Cordina's Royal Family 1-4
er das Auto.
„Bei so einem Unwetter hätten Sie besser auf der Standspur angehalten und nicht daneben”, versuchte er gegen das Heulen des Windes anzuschreien.
„Das ist zweifellos ein hilfreicher Hinweis.” Ihr Ton war eisig und schrecklich höflich – eine Fähigkeit, mit der sie sich bei ihren Brüdern den Spitznamen Prinzessin Etepetete eingehandelt hatte.
Als er den Blick wieder auf sie richtete, blitzte in seinen Augen etwas auf, das man als Belustigung hätte deuten können. Oder als Gereiztheit.
„Ich wäre Ihnen wirklich unendlich dankbar, wenn Sie mir aus dem Graben heraushelfen würden.”
„Das kann ich mir lebhaft vorstellen.” Seine Stimme klang tief, heiser und ein bisschen müde. „Aber da ich meinen super Kraftanzug auf Krypton gelassen habe, haben Sie leider Pech.”
Sie warf ihm einen langen Blick zu. In seinem hageren Gesicht mit den ausgeprägten Zügen spross ein Dreitagebart. Um seinen Mund lagen strenge Linien. Wie bei einem Professor, dachte sie, der nur Vorträge hält.
Im Moment war sie allerdings nicht in der Stimmung, sich solche anzuhören.
Sie unterdrückte ein Frösteln und rang um Haltung. „Irgendetwas muss man doch tun können.”
„Ja.” Sein Seufzer verriet ihr, dass er nicht allzu glücklich darüber war.
„Steigen Sie ein. Wir fahren zu mir und rufen den Abschleppdienst an.”
Einsteigen? Sie sollte zu ihm ins Auto steigen?
Sprich nicht mit Fremden.
Marians Warnung hallte ihr in den Ohren. Natürlich hatte sie diesen Rat in den letzten anderthalb Wochen schon Dutzende von Malen in den Wind geschlagen. Aber in der Dunkelheit auf einer einsamen Landstraße zu einem Fremden ins Auto steigen?
Andererseits, wenn er die Absicht hatte, ihr etwas anzutun, brauchte er sie dafür nicht erst in sein Auto zu locken. Er könnte einfach aussteigen und ihr mit irgendeinem Gegenstand eins über den Kopf geben, fertig, aus.
Deshalb nickte sie, vor die Wahl gestellt, entweder Stunden in ihrem liegen gebliebenen Auto zu verbringen oder mit ihm mitzufahren, wo es ein Dach überm Kopf und vielleicht sogar – wenn sie Glück hatte – eine Tasse heißen Kaffee gab. „Mein Gepäck ist noch im Kofferraum”, sagte sie.
„Schön. Holen Sie es.”
Sie blinzelte verdutzt. Dann, als er sie weiterhin einfach nur finster anschaute, biss sie die Zähne zusammen.
Dieser edle Ritter kann mich mal, dachte sie wenig prinzessinnenhaft, während sie durch den Regen trottete, um ihr Gepäck zu holen. Was für ein elender Stoffel.
Aber wenn er ein Telefon und eine Kanne Kaffee hatte, war sie bereit, darüber hinwegzusehen.
Sie hievte ihren Koffer und ihre Reisetasche auf die Rückbank seines Trucks, dann stieg sie neben ihm ein.
Erst in diesem Augenblick entdeckte sie, dass er den rechten Arm in einer Schlinge trug. Sofort verspürte sie heftige Gewissensbisse.
Natürlich konnte er ihr nicht mit dem Auto oder dem Gepäck helfen, wenn er verletzt war. Und wahrscheinlich hatte er sich nur deshalb so unhöflich verhalten, weil es ihm unangenehm war. Um ihn für ihre unfreundlichen Gedanken zu entschädigen, lächelte sie ihn strahlend an.
„Vielen Dank, dass Sie mir helfen. Ich hatte schon befürchtet, ich müsste die Nacht im Auto zubringen … bis auf die Haut durchnässt.”
„Wenn Sie im Auto geblieben wären, wären Sie nicht nass geworden.”
Ihr lag eine bissige Bemerkung auf der Zunge, aber sie verkniff sie sich.
Von Kindesbeinen an war sie darauf getrimmt, sich in jeder Lebenslage diplomatisch zu verhalten, auch wenn ihr Gegenüber es nicht verdient hatte. „Wohl wahr. Aber ich weiß es dennoch zu schätzen, dass Sie angehalten haben, Mr….”
„Caine. Delaney Caine.”
„Mr. Caine.” Sie schob sich eine nasse Haarsträhne aus der Stirn. „Ich heiße Camilla …” Sie unterbrach sich und zögerte einen Sekundenbruchteil, weil ihr klar wurde, dass sie drauf und dran gewesen war, MacGee zu sagen. Der Vorfall hatte sie mehr durcheinander gebracht, als ihr bewusst war. „Breen”, beendete sie ihren Satz, zu Marians Familiennamen Zuflucht nehmend. „Was ist denn mit Ihrem Arm passiert?”
„Hören Sie, verzichten wir einfach auf die Konversation.” Er fuhr hier einhändig durch ein heftiges Unwetter, und die Frau wollte plaudern.
Erstaunlich, wirklich. „Wir wollen beide nur ins Trockene und Ihren Wagen wieder auf die Straße bringen, damit Sie endlich an Ihr Ziel kommen.”
Eben doch ein elender Stoffel, entschied sie. „Sehr gut.” Sie wandte sich ab
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