Cora - MyLady 329 - Barbour, Anne - Die geheimnisvolle Schöne
hörbar gewesen, dass auch ihre Stimme so kultiviert war wie alles andere an ihr.
»Ich bin alt genug, Sir, um über die Angewohnheiten eines Gentleman Bescheid zu wissen, und ich beklage mich nicht.« Sie zögerte einen Moment, ehe sie fortfuhr.
»Schließlich bestehen zwischen uns keine Abmachungen«, setzte sie hinzu, und ihre Stimme klang leicht bedrückt.
»Unsinn!« Rastlos ging Lady Binsted auf und ab. »Es ist an der Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Seit Jahren hat zwischen unseren Familien Einverständnis geherrscht Bitte, denken Sie nicht, meine Liebe, dass Christopher nicht voll und ganz darauf eingestellt ist, endlich seiner Pflicht Genüge zu tun. Würde ich das nicht denken, hätte ich nie auf Ihrer Anwesenheit bei dieser kleinen… hm…
Konferenz bestanden: Ich befürchte, dass ihm…« Sie hielt inne, um eine dramatische Wirkung zu erzielen. »… etwas passiert ist.«
Ihr Blick verweilte auf Miss Brant, doch wenn sie mit einem Ausbruch mädchenhafter Besorgnis gerechnet hatte, wurde sie nun enttäuscht. Miss Brant richtete nur einen erwartungsvollen, leicht skeptischen Blick auf sie und schwieg.
»Willst du damit sagen, Bess, dass Christopher von den Mohawks entführt wurde?« Lord Binsted ließ seiner Frage ein schallendes Gelächter folgen, das seine Frau veranlasste, ihn mit einem Blick zu bedenken, der einen Wasserbüffel hätte töten können.
»Natürlich nicht«, antwortete sie spitz. »Aber es gibt viele Möglichkeiten, die eingetreten sein können. Ich kann nicht glauben, dass er so pflichtvergessen war, London einfach zu verlassen. Er kann ausgeritten sein und einen Unfall gehabt haben.«
»Bestimmt hat er sein Visitenkartenetui bei sich«, wandte Corisande tonlos ein. »Man hätte Sie benachrichtigt, falls ihm ein Missgeschick widerfahren wäre.«
»Nicht unbedingt«, meinte Wilfred. Die Marchioness warf ihm einen dankbaren Blick zu. »Christopher könnte in einen Graben gefallen sein, wo man ihn bisher nicht gefunden hat.«
Aus der Dankbarkeit im Blick der Marchioness wurde Wut. »Das ist kaum wahrscheinlich. Bestimmt wäre Christopher nicht allein ausgeritten.«
»Hm.« Lord Binsted entschied sich, wieder am Gespräch teilzunehmen. »Habe dir gesagt, dass er sehr seltsamer Stimmung war. Kommt mir vor, dass er auch sehr gut allein abgehauen sein könnte.«
Wilfred blickte zu Miss Brant und räusperte sich. »Ich glaube nicht, dass er das getan hat«, äußerte er zaghaft. »Er wusste, dass er Miss Brant um ihre Hand bitten sollte. Wie hätte er sich auf etwas einlassen können, durch das sein Heiratsantrag vereitelt worden wäre?«
Corisande warf dem Ehrenwerten Mr. Culver einen dankbaren Blick zu. Seine schmalen Wangen röteten sich flüchtig.
Lady Binsted atmete scharf ein. »In jedem Fall müssen wir Christopher finden«, sagte sie entschlossen. »Nehmen wir für den Augenblick an, dass er die Stadt tatsächlich verlassen hat und durch irgendetwas daran gehindert wurde, rechtzeitig zur Abendgesellschaft zurück zu sein.«
Sie schaute sich in der Runde um, als warte sie auf einen Einwand. Da keiner erfolgte, fuhr sie fort: »Ich glaube, wir können annehmen, dass Christopher sich nach Cordray Park begeben hat.«
»Weshalb, zum Teufel, sollte er dort hingewollt haben?«
fragte ihr Gatte.
»Schließlich ist das der Familienstammsitz. Christopher hat gesagt, er müsse sich um Geschäfte kümmern. Vielleicht hat er Nachricht erhalten, dass er… irgendwie… gebraucht wird.«
Zweifelnd beäugte Lord Binsted seine Gemahlin. »Hm!«
Sie betrachtete diese nicht sehr enthusiastische Äußerung offenbar als Zustimmung und ging zum Klingelzug. »Gut.
Wir werden jemanden nach Cordray Park schicken, damit wir wissen, ob Christopher dort ist oder ob ihm von dort eine Nachricht zugestellt wurde. Und ich glaube, wir sollten es auch in Rushmead und Cotsburn versuchen. Das sind seine kleineren Besitzungen, die nahe bei London liegen. Aus Gründen, die wir nicht kennen, ist Christopher vielleicht auf einer von beiden.«
Lord Binsted zog die Oberlippe hoch. »Es soll so sein, wie du gesagt hast, meine Liebe, wenngleich ich meine, dass wir hinterher nicht klüger sein werden. Wenn du meine Meinung hören willst…«
»Ja, Lieber«, unterbrach seine Gattin ihn hastig. »Ich irre mich vielleicht, aber ich will etwas tun. Wir können hier nicht einfach nur herumsitzen, wenn Christopher möglicherweise in Schwierigkeiten ist.«
Nach dieser Bemerkung erhob Miss Brant sich mit
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