Cordina's Royal Family 1-4
konnte. „Aber ich finde, wir machen alles nur schlimmer, wenn wir zulassen, dass unser Leben so stark beeinflusst wird.”
„Du hast natürlich Recht.” Eve streckte beide Hände aus. „Weißt du, wie dankbar ich bin, dass du hier bist? Ohne dich wäre ich die ganze Zeit launenhaft und würde nur vor mich hin brüten. Brie kommt heute mit den Kindern. Wir müssen uns noch um die Blumenhändler und die Musiker kümmern.” Sie drückte Hannahs Hände und holte tief Luft. „Ich hasse es, so hilflos zu sein. Am liebsten würde ich hingehen und Deboque ins Gesicht spucken, aber ich muss mich damit zufrieden geben, die Dinge hier angenehmer zu machen.”
Hannah schwor sich, bei der ersten Gelegenheit für Eve Deboque ins Gesicht zu spucken. „Warum führst du mich nicht in den Ballsaal und zeigst mir, was schon getan wurde? Ich würde gern helfen.” Sie wollte helfen – und natürlich Eve von dem Paket weglotsen, das in ihrem Schrank lag.
„In Ordnung, aber ich möchte, dass du zuerst in mein Zimmer kommst. Ich habe ein Geschenk für dich.”
„Geschenke sind etwas für Weihnachten”, erinnerte Hannah sie, als sie zur Tür gingen.
„Dieses kann nicht warten.” Eve musste sich von den unterschwelligen Dingen ablenken, die sie alle belasteten. Dr. Franco hatte sie schon gewarnt, dass die Spannung Auswirkungen auf das Kind haben konnte.
„Schwangeren Prinzessinnen muss man jeden Wunsch erfüllen.”
„Sehr schlau, das zu deinem Vorteil einzusetzen.” Sie stiegen eine kurze Treppe hinauf und wechselten in den nächsten Flügel über. „Du sagtest, Gabriella würde bald hier sein? Kommt die ganze Familie heute?”
„In voller Kampfstärke, heute Nachmittag.”
Hannah entspannte sich ein wenig. Es würde leicht sein, das Paket an Reeve zu übergeben und den Plan weiter auszuführen. „Hat Bennett seinen Schatz in den Safe gelegt?”
„Schatz? Oh, sein Jo-Jo.” Eve lachte zum ersten Mal an diesem Tag unbekümmert, als sie ihr Schlafzimmer betrat. „Er betet dieses Kind an, weißt du. Ich habe nie jemanden gekannt, der zu Kindern so gut ist wie Bennett. Er wendet ungeheuer viel Zeit für das Hilfswerk für behinderte Kinder auf, obwohl ihn das seine freien Tage mit den Pferden kostet.” Sie betrat den angrenzenden Umkleideraum. „Auch ein Grund, warum ich so übellaunig bin, ist wohl, dass Bennett eigentlich im Moment munter und fidel sein sollte. Stattdessen sieht er aus, als würde er kaum jemals ein Auge schließen.”
„Munter und fidel?”
„Es hat ihn sechs Monate und enorm viel Überzeugungskraft gekostet, die Zustimmung für den Kinderflügel des Museums zu erhalten. Er hat es endlich bei diesem Vorstandstreffen durchgeboxt, aber nur mit viel Mühe und großer Überredungskunst. Hat er es dir gegenüber nicht erwähnt?”
„Nein”, antwortete Hannah.
„Seit zwei Jahren war das sein Lieblingsprojekt. Er hat Monate gebraucht, um den richtigen Architekten zu finden. Dann hat er den Plan auf seine Kosten zeichnen lassen, weil der Vorstand keinen Zoll nachgeben wollte.” Eve kam mit einem langen Karton in den Raum zurück. „Du solltest ihn bitten, dir die Pläne zu zeigen. Er wollte das Gebäude offen haben mit vielen Fenstern, damit die Kinder sich nicht eingesperrt fühlen. Die Vorstandsmitglieder haben gebrummt und gemurrt, weil er Skulpturen will, die die Kinder anfassen können, und Darstellungen aus Märchenbüchern anstelle von Rubens und Renoir und Rodin hinter Glas.”
„Ich wusste nicht, dass er so engagiert ist.”
„Was immer Bennett macht, tut er mit großem Engagement. Seine Idee war, Kindern Kunst durch Medien nahe zu bringen, die sie verstehen und genießen. Dann gibt es eine Abteilung, die für Gemälde und Figuren reserviert ist, die die Kinder selbst machen.” Eve legte den Karton auf das Bett und lächelte. „Ich bin überrascht, dass er dir nichts davon erzählt hat. Für gewöhnlich ist niemand vor ihm sicher. Er hat zwei Jahre Planung und sechs Monate Kampf gebraucht, damit sein Projekt endlich startet.”
„Das klingt gut.” Hannah fühlte, wie noch mehr Liebe in ihr Herz strömte.
„Die Öffentlichkeit hält ihn vor allem für einen Mann, der sich nur für Pferde und die nächste Party interessiert.”
„Er genießt dieses Image, aber in Bennett steckt mehr. Ich dachte, ihr zwei wärt einander recht nahe gekommen.”
„Bennett ist sehr freundlich.”
„Hannah, enttäusch mich nicht.” Ein wenig ermüdet setzte Eve sich auf die Bettkante.
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