Cordina's Royal Family 1-4
„Bennett, ich habe dich vom Kind zum Mann heranwachsen sehen, und ich habe auf ein Anzeichen gewartet, dass du mit deiner Stellung unzufrieden bist. Du warst manchmal wild, immer wagemutig und zu oft indiskret, aber nie habe ich etwas anderes gesehen als Liebe und Hingabe für dein Land und deine Familie.”
„Warum hältst du dann deine Pläne vor mir geheim, wenn beides bedroht ist?”
„Vor zwei Jahren wurde Lady Hannah Rothchild unter einem halben Dutzend hoch qualifizierter Agenten ausgewählt, um in Deboques Organisation einzudringen und sie zu zerstören. Uns waren die Risiken genauso bewusst wie ihr, auch die Zeit und die Fähigkeiten, die nötig sein würden.”
„Warum sie?”
„Reeve fand, dass Hannah mit ihren Talenten einzigartig für diese Operation geeignet war. Sie war bereits zehn Jahre beim ISS.”
„Zehn Jahre?” Bennett ging wieder im Raum auf und ab. „Wie ist das möglich? Sie ist so jung.”
„Sie ist die zweite Generation”, sagte Armand sanft. „Ihr Vater hat sie trainiert, als sie noch zur Schule ging. Lord Rothchild, mittlerweile teils im Ruhestand, ist einer der wertvollsten Agenten des ISS. Er spielte damals bei Reeves Grundausbildung eine gewisse Rolle, was einer der Gründe war, weshalb Reeve für Hannah stimmte.”
„Zehn Jahre”, wiederholte Bennett. Wie viele verschiedene Frauen war sie schon gewesen? Wie viele Lügen hatte sie erzählt?
„Offenbar ist sie von Natur aus für diese Arbeit geeignet.” Er merkte, wie sein Sohn die Zähne zusammenbiss, fuhr jedoch fort: „Nachdem ich Reeves Bericht über sie gelesen hatte, musste ich zustimmen.”
„Deboque setzt oft Frauen ein”, sagte Bennett.
„Er ist der Meinung, dass Frauen schlauer, sogar grausamer sein können als Männer.” Armand erinnerte sich an Janet Smithers und an die Kugel, die man seinem Sohn herausoperiert hatte. „Er bevorzugt einen gewissen Typ – still, wohlerzogen, von makelloser Herkunft.”
„Hannah.”
„Ja. Innerhalb von zwei Jahren hat sie sich vom Boten an die Spitze der Organisation vorgearbeitet.”
„An die Spitze?” Er konnte kaum glauben, was er hörte. „Was meinst du damit?”
„Sie hat sich mit Deboque höchstpersönlich getroffen, und indem sie einen seiner Spitzenmänner in Misskredit brachte, füllt sie jetzt dessen Position aus. Reeve hat dir erklärt, dass sie nach Deboques Meinung hier im Palast als sein Instrument ist.”
Bitterkeit war leichter zu ertragen als Angst. Bennett konzentrierte sich darauf. „Sie spielt das Spiel sehr gut.”
„Ein Agent in ihrer Stellung spielt das Spiel sehr gut oder verliert das Leben. Du weißt aus erster Hand, dass Deboque nicht zögert zu töten. Ihr Name und Ihre Aufgabe wurden strengstens vertraulich gehalten, aber nicht zu deinem Schutz oder dem der Familie, Bennett, sondern zu ihrem Schutz. Drei andere Agenten wurden getötet, als sie das versuchten, was Hannah nun beinahe gelungen ist. Der letzte wurde buchstäblich … Na, lassen wir das.”
Er bemerkte, wie Bennett blass wurde. „Indem wir euch alle glauben ließen, was Deboque wollte, dass ihr glaubt, konnten wir Hannah den einzig möglichen Schutz bieten. Wird sie entlarvt, kann nicht einmal das ISS sie beschützen. Da du jetzt alles weißt, ist ihr Risiko damit viel größer als je zuvor.”
Bennett setzte sich seinem Vater gegenüber. Obwohl der Aufruhr viel zu rasch in ihm entstand, blieb seine Miene fast ausdruckslos. „Ich liebe sie.”
„Ja.” Armand lehnte sich zurück. „Das habe ich befürchtet.”
„Ich werde nicht zusehen, wie Deboque jemandem etwas antut, den ich liebe.”
„Bennett, zu oft dürfen unsere Gefühle unser Handeln nicht beeinflussen.”
„Das gilt für dich.” Bennetts Stimme klang noch immer ruhig, aber etwas kühler. „Vielleicht auch für Alex, aber nicht für mich. Ich möchte Deboque lieber selbst töten.”
Armand verspürte Angst und Stolz und unterdrückte beides. „Wenn du an diesem Punkt der Operation irgendetwas unternimmst, könntest du für Hannahs Tod verantwortlich sein, nicht für Deboques Tod.”
Bennett beugte sich vor, bis an den Rand seiner Beherrschung getrieben. „Verstehst du, dass ich in sie verliebt bin? Könntest du denn an meiner Stelle nichts unternehmen?”
Armand betrachtete das Gesicht seines Sohnes und erinnerte sich an die einzige Frau, die er jemals geliebt hatte. „Ich kann nur sagen, dass ich alles tun würde, um ihre Sicherheit zu garantieren. Selbst wenn das bedeutet,
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