Cordina's Royal Family 1-4
Nein! Relâchez-moi, salaud…“
Ihre Stimme klang so verzweifelt und dabei gar nicht ärgerlich, dass Reeve sie augenblicklich freigab. Sofort griff er jedoch wieder nach ihr, da Gabriella zu fallen schien. „Brie!“ Schnell half er ihr, sich wieder auf den Stuhl zurückzusetzen. Er beugte ihr den Kopf zwischen die Knie, noch ehe sie sich dessen bewusst werden konnte. Obwohl er sich im Stillen verwünschte, klang seine Stimme dennoch sicher und beruhigend. „Atmen Sie tief durch, und entspannen Sie sich. Es tut mir so Leid. Ich habe nicht vor, mehr von Ihnen zu verlangen, als Sie zu geben bereit sind.“
Nein, das würde er wirklich nicht von ihr verlangen. Noch immer hielt Gabriella die Augen geschlossen und bemühte sich, sich aus der Benommenheit zu lösen.
„Nein.“ Sie versuchte, ihre Hand freizubekommen, und Reeve ließ sie los. Noch immer hatte sie ein bleiches Gesicht. Als sie zu ihm aufsah, waren ihre Augen dunkel vor Angst. „Es war nicht Ihre Schuld“, brachte sie kaum hörbar hervor. „Es hatte nichts mit Ihnen zu tun. Ich erinnerte mich, glaube ich …“
Sie seufzte verzweifelt und bemühte sich um Fas sung. „Es lag an etwas anderem. Eine Minute lang war ich ganz woanders. Ein Mann hielt mich fest. Ich konnte ihn nicht erkennen. Entweder war es dunkel, oder meine Erinnerungen sind blockiert. Aber er hielt mich fest, und ich wusste, wusste mit Sicherheit, dass er mich vergewaltigen wollte, weil er so betrunken war.“
Gabriella griff nach Reeves Hand und hielt sie fest. „Er stank nach Wein, und ich hatte das Gefühl, diesen Geruch jetzt wieder wahrzunehmen. Er hatte rohe Hände, war sehr kräftig und obendrein stark betrunken.“ Sie schluckte und ein Zittern ergriff ihren Körper.
Schließlich entzog sie Reeve ihre Hand und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. „Ich hatte ein Messer, woher, weiß ich selbst nicht. Ich hielt dieses Messer fest. Ich glaube, ich habe ihn getötet.“
Sie warf einen Blick auf ihre jetzt ruhige Hand. Dann drehte sie sie um und starrte auf ihre Handfläche. Sie war glatt und weiß. „Ich glaube ich habe ihn mit diesem Messer erstochen“, sagte sie ruhig. „Ich hatte sein Blut an meinen Händen.“
„Brie, erzählen Sie mir, an was Sie sich sonst noch erinnern.“
Bleich und erschöpft sah Gabriella ihn an. Nichts. Ich erinnere mich nur an den üblen Geruch und den Kampf mit ihm. Ich bin nicht sicher, ob ich ihn wirklich umgebracht habe. Ich kann mich an nichts vor oder nach dem Kampf erinnern. Wenn der Mann mich tatsächlich vergewaltigt hat, so weiß ich auch das nicht mehr!“
„Sie wurden sexuell nicht missbraucht“, erklärte Reeve knapp und sachlich. „Die Arzte haben Sie untersucht.“
Vor Erleichterung war Gabriella den Tränen nahe, aber sie konnte sie unterdrücken. „Die Ärzte können mir jedoch nicht sagen, ob ich den Mann erstochen habe oder nicht.“
„Nein, das können nur Sie, wenn der Zeitpunkt gekommen ist.“
Gabriella reichte Reeve die Hand, und so gingen sie beide zurück durch den Garten auf die weißen, gleißenden Mauern des Palastes zu.
„Ihr Blutdruck ist normal.“ Dr. Franco legte seine Instrumente wieder in die Tasche zurück. „Auch der Puls und Ihre Gesichtsfarbe. Körperlich gesehen gibt es keine Komplikationen. Ich finde nur, dass Sie noch etwas zu dünn sind. Fünf Pfund mehr würden Ihnen nicht schaden.“
„Fünf Pfund mehr würden meine Schneiderin in Schreikrämpfe ausbrechen lassen“, antwortete Gabriella mit belustigtem Lächeln. „Sie ist von meiner augenblicklichen Figur hell begeistert.“
„Hm.“ Dr. Franco strich sich seinen gepflegten weißen Bart. „Sie will ja nur einen Kleiderständer, den sie mit Stoff drapieren kann. Sie müssen zunehmen, Gabriella. Nehmen Sie die von mir verschriebenen Vitamintabletten?“
„Jeden Morgen.“
„Gut, sehr gut. Aber Ihr Vater hat mir berichtet, dass Sie Ihr Arbeitspensum nicht eingeschränkt haben.“
Sofort regte sich ihr Widerspruchsgeist. „Ich arbeite gern.“
„Auch das hat sich also nicht geändert. Ich wüsste allerdings gern, wie Sie sich innerlich fühlen. Niemand, ganz besonders nicht Ihre Ärzte, nehmen Ihren Gedächtnisverlust leicht oder können sich vorstellen, was das für Sie bedeutet. Aber für Ihre Umgebung ist es noch schwerer, Ihre Lage voll zu verstehen und hinzunehmen. Schon deshalb habe ich Ihnen diese Frage gestellt.“
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll, nicht einmal, was ich eigentlich sagen
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