Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
verheiratet bin, und das stimmt. Aber ich habe eine Verlobte. Gillian und
ich wollten diesen Sommer heiraten.«
Die Neuigkeiten brachten Melissa
beträchtlich aus der Fassung, obwohl sie nicht begriff, warum. »Aha. Aber das
erklärt nicht, warum Sie sich so aufregen, Mister Rafferty.«
»Gillian und ich haben ein Abkommen
getroffen. Wenn wir unser Vermögen zusammenlegen ...«
Melissa hob die Hand. »Bitte, hören
Sie auf. Jetzt ist mir alles klar. Sie heiraten diese Frau nur ihres Geldes
wegen.«
Quinn wollte etwas entgegnen, doch
dann wandte er sich kopfschüttelnd ab und verschwand hinter der Trennwand.
Melissa kam sich einsam und
verlassen vor. Sie kuschelte sich noch tiefer unter die Decken und fragte sich,
was sie nun tun sollte.
Dann kam ihr ein Gedanke. »Wenn Sie
Geld brauchen«, rief sie, »könnten Sie mich heiraten. Ich habe eine Menge
Geld.«
Quinns Stimme klang rauh vor Ärger.
»Nein, danke.«
Merkwürdigerweise schmerzte seine
Zurückweisung mehr als Ajax' Verrat. »Ich bin noch Jungfrau«, fügte sie
schüchtern hinzu.
Sie hörte ihn seufzen. »Indem Sie
sich einen Mann angeln, beweisen Sie Ihrer Familie noch lange nicht, daß Sie
imstande sind, allein für sich zu sorgen.«
»Das ist wahr«, gab Melissa
widerstrebend zu und schloß die Augen. Und nach einiger Zeit gelang es ihr tatsächlich
einzuschlafen.
Als sie wieder erwachte, fühlte sie
sich schon viel besser und beschloß aufzustehen. »Quinn?« rief sie leise.
Da keine Antwort kam, schlüpfte
Melissa in den winzigen Raum am Ende des Waggons, wo sich das Badezimmer
befand, und stellte überrascht fest, daß die Wanne bereits bis an den Rand
gefüllt war.
Melissa betrachtete das dampfend
heiße Wasser sehnsüchtig.
»Sie können es haben«, ertönte
Quinns amüsierte Stimme hinter ihr.
Als Melissa sich bewußt wurde, daß
sie nur Unterwäsche trug, schnappte sie nach Luft und zog sich dann
blitzschnell in die kleine Toilette zurück.
»In einer Stunde sind wir in
Seattle«, rief Quinn ihr warnend zu. »Wenn Sie baden wollen, sollten Sie es
jetzt tun. Ich gehe in den Speisewagen, um zu frühstücken.«
Melissas Magen knurrte. Sie konnte
nur hoffen, daß Quinn ihr etwas mitbringen würde, wenn er zurückkam. Sie
wartete, bis sie die Außentür hörte, und schlich sich ins Bad zurück.
Der Waggon war leer, und Melissa zog
sich rasch aus und stieg in das heiße Wasser. Es war wunderbar entspannend,
aber sie wagte nicht, allzu lange darin zu verweilen.
Sie trug eines ihrer beiden
Baumwollkleider und frottierte gerade ihr langes schwarzes Haar, als Quinn
zurückkam. Warum hat er nicht angeklopft? dachte sie und stellte verwundert
fest, daß er sie auf ganz eigenartige Weise musterte.
»Sie haben sicher Hunger«, sagte er
schließlich.
Melissa bürstete ihr hüftlanges
schwarzes Haar. »Mag sein«, entgegnete sie schnippisch, »aber das ist nicht Ihr
Problem. Wenn wir in Seattle sind, kaufe ich mir etwas zu essen.«
»Melissa.« Er lehnte sich an die
Trennwand und schaute zu, wie sie ihr feuchtes Haar zu einem dicken Zopf
flocht. »Was?«
»Ich heirate nicht des Geldes
wegen.«
Melissa wußte selber nicht, woher
sie den Mut nahm, ihn anzuschauen. »Dann ist es also eine Liebesehe«, sagte
sie. »Sie lieben Gillian, und sie liebt Sie.«
Quinn räusperte sich und wandte den
Blick ab. »Nicht unbedingt.«
Seine Antwort erfüllte sie mit
unbegreiflicher Freude. »Dann lieben Sie Gillian also nicht?«
»Ich mag sie sehr.«
Melissa unterdrückte ein
triumphierendes Lächeln. »So.«
»Was soll das heißen?« wollte Quinn
wissen.
»Ich hoffe, daß Sie mit Gillian
glücklich werden«, log Melissa lächelnd. »Sie mögen sie, und sie mag Sie.
Sicher werden Sie auch Ihre Kinder mögen.«
Quinns Nacken wurde feuerrot, und er
preßte für einen Moment die Lippen zusammen. Aber bevor er etwas entgegnen
konnte, erklang ein schriller Pfiff, und der Zug stoppte abrupt. Das Wasser
spritzte zu beiden Seiten aus der Wanne, aber Quinn und Melissa standen nur da
und starrten sich an. Melissa erholte sich als erste. Sie band eine Schleife
von ihrem Hochzeitskleid um ihren Zopf und rollte das teure Kleid mit dem
zweiten Baumwollkleid zu einem Bündel.
»So«, meinte sie dann tapfer. »jetzt
werde ich mir einen Namen machen.«
»Das befürchte ich auch«, knurrte
Quinn. Seine braunen Augen funkelten vor unterdrückter Erregung. Mit grimmiger
Meine legte er Melissa die Hände auf die Schultern. »Sie brauchen niemanden
etwas zu beweisen.
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