Cordina's Royal Family 1-4
die Uhren im Palast sich darauf vorbereiteten, zwölf Mal zu schlagen. Sie schlief, und er sehnte sich nach ihr. Kein noch so hartes Training, kein Verzicht hatten ihn auf diesen dumpfen, ständigen Schmerz vorbereitet, den diese Frau ihm verursachte.
Fühlte sie es? Er hoffte es inständig, dann würde er nicht alleine leiden.
Sie sollte die Qualen spüren. Er wollte sie vor allen Verletzungen bewahren. Aber in dieser Nacht wollte er nur sie.
Dieses Verlangen war im Laufe der Jahre gewachsen, hatte sich verstärkt und ihn gereizt gemacht. Es hatte Zeiten gegeben, da hatte er sich gesagt, es würde al mählich verschwinden. Zeiten, in denen er es geglaubt hatte. Monate würden vergehen, in denen er sie nicht sah – dennoch würde er in den frühen Morgenstunden aufwachen, allein, und ihr Gesicht deutlich vor sich sehen. Er konnte dagegen ankämpfen, die Sehnsucht ersticken, die angesichts der zahlreichen Verpflichtungen und eines ermüdenden Zeitplans so nebulös erschien.
Aber jedes Mal, wenn sie hier war, zum Berühren nah, war das Verlangen nicht mehr nebelhaft, sondern unmöglich zu bekämpfen.
Sollte er sich nun, da er sie berührt, geküsst und sich mit seinen eigenen Fantasien gequält hatte, das Endgültige versagen?
Aber wie konnte er zu ihr gehen, wenn er ihr nur die Wahl bieten würde zwischen einem Leben der Täuschung und einem Leben des Opfers? Als seine Geliebte konnte er sie in der Öffentlichkeit lediglich als Freundin der Familie anerkennen. Als seine Ehefrau …
Alexander presste Daumen und Zeigefinger gegen die geschlossenen Augen. Wie konnte er sie bitten, ihn zu heiraten? Er würde immer an sein Land, seine Pflicht gebunden sein. Desgleichen seine Ehefrau. Wie konnte Eve mit ihrer Unabhängigkeit und Kraft jemals die Einschränkungen akzeptieren, die mit seinem Titel verbunden waren?
Er müsste sie bitten, ihr Land, ihre Privatsphäre, ihre Karriere aufzugeben. Er müsste sie bitten, sich selbst in diesen goldenen Käfig zu zwingen, in diesen manchmal gefährlichen goldenen Käfig, in dem er selbst geboren worden war.
Wie konnte er von ihr den gleichen Stolz, die gleiche Liebe für Cordina erwarten? Wie konnte er sie überhaupt um ein ganzes Leben bitten?
Aber er konnte sie um eine Nacht bitten. Eine einzige Nacht. Wenn sie ihm die schenkte, dann war es vielleicht genug.
Alexander blickte aus dem Fenster, das zu demselben Garten, zu demselben Meer, zu demselben Himmel hinausging wie Eves. Er wollte eine Nacht mit ihr verbringen, dann würde er irgendwie andere Nächte bis in alle Ewigkeit überleben.
Alexander klopfte nicht. Aus Arroganz. Die Tür öffnete sich lautlos, aber Eve spürte seine Nähe, noch bevor sie hinter ihm ins Schloss fiel. Eve blieb auf ihrem Fensterplatz sitzen. Aus Stolz. Langsam drehte sie sich zu Alexander um. Während sie den Himmel betrachtet hatte, hatte sie geahnt, dass Alexander zu ihr kommen würde. Wünsche und Sehnsüchte würden in dieser Nacht Erfüllung finden.
Der Raum trennte sie beide, während Spannung in der Luft lag.
„Ich werde nicht aufstehen und knicksen“, sagte sie mit überraschend kräftiger Stimme.
Er zog die Brauen hoch, ob amüsiert oder überrascht, war nicht zu erkennen. „Und ich werde mich nicht vor dir hinknien.“
Sie fühlte einen Schauer über den Rücken laufen, aber ihre Hände, die sie im Schoß verschränkt hatte, waren ruhig. „Gleiche Ebene?“
Sein Magen verkrampfte sich vor Spannung und Verlangen, doch eine seltsame Euphorie stieg ihm zu Kopf. „Gleiche Ebene.“
Sie betrachtete einen Moment ihre Hände, die so ruhig in ihrem Schoß lagen, und sah ihm dann in die Augen. Seine Haltung war gerade, unbeugsam, aber sein Blick war alles andere als entrückt. Sie wusste schon so viel, musste noch so viel begreifen. „Einmal dachte ich, du wolltest mich, weil du Ben und mich für ein Liebespaar gehalten hast.“
„Einmal habe ich mich dafür verachtet, dass ich dich wollte, weil ich dich und Bennett für ein Liebespaar gehalten habe.“
Bei dem kühlen, beiläufigen Ton presste sie die Lippen aufeinander. Ja, er hatte sich gehasst. Sie war eine Närrin gewesen, das nicht zu verstehen.
Er hatte gelitten. Sie brauchte nicht mehr zu fragen, wie. „Und jetzt?“
„Ich könnte sagen, ich sei erleichtert, dass es nicht so ist, aber das würde keinen Unterschied machen. Selbst Ehre leidet.“
Ehre. Für ihn war sie so lebenswichtig wie das Blut in seinen Adern. Sie besaß die Macht, ihn dazu zu bringen, seine
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