Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
glaubte schon, daß er sie verlassen wollte. Erleichterung und
abgrundtiefe Enttäuschung kämpften in ihr, und sie wußte nicht, ob sie einen
Sieg errungen oder eine Niederlage erlitten hatte, als er die Tür verschloß
und die Lampen herunterdrehte, bis der Raum nur noch im Halbdunkeln lag.
Sie kniete noch immer auf dem Bett,
aber nun zog Quinn sie auf den Schoß. Als er den Mund auf ihre vor Erregung
schmerzende Brust preßte, legte sie den Kopf in den Nacken und stöhnte erlöst
auf.
Quinn nahm sich Zeit, sie zu reizen
und zu liebkosen. Als Melissa schon glaubte, es nicht mehr auszuhalten vor
Verlangen, drängte er sie sanft zurück, zog ihren Rock hinauf und streifte ihre
langen Taftbeinkleider ab.
Melissa zitterte unkontrolliert, als
Quinns Hände über die Innenseite ihrer Schenkel glitten, so sacht, daß sie die
Berührung kaum richtig wahrnahm. Dann küßte er ihre intimste Körperstelle, und
Melissa vergrub mit einem leisen Aufschrei ihre Hände in seinem Haar.
Seine warme Zunge drang bis ins
Zentrum ihrer Weiblichkeit vor und führte Melissa immer wieder bis an den Rand
der Ekstase.
Endlich, als sie es wirklich nicht
mehr aushielt, flehte sie ihn an: »O Gott, Quinn, bitte ...«
Nun zog er sich zurück und stand
auf. Selbst im schwachen Schein der Lampen sah sie den kalten Ausdruck in
seinen Augen. Und dann wandte er sich ab.
Melissa fand irgendwie die Kraft,
ihren Rock zu richten und sich aufzusetzen. »Quinn!« flüsterte sie mit gebrochener
Stimme und unfähig, zu begreifen, was er ihr angetan hatte.
Im Licht, das durch den Korridor
hereinfiel, sah sie ihn die Schultern zucken. »Wie du immer so schön sagst,
bist du imstande, für dich selbst zu sorgen«, entgegnete er rauh. »Das wirst du
jetzt wohl müssen, oder?«
Unmöglich, zu sagen, was schlimmer
war: das Gefühl, zutiefst gedemütigt worden zu sein, oder die Enttäuschung, die
ihrem Körper zugefügt worden war. Doch Melissa hielt die Tränen tapfer zurück,
bis Quinn die Tür geschlossen hatte. Erst dann überließ sie sich ihrer Verzweiflung.
Nach langer, langer Zeit richtete
sie sich auf und wusch ihr Gesicht mit kaltem Wasser. Plötzlich hatte sie es
sehr eilig, denn sie erinnerte sich, daß Quinn gesagt hatte, alle Räume seien
belegt. Es wäre schrecklich, wenn jemand hereingekommen wäre und sie in diesem
Zustand angetroffen hätte.
Als sie wieder einigermaßen
präsentabel war, setzte Melissa ein kühles Lächeln auf und schritt hocherhobenen
Kopfes und in königlicher Haltung die breite Treppe hinunter. Ganz Frau von
Welt, betrat sie den Ballsaal und ging ohne Zögern auf ihren Mann zu. Er stand
mit mörderischer Miene an einem der Fenster, und sein Ausdruck wurde
keineswegs sanfter, als er seine Frau entdeckte.
»Ich werde dich mein Leben lang
verachten für das, was du mir angetan hast«, sagte sie mit liebevollem Blick
und zärtlichem Lächeln.
Ein flotter Walzer begann, und Quinn
zog Melissa in die Arme, preßte sie hart an sich und begann sich mit ihr im
Kreis zu drehen.
»Und ich dachte, du wärst gekommen,
um dich für dein kindliches Benehmen zu entschuldigen«, sagte er etwas
verspätet.
Melissa strahlte ihn an. Niemand
sollte ihre wirklichen Gefühle erraten. »Entschuldigen?« zwitscherte sie und
lachte hell. »Bevor ich mich entschuldige, wirst du in der Hölle braten, mein
Lieber.«
Quinn starrte stirnrunzelnd auf sie
herab, dann lachte er widerstrebend. »Mein Gott, du hast Mut genug für zehn, du
kleine Höllenkatze. Ich hätte dich übers Knie legen sollen.«
»Versuch es nur, Quinn Rafferty —
ich kann dir versichern, daß du nicht lange genug leben wirst, um die Geschichte
zu erzählen.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Zuerst
reizt du mich, und nun diese Drohungen. Du mußt noch eine Menge über weiblichen
Gehorsam lernen, meine Schöne.«
»Weiblicher Gehorsam!« meinte sie
entrüstet, während sie mit zärtlichem Lächeln zu ihm aufschaute. »Was mich
betrifft, Mister Rafferty, befinden wir uns im Krieg.«
»Na schön«, seufzte Quinn. »Aber
hast du bedacht, daß du die Schlacht verlieren könntest? Bedenke bitte, daß ich
nicht vorhabe, Gefangene zu machen.«
Ein köstliches Prickeln ging durch
Melissas Adern. Sie hob die Hand und berührte Quinn sanft an der Wange, wo sie
ihn zuvor geschlagen hatte. »Ich auch nicht«, erwiderte sie belustigt. Dann
brach die Musik ab, doch anstatt sich von Quinn zu lösen, wartete sie den
nächsten Tanz ab und schmiegte sich noch fester in Quinns Arme. Mit
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