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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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bequemen Sessel drückte
und vor ihr niederkniete, um ihre Hände einer ausgiebigeren Prüfung zu
unterziehen.
    Melissa verspürte eine merkwürdige
Aufwallung von Zärtlichkeit für ihn: Am liebsten hätte sie einen Kuß in sein
Haar gedrückt.
    »Mein Gott!« sagte er entsetzt, dann
stand er auf, ging zum Schrank und zog eine Schublade auf. »Was hast du
gemacht?«
    »Austern geöffnet«, erwiderte
Melissa schläfrig, als sie sah, daß er einen weißen Erste-Hilfe-Kasten geholt
hatte. Während er die Schnitte an ihren Händen behutsam reinigte und verband,
sagte er bedrückt. »Das brauchtest du nicht zu tun.«
    Melissas Augen wurden feucht.
»Doch«, erwiderte sie. »Meine Brüder ...«
    Quinn sprang auf. »Deine Brüder!«
bellte er. »Deine Brüder haben überhaupt nichts damit zu tun!«
    Melissa senkte den Kopf, eine Träne
fiel auf ihren Handrücken. »Du hast recht«, bestätigte sie kleinlaut. »Ich will
mir selbst etwas beweisen, nicht meinen Brüdern.«
    Quinn seufzte schwer. »Ich gebe mir
die größte Mühe, es zu begreifen«, sagte er rauh. »Wirklich.«
    »Ich weiß.«
    »Bleib sitzen«, befahl er schroff.
»Ich hole dir Tee.«
    »Danke.« Melissa wußte, daß sie
diesen Augenblick nie vergessen würde. Denn es war der Augenblick, in dem sie
sich in Quinn verliebt hatte.
    Doch dann fiel ihr Blick auf Quinns
Schreibtisch und die aufgeschlagenen Rechnungsbücher darauf, über denen er
anscheinend vor ihrer Heimkehr gesessen hatte. Der Anblick brachte ihr mit
schmerzhafter Deutlichkeit ins Bewußtsein zurück, daß er sie nur ihres Geldes
wegen geheiratet hatte ...
    »Hier, Liebling«, sagte er, als er
wiederkam, und reichte ihr ein Glas Weißwein. »Ich glaube, das ist besser als
eine Tasse Tee.«
    Er ging zu seinem Schreibtisch,
lehnte sich mit verschränkten Armen an die Kante und betrachtete sie nachdenklich.
»Ich möchte nicht, daß du in die Fabrik gehst«, sagte er. »Ich verbiete es
dir.«
    Melissa trank einen Schluck Wein.
»Es wäre besser gewesen, wenn du das Wort verbieten nicht benutzt hättest«,
entgegnete sie ruhig.
    Quinn lachte leise. »Mein Leben war
so unkompliziert, bevor du kamst. Ich brauchte mir weder Gedanken über die Wahl
meiner Worte zu machen, noch mir den Kopf zu zerbrechen, was du vorhast — oder
allein zu schlafen.«
    Melissa warf einen vielsagenden
Blick auf die geöffneten Rechnungsbücher auf seinem Schreibtisch. »Und du
hattest auch nicht die Mittel, dein Vermögen zu vergrößern.«
    Ein spannungsgeladenes Schweigen
entstand, dann fragte Quinn mit leiser, bitterer Stimme: »Was ist, Melissa?
Hast du etwa angefangen, meine Gesellschaft zu genießen? Dachtest du, es wäre
vielleicht doch nicht solch ein schrecklicher Fehler gewesen, mich zu heiraten?«
    Melissa stellte ihr Weinglas ab und
stand langsam auf. »Ich habe keinen Fehler gemacht«, sagte sie kalt, »und du
auch nicht. Wir wußten beide, was wir wollten.«
    Ein Ausdruck hilfloser Trauer
huschte über Quinns Gesicht. »Melissa ...«
    »Du wolltest Sicherheiten, und ich
eine Möglichkeit, mir zu beweisen, daß ich etwas erreichen kann in dieser
Welt.« Sie straffte die Schultern. »Ich bin sehr müde und muß morgen schon früh
in der Fabrik sein. Deshalb esse ich jetzt etwas und gehe schlafen. Gute Nacht,
Mister Rafferty.«
    »Gute Nacht«, erwiderte Quinn
grollend, bevor er sich wieder an seine Bücher setzte.

Sechs
    Jeff hoffte, daß Fancy schlief, wenn er
nach Hause kam, aber statt dessen saß sie mit Banner am Kamin und redete.
    Die Unterhaltung verstummte, als die
beiden Frauen Jeff bemerkten, was ihn sehr verletzte, denn er wußte nur zu gut,
worüber sie gesprochen hatten.
    Fancys veilchenblaue Augen richteten
sich kurz auf Jeffs Gesicht, dann wandte sie den Blick wieder ab. »Banner
sagte, ihr hättet Melissa gefunden.«
    Jeff fuhr sich unsicher mit der Hand
durchs Haar, und eine quälende Zärtlichkeit erfüllte sein Herz, als er Fancy
betrachtete. Trotz aller Schwierigkeiten zwischen ihnen liebte er sie mit der
gleichen verzweifelten Intensität wie immer. »Ja«, erwiderte er schließlich.
»Sie ... sie entdeckt ihr Leben oder so etwas.«
    Banner machte Anstalten, zu gehen.
»Ich nehme an, es wäre zuviel erwartet, daß ihr drei beschlossen habt, Melissa
in Ruhe zu lassen«, sagte sie, während sie aufstand.
    Jeff seufzte. »Sie braucht jemanden,
der auf sie aufpaßt.«
    Banner und Fancy wechselten einen
Blick, und Jeff spürte, wie sein Ärger von neuem erwachte.
    »Melissa ist eine erwachsene

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