Cordina's Royal Family 1-4
angehört, die sich mehr für Gemälde als für Menschen interessieren, und ich habe dich mir vorgestellt, wie du dasitzt, die Hände verschränkt, mit ernstem Blick. Und du hast nichts am Leib getragen.”
Sie hatte ihm die Krawatte abgenommen und hielt am dritten Knopf seines Hemdes inne. „Im Sitzungssaal?”
„Im Sitzungssaal.” Würde er jemals nicht von diesem trockenen, ernsthaften Ton und diesen dunklen Augen fasziniert sein? „Da siehst du, wieso ich solche Konzentrationsprobleme hatte.” Er erzählte ihr nicht, dass er auch Angst gehabt hatte, als er sie sich mit Deboque vorstellte – allein , hilflos, seiner Gnade ausgeliefert. Dieses Bild hatte er nicht loswerden können. „Darum bin ich hier hereingekommen, um auf dich zu warten.”
„Und bist eingeschlafen.”
„Und hatte gehofft, du würdest die Ironie erkennen und das Märchen umkehren. Du würdest den Prinzen mit einem Kuss wecken. Stattdessen habe ich einen Stoß erhalten.”
Hannah zog seinen Kopf zu sich heran. „Dann lass es mich jetzt nachholen.”
Sie drückte ihre Lippen auf seinen Mund, hielt inne, reizte ihn, berührte ihn erneut. Sie merkte, wie sich seine Finger auf ihrem Rücken anspannten, während sie mit seiner Zunge spielte, während die Hitze sich steigerte. Sie wehrte sich nicht, als er ihren Kopf umfasste, als sein Mund sich verlangend über dem ihren schloss. Wenn er sich den ganzen Tag nach ihr gesehnt hatte, so war sein Verlangen nicht heftiger als ihres. Sie würden die Nachtstunden gemeinsam verbringen.
Hannah öffnete sein Hemd. Ihr Kleid war nach unten geglitten, enthüllte die schimmernde honigfarbene Spitze darunter. Bennett ließ seine Finger darüber gleiten, während er die Gegensätze und Wonnen genoss, aus denen seine Hannah bestand. Er zog die Nadeln aus ihrem Haar, so dass es über ihre und seine Schultern floss. Der Duft ihres Haars war so flüchtig wie der ihrer Haut. Was immer sie an Zauberkraft besaß, war ihr angeboren und kam nicht aus Fläschchen und Tiegeln.
Von ihr berauscht, steifte er ihr das Kleid ab und ließ es auf den Teppich fallen.
Und seine Finger glitten über das Stilett, das an ihrem Schenkel festgeschnallt war.
Sie versteifte sich, als sie sich an die Waffe in dem Moment erinnerte, in dem er sie entdeckte. Die Leidenschaft erkaltete so schnell, dass Hannah schauderte. Als sie sich zurückzog, hielt er sie nicht auf.
„Bennett, es tut mir Leid.” Sie hatte vergessen, dass es keine Entschuldigungen, kein Bedauern geben konnte. Er schaute sie mit leerem Blick an, während er sich aufsetzte. Es gab nichts, das sie sagen konnte, um die Mauer zwischen ihnen zu beseitigen.
Er unterdrückte den aufkeimenden Arger und ließ den Blick über sie gleiten. Sie war schön, atemberaubend, begehrenswert. An ihrem langen, schlanken Schenkel war mit dünnen Lederbändern ein Messer festgeschnallt, das an dunkle Seitenstraßen und verräucherte Bars denken ließ. Bennett streckte die Rechte danach aus. Sie fing automatisch sein Handgelenk ab.
„Bennett…”
„Sei still!” Seine Stimme klang ausdruckslos und kühl. Hannah ließ die Hand sinken. Langsam zog er die Waffe heraus. Sie fühlte sich warm von Hannahs Haut an und war klein genug, um in seine Handfläche zu passen. Bis er den Knopf drückte und die dünne Klinge leise und tödlich heraussprang. Im Licht der Lampe glitzerte sie silbrig.
Hannah trug die Waffe an intimer Stelle. Er wollte sie fragen, ob sie das Messer je benutzt hatte, aber er sagte sich, dass es vorerst am besten sei, die Frage für sich zu behalten. Das Messer wog fast nichts, lag aber schwer wie Blei in seiner Hand.
„Warum brauchst du das im Palast?”
Sie schob einen Träger zurück auf ihre Schulter und rieb sich die Haut, die immer kälter wurde. „Ich erwarte eine Nachricht von Deboque. Ich weiß nicht, wann oder wo sie eintreffen wird. Weil ich vielleicht sofort reagieren muss, ist es am besten, vorbereitet zu sein.”
„Was für eine Nachricht?”
„Ich finde, du solltest nicht mich fragen, sondern…”
„Ich frage dich.” In seiner Stimme schwang eine Schärfe mit, die er selten, aber effektvoll einsetzte. „Was für eine Nachricht, Hannah?”
Sie zog die Knie an ihre Brust, schlang die Arme darum und erzählte ihm alles. Nun konnte es keinen Einwand mehr geben, erinnerte sie sich. Er wusste bereits zu viel.
„Wir opfern also einen Teil des Ostflügels. Tarnung.” Bennett drehte die Klinge unter dem Licht. Er wusste, dass er sie in
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