Cordina's Royal Family 1-4
verletzen. Da Sie dem Wunsch meines Vaters zufolge Gabriella jetzt näher stehen als ihre eigene Familie, sind Sie in der Lage zu beobachten und Ratschläge zu erteilen.“
„Und es beunruhigt Sie, dass ich Dinge, die mich nichts angehen, beobachten und unangebrachte Ratschläge geben könnte!“
Alexander breitete die Hände auf dem Schreibtisch aus. „Ich sehe, warum mein Vater Hochachtung vor Ihnen empfindet, Reeve. Und ich glaube zu verstehen, warum Brie Ihnen vertraut.“
„Aber Sie vertrauen mir nicht.“
„Doch, eigentlich schon!“ Er war selbstsicher. Ein Mann in Alexanders Position konnte sich Unsicherheit auch keinesfalls erlauben. Er machte dennoch eine kleine Pause, um gewiss zu sein, die richtigen Worte, den richtigen Ton zu wählen. „Soweit Bries Sicherheit betroffen ist, bin ich davon überzeugt, dass sie in guten Händen ist. Andererseits …“ Er sah Reeve direkt in die Augen. Reeve hielt seinem Blick stand. „Sonst würde ich dafür Sorge tragen, dass man Sie entweder sorgfältig im Auge behielte oder sich von Ihnen trennte.“
„Das ist nur verständlich!“ Reeve nahm sich eine Zigarette und bot auch Alexander eine an. Der lehnte dankend ab. „Meine Stellung als Leibwächter beunruhigt Sie also nicht, aber Sie machen sich Sorgen über eine persönliche Beziehung?“
„Sie wissen sehr wohl, dass ich gegen Ihre Verlobung mit meiner Schwester gewesen bin. Nein, geben wir der Wahrheit die Ehre, ich habe versucht, diesen Schritt zu verhindern.“
„Ich weiß, dass Sie und Loubet Ihre Zweifel hatten.“
„Ich mag meine Meinung nicht mit der von Loubet verglichen sehen“, murrte Alexander. Dann sah er Reeve mit einem breiten, offenen Lächeln an. „Mein Vater ist der Ansicht, dass Loubets Talente und Erfahrungen als Staatsminister eine ganze Reihe seiner überholten Vorstellungen aufwiegen.“
„Dann ist da noch die Tatsache, dass Loubet hinkt.“ Alexander sah ihn verständnislos an. Reeve blies den Rauch seiner Zigarette genüsslich aus und fuhr fort: „Alex, wir kennen die Geschichte unserer beiden Familien. Mein Vater saß mit Loubet und dem Fürsten in dem Wagen, als sie vor fast fünfunddreißig Jahren diesen Unfall hatten. Ihr Vater brach sich den Arm, meiner hatte eine leichte Gehirnerschütterung. Aber Loubet wurde unglücklicherweise viel schlimmer verletzt!“
„Dieser Unfall hat nichts mit Loubets heutiger Position zu tun.“
„Nein, das glaube ich auch nicht. Ihr Vater regelt Dinge nicht auf diese Weise. Aber vielleicht ist er deswegen ein wenig duldsamer. Schließlich saß Ihr Vater am Steuer. Ein bestimmtes Maß an Gewissensbissen ist doch nur menschlich. In jedem Fall soll damit nur deutlich gemacht werden, dass unsere Familien in bestimmter Weise verbunden sind. Alte Freundschaften, alte Bindungen. Nur deswegen wurde meine Verlobung mit Ihrer Schwester so leicht akzeptiert.“
„Waren Sie denn so einfach damit einverstanden?“
Jetzt zögerte Reeve. „Alex, wollen Sie eine diplomatische Antwort hören oder die Wahrheit?“
„Die Wahrheit.“
„Es war keine einfache Entscheidung für mich, einer falschen Verlobung mit Gabriella zuzustimmen. Es fällt mir auch nicht leicht, meine Rolle als ihr Verlobter zu spielen oder meinen Ring an ihrem Finger zu sehen. Es ist aus dem einfachen Grund nicht leicht“, setzte Reeve langsam hinzu, „weil ich mich in sie verliebt habe.“
Alexander antwortete nicht und gab auch kein Anzeichen der Überraschung von sich. Langsam strich er mit dem Finger über ein silbergerahmtes Bild, aus dem ihm seine Schwester entgegenlächelte. „Und was wollen Sie jetzt tun?“
Reeve runzelte die Stirn. „Ist es nicht Sache Ihres Vaters, das zu fragen?“
„Sie haben es nicht meinem Vater erzählt.“
„Nein.“ Langsam und betont drückte Reeve seine Zigarette aus. „Ich habe nicht vor, irgendetwas zu tun. Ich bin mir meiner Verantwortung und meiner Grenzen hinsichtlich Ihrer Schwester sehr wohl bewusst,“
„Gut.“ Geistesabwesend spielte Alexander mit einem Kugelschreiber. Er hatte den Eindruck, Reeve MacGee längst nicht so gut zu kennen, wie er gedacht hatte. „Und welcher Art sind Bries Gefühle?“
„Das ist Bries Angelegenheit. Zum jetzigen Zeitpunkt muss man ihr Leben nicht noch mehr komplizieren. Sobald sie sich wieder erinnern kann, wird sie mich nicht mehr benötigen.“
„So einfach ist das?“
„Ich bin Realist. Welche Beziehung sich auch immer zwischen Brie und mir im Augenblick entwickeln mag, sie
Weitere Kostenlose Bücher