Cordina's Royal Family 1-4
erwarten war, wenn auch nur kurzfristig. Gilchrist wusste genug, um daraus seinen Nutzen zu ziehen.
„Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Hoheit, aber Sie haben in den letzten Wochen nicht gut gegessen. Wenn Sie nicht mehr darauf achten, müssen wir Ihre Kleidung enger machen.“
Alexander hakte seinen Daumen unter den Hosenbund. Er hatte ein Spiel von fast drei Zentimetern. „Ich werde sehen, was ich tun kann, Gilchrist, bevor Sie und mein Schneider das Gesicht verlieren.“
„Ich bin nur um die Gesundheit Eurer Hoheit besorgt, nicht um die Passform Ihrer Kleidung.“ Aber natürlich lag ihm beides gleichermaßen am Herzen.
„Dann darf ich Ihnen keinen Grund geben, sich auch darüber noch Sorgen zu machen.“ Mit einem Kopfnicken bedeutete er Gilchrist, das Klopfen an der Tür zu beantworten.
„Eure Hoheit.“ Henri Blachamt war seit acht Jahren Alexanders persönlicher Sekretär.
„Bonjour, Henri. Was für ein unmögliches Programm haben Sie denn für morgen geplant?“
„Bitte verzeihen Sie, Ihr morgiger Tag ist ziemlich ausgefüllt, Eure Hoheit.“
Alexander wusste, Henri würde stehen bleiben, solange er selbst es tat.
Geduldig ließ Alexander sich auf einer Stuhllehne nieder. „Bitte setzen Sie sich, Henri, dieser Terminkalender ist bestimmt sehr schwer.“
„Danke, Eure Hoheit.“ Nachdem er auf die für ihn typische umständliche Art Platz genommen hatte, zog er aus seiner Westentasche eine kleine, randlose Brille hervor. Er setzte sie sich auf die Nase, schob sie gerade, rückte sie zurecht, in einer zeitraubenden Zeremonie. Bei keinem anderen hätte Alexander so etwas geduldet.
Seine Zuneigung für den älteren Mann ging sehr tief und war seit zwanzig Jahren ungebrochen. Damals hatte Henri dem jungen Prinzen ein Stück Schokolade zugesteckt, nachdem Alexander eine besonders bittere Lektion in Sachen Anstand von Armand erhalten hatte.
„Sie erinnern sich an das Diner bei Monsieur und Madame Cabot. Mademoiselle Cabot wird am Klavier für Unterhaltung sorgen.“
„Das kann man unmöglich Unterhaltung nennen, Henri, aber lassen wir es gut sein.“
„Wie Sie meinen, Hoheit.“ Henris Augen hinter der Lesebrille funkelten kurz, aber seine Stimme blieb ausdruckslos. „Das Mitglied des Kronrats, Monsieur Trouchet, wird daran teilnehmen, Hoheit. Ich nehme an, er wird über die Vorlage für das neue Gesundheitsvorsorgegesetz sprechen wollen.“
„Vielen Dank für die Warnung“, sagte Alexander und fragte sich, ob er den tödlich langweiligen Abend überstehen würde. Wenn er richtig vermutete, würde die gefürchtete Madame Cabot ihm den Platz zuweisen zwischen ihr selbst und ihrer tollpatschigen, näselnden Tochter, die noch nicht verheiratet war.
Könnte er doch zu Hause bleiben und in seinem Park den Mond betrachten. Mit Eve an seiner Seite. Sie würde ihn anlächeln, während sie die Arme nach ihm ausstreckte …
Zum Teufel mit der Frau!
Beide, Kammerdiener und Sekretär, wappneten sich, als der Prinz die Brauen zusammenzog.
„Was steht für morgen auf dem Plan?“ Alexander erhob sich und trat ans Fenster. Er sah die Gärten und ließ den Blick bedächtig darübergleiten, hinüber zum Meer.
Henri stand automatisch auf und balancierte den Terminkalender auf den offenen Handflächen. „Um acht Uhr Frühstück mit dem Präsidenten von Dynab Shipping. Zehn Uhr fünfzehn persönliches Erscheinen bei der Eröffnung des Seehafen-Museums in Le Havre. Dreizehn Uhr dreißig, Sie halten eine Ansprache beim Lunch zu Gunsten des St. Alban’s Krankenhauses. Um fünfzehn Uhr fünfundvierzig …“
Alexander seufzte und hörte sich den restlichen Tagesplan an.
Wenigsten bin ich zu Hause, dachte er. Seine Europareise für diesen Winter wurde schon geplant.
Eines Tages würde er das Moor von Cornwall besuchen und die Weinanbaugebiete in Frankreich, nicht so sehr als Repräsentant Cordinas, sondern vielmehr, weil er es sich wünschte. Eines Tages würde er Land und Leute sehen, wie sie wirklich waren, nicht so, wie ein Prinz sie sah.
Eines Tages. Aber nicht heute und nicht morgen.
„Danke, Henri.“ Er lächelte seinem Sekretär zu. „Übrigens, wie geht es Ihrer Enkelin?“
Henris Wangen bekamen Farbe. „Sie ist wunderschön, Hoheit. Vielen Dank für die Nachfrage.“
„Sie müsste jetzt… drei Monate alt sein.“
„Morgen wird sie drei Monate.“ Henris Freude wurde noch größer, da der Prinz sich daran erinnerte.
Alexander bemerkte es, und ihm wurde bewusst, dass die
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