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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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anstarrte und wiederholt in der Nase
bohrte, bahnte sie sich ihren Weg über Haufen weggeworfener Austernschalen und
Zigarettenkippen zu einem kleinen Bürogebäude, das etwas entfernt von der
eigentlichen Fabrik stand.
    Auf ihr Klopfen erfolgte eine
schroffe Antwort, und sie öffnete die Tür und ging hinein.
    Ein kleiner Mann mit einem wirren
roten Haarkranz um seine Glatze saß eingehüllt in eine Rauchwolke hinter einem
Schreibtisch. Er roch nach ranzigem Schweiß, und Melissa wurde übel.
    »Ja, ja, was ist?« erkundigte er
sich barsch, als Melissa zögernd an der Tür stehenblieb.
    »Ich suche Arbeit«, erwiderte sie
höflich.
    »Was können Sie denn?« war die
ungeduldige Antwort. »Eine Menge — oder gar nichts«, gab Melissa freimütig zu.
»Das kommt ganz auf Ihren Standpunkt an.«
    Der Mann hinter dem Schreibtisch
musterte sie prüfend. »Haben Sie schon einmal Austern geöffnet?« erkundigte
er sich mit einer Miene, als erwartete er ein klares Nein.«
    »Ja«, log Melissa. »Schon oft.«
    »Lassen Sie mich Ihre Hände sehen.«
    Melissa zeigte ihm ihre Handflächen.
    »Sie haben noch nie richtig
gearbeitet, Lady.«
    Ein kleines Schild auf dem
Schreibtisch verriet, daß der Mann John Roberts hieß. Melissa erwiderte nichts,
aber Mister Roberts lachte leise und deutete auf eine Zeitung zwischen den
Papieren auf seinem Tisch. »Sie sind die kleine Corbin, nach der überall
gesucht wird, was? Ich könnte mir eine hübsche Summe verdienen, wenn ich Ihrer
Familie sagte, wo Sie sind.«
    Melissa straffte die Schultern. »Das
wissen sie schon. Ich habe ihnen eben ein Telegramm geschickt, Mister Roberts.«
    Er wirkte enttäuscht. »Oh.« Dann
wechselte sein Verhalten. »Austernöffnen ist harte Arbeit, junge Frau. Ich
habe erwachsene Männer gesehen, die es nicht konnten.«
    »Ich bitte Sie nur, mir eine Chance
zu geben.«
    Mister Roberts beugte sich vor und
betrachtete Melissa mit einem Blick, unter dem ihr sehr unbehaglich zumute
wurde. »Sie sollen nicht sagen können, der alte John wäre nicht nett zu Ihnen
gewesen.«
    Melissa unterdrückte ein Schaudern.
»Soll das heißen, daß Sie mich einstellen?«
    Roberts kritzelte etwas auf einen
Zettel und gab ihn ihr. »Gehen Sie zu diesem Mann. Er soll Ihnen ein Messer und
einen Eimer geben.«
    So begann Melissas erster
Arbeitstag.

Fünf
    Nicht einmal in ihren schlimmsten Tagen
hätte Melissa vermutet, daß körperliche Arbeit so hart sein konnte. Eingezwängt
zwischen anderen Frauen, in einem lauten, schlecht beleuchteten Raum, einen
Eimer Wasser vor sich, ein scharfes Messer in der Hand, saß Melissa an ihrem
Platz und versuchte, die steinharten Austernschalen aufzubrechen.
    Nach einer Stunde schmerzte ihre
rechte Hand so sehr, daß sie die linke benutzen mußte. Die Arbeit ging nur
langsam und mühsam vorwärts, und oft glitt ihr das Messer aus der Hand und
verletzte sie. Das Salzwasser aus dem Eimer brannte wie Feuer in den
Schnittwunden.
    »Beeilen Sie sich lieber«, bemerkte
die Frau rechts neben ihr gegen Mittag. »Sonst setzen die Sie nämlich vor die
Tür.«
    Melissa schaute sehnsüchtig auf die
ledernen Handschuhe ihrer Kollegin und bemühte sich, schneller zu arbeiten.
Prompt schnitt sie sich von neuem.
    Eine ohrenbetäubende Sirene heulte
auf. Die Arbeiterin zu Melissas Linken, eine Indianerin unbestimmten Alters,
lächelte und zeigte ihre Zahnlücken. »Mittagessen«, sagte sie. »Ich bin Rowina
Brown. Kommen Sie mit zum Strand. Melissa. Ich habe genug für zwei zum Essen
mitgebracht.«
    Port Hastings
    Katherine Corbin, eine blonde Frau
mit blauen Augen und schlanker Figur, betrachtete die kleine Gesellschaft, die
sich in ihrem Arbeitszimmer versammelt hatte.
    Adam, ihr Ältester, war ein großer
Mann, wie sein Vater es gewesen war, mit breiten Schultern und wacher Intelligenz.
Er hatte dunkles Haar wie sein verstorbener Vater, aber Katherines blaue Augen.
Im Moment lief er unruhig vor dem großen Fenster auf und ab, das auf den
Rosengarten hinausging. Seine Frau Banner, Ärztin wie er und eine rothaarige,
grünäugige Schönheit, die Katherines Bewunderung schon vor langer Zeit
gewonnen hatte, beobachtete ihn ernst von ihrem Platz her am Kamin.
    Jeff, Katherines zweiter Sohn, war
groß und blauäugig wie Adam, aber er hatte auch das blonde Haar seiner Mutter
geerbt. Er stand über eine Landkarte gebeugt und fuhr sich immer wieder mit der
Hand durchs Haar. Sein Ärger und seine Frustration waren ihm deutlich anzusehen.
Seine Frau, Fancy, war an diesem

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