt man sich auf der Promenade sehen. Du weißt doch, dass er selten eine Gelegenheit auslässt, sich auf seinem Braunen zu zeigen.«
    Lord Binsted rieb sich die Nase. »Ich stimme dir zu, meine Liebe.« Auch er warf Miss Brant einen Blick zu, die bis jetzt nichts zu dem Gespräch beigetragen hatte. In der guten Gesellschaft vertrat man allgemein die Ansicht, dass Miss Brant wenn auch keine herausragende Schönheit, so doch eine attraktive junge Frau war. Sie war schlank. Sie hatte sehr weiße Haut, regelmäßige Gesichtszüge und eine elegante Haltung, um die sie allgemein beneidet wurde. Für ihre Bewunderer war es nicht von Belang, dass ihre blauen Augen eher die Farbe von Eisschollen statt die eines azurnen Himmels hatten und dass selbst bei Gelegenheiten, bei denen andere Damen in Lachen oder in Tränen ausgebrochen wären, ihre Miene kühl und gefasst blieb.
    Zum ersten Mal schaltete sie sich jetzt in das Gespräch ein und sagte: »Sie müssen keine Rücksicht auf meine Gefühle nehmen.« Wenngleich der von ihr angeschlagene Ton leicht gekränkt geklungen hatte, war nun

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