Cordina's Royal Family 1-4
hin und her. Eine Salve aus einem Maschinengewehr schlug über Bennetts Kopf hinweg in das Holz und ließ Splitter auf seinen Rücken regnen. Er sah, wie ein Mann über die Reling der Yacht ins Wasser stürzte.
Das Feuer von Deboques Seite kam bereits sporadischer, doch die Zeit verstrich viel zu schnell. Und Hannah war noch immer bei Deboque. Sie ist am Leben, sagte Bennett sich, während er zielte und schoss. Sie war am Leben. Er hätte es gewusst, wenn nicht, weil dann sein Herz stehen geblieben wäre. Unrast brodelte in ihm, wilder als diese wilde Nacht. Er gab ihr nach, kämpfte sich zum Heck vor und glitt ins Wasser.
Die Nacht war von Schüssen und Schreien erfüllt. Er sah, wie ein Mann von Deboques Yacht ins Wasser tauchte und hektisch in Richtung Küste schwamm, die zehn Meilen entfernt war. Seine Hand streifte eine Leiche, die mit dem Gesicht nach unten auf den Wellen trieb. ISS oder Feind, er wusste es nicht. Während der Kampf tobte, schwamm Bennett lautlos um die Yacht herum.
Weil es fast schon vorüber war, gab Reeve seinen Männern das Zeichen zum Entern. Erst da bemerkte er, dass Bennett nicht mehr an seiner Seite war.
„Der Prinz!” Seine Kehle wurde trocken vor Panik. „Wo ist Prinz Bennett?”
„Dort!” Einer der Männer entdeckte Bennett, als der gerade um das Heck von Deboques Yacht herum verschwand.
„Um Himmels willen”, stöhnte Reeve. „Rückt vor! Bereitmachen zum Entern!”
Mit festen Schwimmzügen umrundete Bennett das Heck. Es war niemand auf der Steuerbordseite, als er sich an Deck zog. Gelegentlich wurde noch geschossen, aber die Schreie waren verstummt. Er hatte während der endlos langen Zeit unter Deck Hannahs Zeichnung von Deboques Yacht eine Stunde lang genau studiert und sich eingeprägt. Er machte sich auf die Suche nach ihr …
Es war Hannah gelungen, Deboques Waffe quer durch den Raum zu schlagen, doch er war schneller und stärker, als er wirkte. Als sie sich auf die Waffe warf, war Deboque schon über ihr. Eine Hand legte sich um ihren Hals und drückte ihr die Luft ab. Hannah befreite einen Arm und rammte ihm die Faust gegen den Kehlkopf. Nun rangen sie beide nach Luft.
Sie streckte eine Hand aus, und ihre Finger tasteten über den Griff der Waffe. Sie fluchte vor Schmerz und Wut, als er sie an den Haaren zurückzerrte. Dreißig heftige und erschöpfende Sekunden lang kämpften sie auf dem Boden der Kabine miteinander.
Miteinander verschlungen, rollten sie wieder auf die Waffe zu. Hannah streckte den Arm, griff erneut danach und hätte sie beinahe erwischt. Aus den Augenwinkeln sah sie seine Faust auf sich zukommen und wich aus.
Der Schlag streifte sie nur, war jedoch stark genug, um sie herumzuwirbeln.
Und dann starrte sie in die dunkle Mündung seines Revolvers.
Sie hatte sich auf das Schlimmste vorbereitet. Atemringend wappnete sie sich innerlich. Wenn ihr schon nichts anderes blieb, dann wollte sie wenigstens ihren Schwur einhalten und ihm ins Gesicht spucken. „Ich bin ISS-Agentin. Die Bissets sind in Sicherheit, und Sie werden nicht entkommen! Es ist alles vorbereitet.”
Deboques Augen funkelten vor Wut. Hannah lächelte ihn an und wartete auf die Kugel…
Als Bennett in den Raum stürmte, sah er Deboque über Hannah kauern, einen Revolver auf ihren Kopf gerichtet. Es passierte blitzartig, so schnell, dass er sich unmittelbar danach nicht erinnern konnte, wer zuerst geschossen hatte.
Deboque riss den Kopf herum. Ihre Blicke trafen sich. Als die Waffe von Hannahs Kopf zu Bennett schwenkte, schrie Hannah auf und schlug zu. Zwei Abzüge wurden gedrückt. Zwei Schüsse krachten.
Bennett spürte die Kugel so dicht an sich vorbeifliegen, dass seine Haut prickelte und sich erhitzte. Er sah, wie Blut aus Deboques Brust sickerte, ehe er auf Hannah sank.
Da begann sie zu zittern. Al die Jahre des Trainings waren vergessen, als sie bebend unter dem Toten lag. Sie hatte sich auf ihren eigenen Tod vorbereitet. Das war Pflicht. Doch sie hatte gesehen, wie die Kugel einen Zentimeter neben Bennetts Kopf ins Holz schlug.
Selbst als er zu ihr kam, Deboque beiseite schob und sie an sich zog, hörte das Zittern nicht auf. „Es ist vorüber, Hannah.” Er hielt sie in seinen Armen, wiegte sie, drückte Küsse in ihr Haar. „Es ist vorüber.” Anstelle der Befriedigung und der erwarteten Begeisterung verspürte er nur Erleichterung. Sie war in Sicherheit. Und er wollte dafür sorgen, dass sich daran nichts änderte.
„Du hättest umkommen können. Verdammt,
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