Cordina's Royal Family 1-4
herein.“
„Entschuldigen Sie bitte, Eure Hoheit.“ Janet betrat mit dem ihr eigenen geschäftigen Gebaren das Wohnzimmer. „Ich dachte, es würde Sie interessieren, zu wissen, dass im Ballsaal al es in Ordnung ist. Auch die Dekorationen werden jetzt aufgehängt.“ Obwohl sie die auf die Erde verstreuten Papiere sah, enthielt sie sich jeglichen Kommentares. „Haben Sie Ihren Anruf bekommen?“
„Ja. Ich habe mit Miss Hamilton gesprochen. Sie können meinem Vater gern ausrichten, dass sie keinen Argwohn hegt.“
Janet hielt ihre Hände gefaltet. „Ich bitte um Verzeihung, Eure Hoheit?“
„Wollen Sie mir etwa weismachen, dass Sie meinem Vater keinen Bericht erstatten?“ meinte Gabriella etwas bissig. Sie erhob sich und fühlte abwechselnd Schuld und Verzweiflung. „Ich bin mir völlig darüber im Klaren, wie sehr Sie mich beobachten, Janet.“
„Unsere einzige Sorge ist Ihr Wohlergehen“, antwortete Janet tonlos.
„Falls ich Sie gekränkt haben sollte …“
„Der Vorwand, unter dem sie gekommen sind, ist beleidigend“, zischte Gabriella. „Das Ganze überhaupt.“
„Ich weiß, Eure Königliche Hoheit müssen sich fühlen, als …“
„Sie wissen überhaupt nicht, wie ich mich fühle“, unterbrach Gabriella die Sekretärin und wirbelte herum. „Wie könnten Sie? Erinnern Sie sich an Ihren Vater, Bruder, an Ihre engsten Freunde?“
„Eure Königliche Hoheit …“ Janet trat näher an Gabriella heran. Mit dieser Art Temperamentsausbruch und Laune der Prinzessin musste man vorsichtig umgehen. „Vielleicht versteht keiner von uns allen wirklich Ihre Lage, aber das heißt doch nicht, dass wir uns keine Sorgen machen. Wenn ich Ihnen nur helfen könnte!“
„Nein, nein danke.“ Viel ruhiger drehte Gabriella sich um. „Es tut mir Leid, Janet. Ich hätte Sie nicht anfahren dürfen.“
Janets Lächeln war dünn. „Aber Sie mussten sich bei jemandem abreagieren. Ich hoffe … Das heißt, ich dachte, dass Sie sich vielleicht nach dem Gespräch mit einer alten Freundin an etwas erinnern könnten.“
„Nichts. Manchmal frage ich mich, ob es mir überhaupt je gelingen wird.“
„Aber die Ärzte haben die Hoffnung doch nicht aufgegeben.“
„Ärzte. Sie raten mir immer nur zur Geduld!“ Mit einem Seufzer wandte sie sich einer Vase zu und zupfte an den Blumen. „Wie kann ich Geduld aufbringen, wenn ich immer nur Erinnerungsfragmente habe, wer ich bin und was mit mir geschehen ist!“
„Aber Sie haben Erinnerungsfetzen?“ Wieder trat Janet einen Schritt näher. Zögernd legte sie Gabriella ihre Hand auf den Arm. „Sie können sich an Kleinigkeiten erinnern?“
„Nein, nur Eindrücke. Überhaupt nichts Konkretes.“ Die Erinnerung an das Messer hatte Substanz, aber sie war zu schrecklich, um ihr zu lange nachzuhängen. Sie brauchte etwas, das ihr Verstand annehmen und sie beruhigen konnte.
„Aber aus Steinchen formt sich letztendlich ein Ganzes, nicht wahr, Janet?“
„Ich bin kein Arzt, aber vielleicht sollten Sie sich mit dem begnügen, was Sie jetzt schon erreicht haben.“
„Dass mein Leben vor weniger als einem Monat begonnen hat?“
Gabriella schüttelte den Kopf. „Nein, das kann und will ich nicht. Ich will endlich den ersten Stein finden.“
Ein Stockwerk höher saß Alexander in seinem geräumigen, in kühlen Farben gehaltenen Büro und betrachtete Reeve. Er hatte dieses Gespräch sorgfältig vorbereitet.
„Ich weiß es zu würdigen, dass Sie mir ein wenig Ihrer kostbaren Zeit opfern, Reeve.“
„Ich bin sicher, Sie halten es für wichtig, Alex.“
„Gabriella ist wichtig.“
Reeve nickte langsam. „Für jeden von uns.“
Mit dieser Antwort hatte Alex nicht unbedingt gerechnet, aber er ließ sich nicht aus dem Konzept bringen. „Ich schätze sehr, was Sie für uns tun, Reeve, aber andererseits meine ich, dass mein Vater eine alte Freundschaft zu stark beansprucht. Ihre Rolle wird von Tag zu Tag delikater.“
Reeve lehnte sich zurück. Obwohl fast zehn Jahre Altersunterschied zwischen ihnen lagen, hatte Reeve nicht das Gefühl, einem jüngeren gegenüber zu sitzen. Alexander war reifer als die meisten seines Alters.
Reeve überlegte, welche Taktik jetzt angebracht war und entschied sich für den Angriff. „Beunruhigt Sie die Möglichkeit, dass ich Ihr Schwager werden könnte, Alex?“
Der Prinz ließ sich nicht anmerken, ob er verärgert war. „Wir wissen beide, welches Spiel gespielt wird. Meine Sorge gilt Gabriella. Momentan ist sie sehr leicht zu
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