Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
Enttäuschung
mußte ihr anzusehen gewesen sein, denn Katherine sagte lächelnd: »Mach dir
keine Sorgen, Liebes. Er betet dich an.«
»Wie kannst du so sicher sein?«
erwiderte Melissa mürrisch.
Doch bevor Katherine antworten
konnte, entstand ein lautes Streitgespräch in der Halle, und Maggie, die Haushälterin,
schrie: »Entweder bleiben Sie sofort stehen, Mister, oder ich schieße!«
Melissa sprang auf, aber Katherine
war schon an der Tür.
»Um Gottes willen, Maggie!« rief
sie. »Halt dich zurück! Das ist mein Schwiegersohn.«
Melissa schlug verblüfft die Hand
vor den Mund. Tatsächlich war es Quinn, der mit todmüdem Gesicht auf der
Treppe stand, doch als er seine Frau erblickte, lächelte er.
»Es ist gut zu wissen, daß du hier
beschützt wirst, Kleines«, sagte er.
Melissa lief auf ihn zu und warf
sich in seine Arme. Maggie stand am Fuß der Treppe, die Flinte in der Hand.
Quinn küßte Melissa auf die Stirn.
»Willst du mich nicht fragen, warum ich gekommen bin?« erkundigte er sich
schroff.
Melissa trat zurück, um ihm in die
Augen zu sehen.
Quinn seufzte ergeben. »Na schön,
ich gebe es zu — ich bin ein eifersüchtiger Narr«, gestand er. »Aber ich muß es
wissen. Bist du noch verliebt in Ajax?«
Melissa begriff, daß Mrs. Wright
oder Helga ihm von Ajax' Besuch erzählt haben mußten, und schüttelte rasch den
Kopf. »Nein«, antwortete sie lächelnd. »Ich bin nicht mehr verliebt in ihn.«
Dunkle Augen musterten forschend
Melissas Gesicht, aber mehr sagte sie nicht. Bei zwei Gelegenheiten hatte sie
Quinn ihre Gefühle gestanden, und jedesmal waren ihre Worte ignoriert worden.
Wenn jetzt jemand sagen mußte: »Ich liebe dich«, dann war es Quinn.
Zwölf
Quinn sagte nichts, aber die
Erleichterung in seinem Blick rührte Melissa so, daß sie seine Hand nahm und
ihn mit sich zog. »Du mußt sehr müde sein«, sagte sie in ihrem Zimmer und
begann Quinns Krawatte aufzubinden.
Doch er nahm ihre Hände und hielt
sie fest. »Was hast du in dem Waggon gemacht?« fragte er streng.
Melissa war verletzt. »Du dachtest,
ich wäre dort mit Ajax gewesen, nicht wahr?« Tränen der Empörung stiegen ihr in
die Augen. Sie blinzelte sie wütend fort. »Ich habe geschrieben, wenn du es
unbedingt wissen willst!«
Quinns Miene verriet eine Mischung
von Zweifel und Argwohn. »Geschrieben? Was?«
»Meinen neuen Roman«, erklärte
Melissa trotzig.
Der Zorn, der in Quinn erwachte,
ließ seine Müdigkeit verblassen. »Doch hoffentlich nicht ein weiteres Epos über
eine zur Zerstörung bestimmte Frau!«
Melissa spürte, wie ihre Wangen heiß
wurden. »Deine Meinung über die Qualität meiner Arbeit ist unwichtig für mich«,
antwortete sie verdrossen.
Quinn ließ ihre Hände los, aber nur,
um ihre Handgelenke zu umfassen. »Gut«, sagte er, so dicht an ihrem Mund, daß
sie die Wärme seiner Lippen spürte. »Du hast mir sehr gefehlt.«
Melissa hätte sich ihm gern
widersetzt, aber dazu fehlte ihr die Kraft. Ihr war, als sei sie schon Jahre
von Quinn getrennt, und all ihre Sinne erwachten zum Leben, als er sie an sich
zog und küßte. Sie zitterte und bebte vor Erwartung, während er ihr langsam das
Nachthemd über den Kopf streifte.
Dann stand sie nackt vor ihm und
machte keinen Versuch, ihre Blöße zu bedecken. Sie war besiegt, sie gehörte
ihm fraglos und ohne Widerspruch, und als er sich auszog, hielt sie den Atem
an und schloß erwartungsvoll die Augen. Dann, auf dem Bett, entstand ein
quälendes Pochen in ihrem ganzen Körper, und sie glaubte den Moment der
Vereinigung nicht mehr abwarten zu können.
Flüsternd bat sie Quinn, sie zu
nehmen, aber er ließ sich Zeit und streichelte und liebkoste ihre Brüste. Erst
als ihr Stöhnen und ihre flehentliches Bitten immer drängender wurden,
vereinte er sich ganz mit ihr und preßte seine Lippen auf ihren Mund, um ihre
lustvollen Schreie zu ersticken.
Melissa wand sich stöhnend unter
ihm. Im Moment der Erfüllung bog sie Quinn die Hüften entgegen und küßte seine
Fingerspitzen, die ihren Mund bedeckten. Als der Sturm abebbte und beide wieder
atmen konnten, unterhielten sie sich eine Weile. Aber Melissa merkte bald, daß
Quinn nur noch mühsam die Augen offenhielt, und so zog sie seinen Kopf an ihre
Schulter und streichelte beruhigend seinen flachen, harten Bauch. Minuten später
war Quinn eingeschlafen.
Melissa stand auf, nahm ein Bad und
untersuchte den Inhalt ihres Kleiderschranks. Obwohl Katherine eine Menge ihrer
Sachen nach Port Riley
Weitere Kostenlose Bücher